Kenya 27.02. - 16.04.2015

In Kürze ein paar Infos und Zahlen über Kenya …

Kenya hat 44 Mio. Einwohner und ist etwas größer als Frankreich. Die Amtssprache ist Englisch und Kiswahili. Hier leben 70 % Christen, 20 % Muslime und 10 % AnhängerInnen von Naturreligionen. Die Schulausbildung bis zur 8. Klasse ist kostenfrei, deshalb gibt es nur 15 % Analphabeten. Kenya ist eine Präsidalrepublik. Auf den Straßen wird links gefahren. Sicherheitsfirmen sind der größte Arbeitgeber des Landes.

Die Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien am 12.12.1963 ist verbunden mit der Guerilla-Bewegung „Mau Mau“. Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Nationen haben sich die Kenyaner gewaltsam gegen die koloniale Unterdrückung aufgelehnt und für ihre Freiheit gekämpft.

Nach mehreren Anschlägen und Entführungen durch Angehörige der radikalislamischen Al-Shabab-Miliz aus Somalia, sah Kenya seine nationale Integrität und das wichtige Tourismusgeschäft an der Küste bedroht und drang Mitte Oktober 2011 mit eigenen Truppen in Süd-Somalia ein. Es ist der 1. Krieg, den Kenya seit seiner Unabhängigkeit führte.

Gefahrene Route Teil 1:

Wir rumpelten mal wieder auf einer schlechten Straße an Dörfern vorbei und durch eine wunderbare Gegend zur Suam-Border, der kleinsten Grenze Ugandas mit Kenya. Dort war ein Band quer über den Weg gespannt. Kein Mopedfahrer und auch keins der ganz wenigen Autos hielten an, sondern fuhren einfach drum herum.

Da wir jedoch einen Stempel im Pass und auch in den Zolldokumenten brauchten, hielten wir an und gingen in das geöffnete Immigrationsbüro. Es war niemand da. Wir riefen, fragten überall herum, aber keiner wusste Bescheid, bis ein Polizist zu uns kam. Er informierte uns darüber, dass die Beamten auch schon mal schlafen, wenn so wenig an der Grenze los ist. Und tatsächlich, nach ca. ½ Stunde, kam eine sehr verschlafen aussehende Frau aus einem Nebenraum, stempelte professionell unsere Pässe ab und schickte uns zum Zoll. Als wir das Büro des Zolls betraten war auch diesmal niemand da. Dafür hörten wir lautes Schnarchen aus dem gegenüberliegenden Haus. Als der Zollbeamte endlich wach war, ging alles ruck zuck und wir waren in Kenya. Dort war ebenfalls alles sehr entspannt und uns wurden noch nicht einmal die erwarteten Gebühren für unser Auto abgenommen. Ohne Zweifel, dies ist unsere Lieblingsgrenze!

Suam-Border

Unsere erste Nacht verbrachten wir in Kitale, auf dem Campsite der Karibuni Lodge Dort trafen wir Norbert und Sonja, die wir schon von den Sipi Falls kannten. Wir führten Fachgespräche über Brot backen, flicken von Reifen und abschmieren von Nippeln, starteten einen Großeinkauf, ließen unsere 2 kaputten Reifen reparieren und fuhren zum Masai-Mara Nationalpark. Eine etwas umständliche Route, aber hier warten alle auf den Regen (wir nicht) und wir wollten nicht riskieren, dass die Straßen im Park unpassierbar sind.

Gegen Raser ...

Der Campsite in Talek (direkt vor dem Gate zum NP) war einfach und wir hatten sofort Anschluss an eine Elan-Antilope, die auf dem Campsite lebte, sehr anhänglich bis aufdringlich und verfressen war. Gerade waren wir dabei uns einen Salat zu schnibbeln, da kam das VIEH (neuer Name für Elan) und fraß unvermittelt unsere Zwiebeln vom Tisch. Yvonne rettete unsere Salatschüssel und Heike sprang Richtung Tisch um den Rest zu sichern. Natürlich konnte Heike es nicht lassen, dem VIEH auch noch zu drohen. Das ließ sich das VIEH nicht gefallen und stürmte auf Heike los, spießte sie am Hintern mit ihren Hörner auf, drückte sie gegen unser Auto und zerriss bei dieser Aktion Heikes Lieblingshose … . Na ja, irgendwie sind Heike mittlerweile die richtig wild lebenden Tiere doch lieber ... .

Talek, kein einladender Ort ...

Erstmalig räumten wir unser halbes Auto leer (sonst wäre kein Platz für eine 3. Person gewesen) und buchten uns einen Guide, der für uns die Raubtiere finden sollte. Der Maasai-Guide Edward war genau der Richtige für uns. Er hatte nur noch ein Auge, mit dem er aber besser sah als wir beide zusammen mit Brille.

Während der ersten Nachmittagssafari spürte er eine Löwenfamilie auf. Alle Tiere lagen in den Büschen, dösten so vor sich hin, aber Edward war sich sicher, dass sie in ein paar Stunden herauskommen. Als wir 3 Stunden später wiederkamen lagen die Löwen immer noch im Gebüsch, aber Edward war sich wieder sicher, dass sie gleich aktiv werden.

Und tatsächlich, erst kam die Löwenmutter aus dem Gebüsch, witterte, legte sich hin und tat desinteressiert. Dann schritt sie langsam neben uns an den Büschen vorbei und plötzlich ging es los ...

Schemenhaft sahen wir die Löwen hintereinander durch das Gebüsch laufen. Edward war hoch konzentriert, fuhr mit uns noch an den Büschen entlang und rief plötzlich „they kill the cows, they kill the cows“!! Und tatsächlich wir fuhren weiter und sahen auf der anderen Seite des Talek-River Maasai-Hirten mit einer riesigen Rinderherde, die gerade in der Dämmerung den Talek-River in die Masai Mara überquerten und verbotener Weise ihre Rinder im Nationalpark weiden lassen wollten. Außerhalb des Parks ist alles staubtrocken und bis der Regen kommt, gehen sie das Risiko ein, Strafe zu zahlen oder auch Rinder durch Raubtiere zu verlieren. Edward versuchte die Hirten zu warnen, denn tatsächlich tauchten die Löwen am Wasser auf und pirschten sich heran. Zeitweise mussten die Löwen ihre Deckung verlassen und wir sahen 10 teilweise noch junge Tiere auf der Jagd.

Da unser Jagdinstinkt nun geweckt war, stellten wir erstmals unseren Wecker, damit wir an den nächsten Morgenden um 6.00 Uhr mit Edward wieder auf Safari gehen konnten.

Geparden-Mutter mit ihren Jungen ...

Geparden-Hochsitz ...

Wo der wohl hin will?

Kurz vor der Paarung ...

Unabhängig von den Geparden, Leoparden und vielen Löwen die wir sahen, beeindruckte und faszinierte uns die Weite der Masai Mara mit ihren Tierherden, Gras- und Dornbusch-Savannen, die so weit waren, wie das Auge reichte. Wir fuhren Wege, die wir als solche kaum erkannten ...

Zum Abschluss unserer 3-tägigen Safari beobachteten wir noch wie eine Löwin ihren Riss, es war eine der sehr schlauen Leierantilopen, in Sicherheit bringen wollte. In der Weite der Masai Mara war der hierfür wohl vorgesehene Baum noch einige hundert Meter entfernt. Da die Löwin sehr angestrengt war und nach max. 5 m ihre Beute immer wieder ablegen musste, wird dies wohl noch einige Stunden gedauert haben ...

Das könnte ihr Ziel sein ...

Wie schafft sie das Tier da wohl hoch?

Bekannt ist die Masai Mara als Schauplatz der letzten Wildtiermigration der Welt, wo alljährlich 100.000de Gnus und Zebras auf dem Weg in bessere Weidegründe den Sprung über den Mara-River wagen.

Die mit Edward durchgeführte Safari bleibt uns unvergessen. Er spürte die Löwen, Geparden und Leoparden auf und wusste immer, wann sie aus ihren Verstecken kamen. Dort warteten wir dann mit unserer Kamera auf sie. Es war wie eine Jagd (natürlich nur mit Fotoapparat) unglaublich aufregend und mit Edward exotisch und sehr unkonventionell.

Von der Masai Mara fuhren wir weiter durch Maasai-Land nach Narok. Die Straße dorthin war sehr schlecht und die Umgebung sehr verschmutzt und verkommen. So kurz vor der Regenzeit ist alles extrem trocken und staubig. Kein Grashalm war zu sehen. Was die mittlerweile sehr abgemagerten Kühe fressen und saufen ist uns schleierhaft. Durch den vielen Staub in der Luft, konnten wir die Berge in der Ferne kaum sehen, dafür sahen wir überall Windhosen, die über das Land fegten.

Maasai-Frauen ...

Zentral-Mittel-Kenya wird vom Rift Valley durchzogen. Es ist Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Einer der Seen die zum Rift Valley gehören, aber nicht zum NP erklärt wurden, ist der Lake Naivasha. Wir blieben auf einem schönen großen Platz mit riesigen Fieberbäumen direkt am See. Mittlerweile war der Himmel blau mit weißen Schäfchenwolken, es windete böenartig und abends wurde es kühler. Eine große Bedrohung des Ökosystems stellen die Farmen mit ihren riesigen Gewächshäusern, in denen Blumen gezüchtet werden, dar. Auch die eingeschleppten Wasserhyazinthen sind eine sehr große Gefahr für das Gleichgewicht des Sees.

Gefahrene Route Teil 2:

Gefahrene Route Teil 3:

Weiter ging´s nach Nakuru, dem Eintritts Gate zum Nakuru NP. Dieser Park kostet auch 80 US-$ Eintritt pro Person, so dass wir dankend verzichteten. Wir landeten auf einem Campsite in der Nähe des Lake Elementeita. Hier war es so, wie uns Afrika gefällt. Staubtrocken in einer Dornbuschsavanne, dafür aber mit einer wunderbar weiten Aussicht. Tagsüber knallte die Sonne und abends windete es. Hier waren wir mal wieder alleine, bis auf 3 kleine anhängliche Kätzchen. Der Eigentümer der Anlage, ein Ami, lud uns zu einem Game Drive mit Sundowner zum Lake Elementeita ein. In so einem alten und klapprigen Auto hatten wir noch nie gesessen, aber dafür war der Blick durch's Wagendach prima. Es war staubtrocken und alle warteten hier auf den Regen. Zum ersten Mal sahen wir Rothschild-Giraffen und der etwas salzhaltige See war voller Flamingos. Nach dem 3. Sundowner durfte sein Guide fahren … .

Wir fuhren das Rift Valley rauf und runter von 2.700 m auf 1.200 m und dann wieder hoch auf 2.400 m und passierten den Ort Iten, „the home of champinons“, die die erfolgreichsten kenyanischen Langstreckenläufer (Olympiasieger, Weltmeister etc.) hervorbrachten. Die Landschaft mit ihrer Weite und dem Rift im Hintergrund war einmalig. Die Äcker waren zwischenzeitlich bestellt und auch hier warteten alle auf Regen.

Und dann landeten wir auf 1.000 m am Lake Baringo. Er ist einer der Vulkan-Seen die durch das Rift Valley entstanden sind, dazu gehören auch der Lake Bogoria, Nakuru, Elementeita und Naivasha.

Das Roberts Camp liegt dirket am Lake Baringo und wurde im Reiseführer als „non plus ultra“ beschrieben. Leider war in der Zwischenzeit das Camp halb abgesoffen und von den meisten Häusern sah man nur noch das Dach. Viele Baumstümpfe lugten bizarr aus dem See und es ist noch nicht geklärt warum der Wasserspiegel ständig steigt. Mit 3 MotorradfahrerInnen aus Koblenz saßen wir am schönsten Platz des Camps, der Bar und seit Wochen war es abends mal wieder richtig warm.

Ursprünglich wollten wir hoch in den Norden zum Ostufer des Lake Turkana, dem größten Wüstensee der Welt. Der Weg dorthin ist einsam und trocken, mit geringer Infrastruktur und vielen unterschiedlichen Volksstämmen. Von einer Fahrt dorthin wurde uns eindringlich abgeraten, da es süd-östlich vom Lake Turkana zwischen den Volksstämmen Samburu und Turkana bewaffnete Auseinandersetzungen geben soll und ab Maralal eine Weiterfahrt nur in einem bewaffneten Konvoi möglich sei. So hatten wir uns unseren Trip nicht vorgestellt!

Aber in Maralal (dem Tor zum Lake Turkana) sollte es viele an Saloon-Türen angebundene Kamele geben und die wollten wir unbedingt sehen! Der 1. Teil der Straße nach Maralal war schlecht, der 2. Teil -die sogenannte Hauptstraße- noch schlechter und mehr als 20 km / h waren nicht drin. Die Fahrt war sehr anstrengend und in Maralal sahen wir keine Kamele geschweige denn eine Saloon-Tür. Aber der Ort war der Hammer ... . Er war pup-trocken mit aneinander gereihten bunten Geschäften, sandigen Straßen und Staub, der wegen dem ständigen Wind durch die Luft wirbelte.

Restaurant mit schöner Aussicht ...

Überall standen, hockten oder liefen Samburu Frauen und Männer, wie aus einer anderen Welt. Die Frauen tragen bunte Tücher um ihren Körper, viele Schichten Ketten, die wie ein Teller um ihren Hals gelegt werden und auch Kopf-, Arm- und Fußschmuck. Die Männer sehen sehr exotisch aus, tragen eine Haube auf ihrem Kopf, Ohrringe und von dort aus eine Kette, die zwischen Lippen und Kinn verläuft. An Armen, Beinen und Ohren hängt viel Schmuck. Sie haben nackte Oberkörper oder tragen T-Shirts bzw. Armeehemden und um die Hüfte wird ein Tuch geschlungen. Am bunt bestickten Gürtel hängt eine Machete, in der einen Hand tragen sie einen Stock, in der anderen einen Knüppel mit einem dicken Knauf und so stolzieren sie durch die Gegend. Frauen und Männer hocken immer getrennt, nie zusammen. Leider wollen sie nicht ungefragt fotografiert werden, so dass wir insbesondere von den Männern kaum Fotos haben. Maralal, dieser so staubige Ort wirkt durch die Menschen, die dort in ihren Traditionen und der traditionellen Kleidung leben, bunt und lebendig.

Vor Ort erkundigten wir uns nach der Sicherheitslage und alle, ob Polizist, Soldat, Lodge-Besitzer etc. sagen "hakuna matata", no problem, alles ist sicher. Es gibt zwar Auseinandersetzungen, da die unterschiedlichen Volksgruppen sich gegenseitig ihr Vieh stehlen und dieser Kampf auch schon mal mit Kalaschnikows ausgetragen wird, aber Touristen sind davon nicht betroffen.

Wir füllten unsere Vorräte auf, Heike ließ sich noch schnell bei einem besoffenen Frisör die Haare schneiden (ganz schön, bis auf die kahle Stelle am Hinterkopf) und dann brachen wir auf einsamen, staubigen und sehr schlechten Straßen zum Lake Turkana auf. Wir quälten uns über Felsplatten und Geröll. In der Ferne sahen wir Berggipfel und plötzlich tat sich vor uns eine weite Ebene auf, alles wüstenartig mit Akazienbäumen. Es ist ein unwirtliches und trockenes Land, aber fürs Auge der Flash.

Am Straßenrand stand ein verwittertes Schild eines 27 km entfernten Campsite. Wir wollten zwar auf direktem Weg nach South Horr, aber ein Umweg ist ja immer interessant. In der Weite weideten riesige Kuh- und Ziegenherden, die von Hirten mit Kalaschnikows bewacht wurden. Der Weg war sehr einsam und der Anblick von schwer bewaffneten Männern war für uns schon gewöhnungsbedürftig. Die Männer aber waren freundlich, grüßten und winkten. Viehdiebstahl gehört hier anscheinend zum Alltag, oft auch mit tödlichem Ausgang.

Irgendwann fanden wir das Campsite, das von einer traditionell lebenden Samburu-Familie geführt wurde. Ein Zaun aus Dornengestrüpp umschloss die Hütten und das Campsite, da konnten wir aber mit unserem Hilux nicht durch. Nur im nicht gesicherten äußeren Ring war Platz für's Auto, doch das war uns in einer Gegend, in der die Männer schwer bewaffnet herumlaufen, zu unsicher. Auch gab es keine Toilette und kein Wasser, aber das hätten wir noch geregelt bekommen. Die Familie war unglaublich nett, aber wir konnten uns nur mit dem Sohn verständigen. Der Vater war bei den Ziegen, aber ansonsten war die Familie vollständig. Als wir nach dem Alter der blutjungen Schwiegertochter fragten wurde ihr Alter mit wahrscheinlich 16 Jahren angegeben. Hier werden die Mädchen auch schon mal mit 14 Jahren verheiratet. Für's Foto ließ die Mutter ihren Festschmuck aus der Hütte holen. Sie lachte viel und schön, aber leider nicht auf den Fotos. Gerne wären wir geblieben, aber die Gegend war uns dann doch zu unsicher für die Nacht.

Und so fuhren wir den immer schlechter werdenden Weg weiter. Wir durchquerten ausgetrocknete Flussbetten mit riesigem Geröll, es ging steil hinunter und hinauf und oft kamen wir nur mit 2 km / h voran. Und plötzlich sahen wir in der Dämmerung unser 1. Kamel vor uns herlaufen. Im Dunkeln kamen wir dann wie geplant in South Horr an. Ein seltsamer Platz und wir stellten fest, dass dort eine internationale Firma ansässig war, die am Südende vom Lake Turkana den größten Windpark Afrikas mit 365 Windrädern aufstellen wird.

Der Weg zum Lake wäre ganz toll, wenn da nicht die Querrillen (Wellblech) gewesen wären. Normalerweise muss man bei Wellblech ziemlich schnell fahren, quasi mit mindestens 60 km / h drüber „fliegen“, aber diesmal war es irgendwie anders. Entweder wir fuhren mit 5 km / h oder wir hatten den Eindruck, es zerreißt unser Auto. Wir durchquerten Felder voll schwarzem Lavagestein und hinter einem Hügel erstreckte sich der Lake Turkana vor uns, türkisfarben eingebettet in Gebirgszüge. Die Landschaft war wüstenähnlich, heiß und windig. Zwischendurch sahen wir in dieser einsamen Gegend ärmliche kleine Hütten ohne Schatten, ohne Büsche oder Bäume, für uns mit zotteligen Lumpen bedeckt. Tiere oder Menschen waren nicht zu sehen. Es herrschte nur Wind, Staub, Trockenheit und unendliche Weite.

Etwas weiter blickten wir auf den Wüstenort Loiyangalani, mit seinen kleinen runden Hütten. So einen Ort hatten wir noch nie gesehen. Hier leben mehrere 1.000 Menschen aus 4 unterschiedlichen Volksstämmen.

In dieser so unwirtlichen trockenen Gegend gibt es eine Oase mit Palmen, grünem Rasen und Wasser in Hülle und Fülle. Tag und Nacht ging hier ein so starker Wind und die Doum-Palmen rauschten so heftig und laut, dass wir anfangs dachten unser Cab bricht zusammen oder die Palmen stürzen auf uns. Nachts konnten wir diese heftige Geräuschkulisse erst mit Ohrstöpseln ausblenden. Am Tag waren es mindestens 44 Grad, doch durch den ständigen Wind und die Trockenheit konnte man es aushalten.

Im Ort Loiyangalani sahen wir nur wenige Frauen und gar keine Männer, da diese bei den Viehherden waren. Der Ort ist sehr sehr trocken und besteht aus einfachsten kleinen Hütten, in denen oft mehr als 5 Personen schlafen. Auffällig waren die Klohäuschen, die überall herumstanden und 2013 von den Franzosen gebaut wurden. In welchen Busch ist man wohl vorher gegangen??

Hier leben 5 Personen ...

Wir besuchten noch die Einkaufsstraße, 2 kleine Fischerorte und ein von den Italienern gebautes Museum. Das Gebäude war wunderbar in die Landschaft eingefügt. Ausstellungsstücke gab es aber nur in einem Raum und überwiegend handelte es sich um Fotos.

Fischerdorf der El-Molo ...

Die große Hitze und der ständige warme Wind zerrte an unseren Nerven, wir wurden immer nervöser und so fuhren wir die Nordroute über North Horr und Kalacha in 2 Tagen durch die Wüste nach Marsabit zurück. Die Landschaft ist unheimlich abwechslungsreich, es gibt bis zum Horizont Geröllfelder, dann wieder nur Sand und im staubigen nichts Hütten vom Volksstamm der Rendille. Nie sehen wir einen Mensch, da sich die Frauen und Kinder vor der gleißenden Sonne und der Hitze in ihren Hütten verkriechen. Das einzige was sich bewegt sind die Lumpen und Stoffe der Hütten.

Hütte der Rendille ...

Querfeldein fuhren wir durch den Sand und sahen in der Ferne, wie es sich in einer Wüste gehört, Fata Morganas. Die Landschaft änderte sich und zwischen dem Sand und Geröll standen Akazienbäume, die der unwirtlichen Landschaft die Härte nahmen. Kamelkaravanen kreuzten unseren Weg, es türmten sich Sanddünen vor uns auf und wie aus dem Nichts standen wir mitten in einer Oase, die von Palmen umsäumt war.

Morgens kamen wir an der Dorfoase vorbei, an der Kamelherden getränkt und dann in die Wüste getrieben wurden. Tolles Schauspiel. Und wieder wechselte die Landschaft. Wir kamen an riesigen Lavafeldern vorbei durch Gras- und Buschsavannen auf denen Ziegen und Kamele grasten.

Dieses Zusammenspiel zwischen mehreren exotischen Völkern, der lebensfeindlichen Landschaft, der Weite der Wüste, der Ausblick auf den Lake Turkana, der Hitze und ungnädigen Sonne und des ständigen an den Nerven zerrenden Windes, wir beide mit unserem Hilux alleine mittendrin war für uns ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis, obwohl die Reise zum Lake Turkana auch sehr anstrengend war.

North Horr ...

Und plötzlich fing es in der Wüste an zu regnen. Die Straßen in Marsabit waren teilweise schon verschlammt, es war kalt, nass und die Regenzeit hat offensichtlich begonnen.

Menschen südlich von Marsabit ...

Das stark vom Aussterben bedrohte Grevyzebra ...

Gefahrene Route Teil 4:

Nach der von uns so geliebten absoluten Trockenheit fuhren wir jetzt über Isiolo in das üppige Grün des Mount Kenya, den wir im Westen passierten. Die Landschaft war lieblich, aber für uns nicht spektakulär. Da wir keinen Platz fanden, an dem wir länger bleiben wollten, ging es zu der legendären "Jungle Junction" zu Chris nach Nairobi (1.800 m hoch). Alle Traveler schwärmten und erzählten von diesem Platz und von Chris, der jedes Auto reparieren und alles organisieren kann.

Wir kamen auf eine große Wiese mit abgestellten Autos und waren etwas enttäuscht. Doch Chris machte dies mit seinem Temperament wieder wett und außerdem waren Jila und „mein Gott Walter“, die einzigen Gäste dort. Die durchgeführte Inspektion ergab, dass unser Hilux, bis auf die zwar regelmäßig -aber zum Glück nicht wichtigen- abgefallenen Teile, gut in Schuss ist. Mit Jila und Walter übten wir Sundowner oder Regendowner mit Gin Tonic … . Auch wenn wir Heikes „runden“ Geburtstag ignorierten, fand doch an diesem Abend bei Chris ein sehr nettes und leckeres Barbecue statt, das bis spät abends dauerte.

Ansonsten erledigten wir in Nairobi die im normalen Alltag anfallenden Arbeiten und Besorgungen. In einem Industriegebiet ließen wir unsere Gasflaschen aus Südafrika auffüllen, was im östlichen Afrika wegen der fehlenden Adapter sehr schwierig ist.

Jungle Junction ...

Jila und Walter schwärmten so sehr vom Amboseli Nationalpark, dass wir wieder Lust auf „wilde Tiere“ bekamen. Von dort aus soll man den Kilimanjaro in seiner ganzen Pracht sehen. Über den Grenzort Namanga fuhren wir zum Nationalpark. Die Straße dorthin stimmte uns mit seiner schönen trockenen Landschaft wieder ein. Im Nordwesten fuhren wir am Namanga Gate in den Park hinein und verließen ihn abends am Kimana Gate im Osten, um dort außerhalb des Parks zu campen.

Dieser kleine Park gehört für uns zu den ganz „Großen“ und Schönen. Der Weg führte durch einen großen ausgetrockneten See, in dem wir viele Fata Morganas sahen. Alles war staubtrocken und wie aus dem Nichts standen wir vor einem Sumpf, in dem die Elefanten bis zu den Schultern im Schlamm suhlten und die grünen Schlingpflanzen, die auf dem Sumpf schwammen, genüsslich fraßen. Hippos leisteten ihnen Gesellschaft und rund um den Sumpf tummelten sich Zebras, Gnus, Büffel, Vögel etc. Auch die großen Tierherden treibt es jetzt in der Trockenzeit an die Wasserstellen, wo wir sie besonders gut beobachten konnten.

Fata Morgana ...

Abends campten wir unter Akazienbäumen und bewunderten den Kilimanjaro in seiner ganzen Pracht, ohne das kleinste Wolkenfetzchen an seiner Spitze. Nachts bei sternklarem Himmel und Vollmond sahen wir den Schnee leuchten.

Im Maasai Mara NP gingen wir auf Löwen-Safari, und hier im Amboseli NP auf Kilimanjaro-Safari. Morgens um 5.50 Uhr standen wir schon auf und der Kilimanjaro war wolkenfrei. Jetzt begann unsere Fotojagd. Unbedingt wollten wir Tiere, bevorzugt Elefanten vor dem wolkenfreien Kili sehen und fotografieren. Es musste alles stimmen, das Licht, der Vordergrund, die Perspektive und natürlich auch die Hauptdarsteller, die Tiere ... .

Fotoshooting mit Elefanten ...

Fotoshooting mit Zebras ...

Abends genossen wir noch einmal unseren tollen Platz, der mitten im Massaigebiet lag. Die Massai waren überall in ihren Hütten präsent, sie waren die Wächter, Verkäufer und die Hirten, die man überall traf.

In Kenya verlaufen die Straßen, will man keine großen Umwege über Hauptstraßen in Kauf nehmen, oft durch kostenpflichtige Nationalparks. Obwohl der Amboseli NP für uns nicht mehr zu toppen war, planten wir über den Tsavo West NP zur kenyanischen Küste zu fahren. Vor dem Eintrittsgate, bogen wir schnell, ohne zu bezahlen in den südlichen Teil des Parks ab. Wir wollten checken, ob er uns überhaupt gefällt. Die Skyline der Gebirge am Horizont war beeindruckend, die Gegend war vulkanischen Ursprungs. Der Rest war allerdings ganz buschig. Hierfür wollten wir keine 75 US-$ p. P. zahlen und schlichen uns nach ein paar Stunden wieder aus dem Park heraus. Einen Umweg von 250 km nahmen wir dafür gern in Kauf. Was uns im Park faszinierte, war eine besondere Elefantenrasse, die mit ihren langen Stoßzähnen fast den Boden berührte. Wir freuten uns sehr, dass wir diese besonderen Tiere trotzdem sahen.

Nach einer Übernachtung im Grenzgebiet, in Loitokitok, quälten wir uns über die anfangs gut geteerte Hauptstraße Nairobi – Mombasa, auf der uns gefühlte tausend LKW`s entgegen kamen. Als es möglich wurde, bogen wir auf eine Sandpiste ab, die nur langsam zu befahren war. Das gefährlichste in Afrika ist unserer Meinung nach das Fahren auf einer Hauptstraße, auf denen alle Gehirnamputierten und Betrunkenen testen wer der „Mutigste“ beim Überholvorgang ist. Später erfuhren wir, dass wir durch unseren kleinen Umweg die Mombasa-Fähre umfahren hatten, auf die Jila und Walter 4 Stunden warten mussten. Abends trafen wir die beiden am Tiwi Beach im Strandrestaurant wieder. Dort saßen sie mit Uwe, der am Tiwi Beach noch ein paar Monate bleiben wollte.

Der Tiwi Beach ist die kleine Schwester vom Diani Beach, an dem normalerweise Massentourismus herrscht und in dem vor längerer Zeit von Al-Shabaab ein Anschlag verübt wurde. Außer an den Strandbars, zu denen uns Uwe mitnahm, gefiel es uns am Tiwi Beach viel besser. Wir waren dort fast alleine teilweise nur mit Jila, Walter und Uwe und fühlten uns dort sicher. Mit den 3 hatten wir eine schöne Zeit, doch leider verließen uns Jila und Walter um Kenya weiter zu erkunden. Dafür kam der 20 jährige Felix, der in seiner eigenhändig genähten Hängematte zwischen den Palmen übernachtete. So hingen wir zu viert am Tiwi Beach ab. Das Aufregendste war eine Maus, die sich in unseren Hilux einmietete und unsere Bananen anknabberte. Erst ignorierten wir sie, aber dann räumten wir unser gesamtes Auto leer und bildeten uns ein sie flüchten zu sehen. Leider waren 2 Tage später wieder die Bananen angefressen … .

Walter, Jila, Felix
Felix und Uwe

Ist der nicht toll??

Diani Beach ...

Auch besuchten uns die Strandverkäufer, die wir alle persönlich kannten, regelmäßig, mit der Begründung „no muzungu (Weißer), no money“.

Später in Tanzania erfuhren wir, dass wegen der Überfälle der „Al-Shabaab“ sehr viele Existenzen im Tourismusbereich zerstört wurden. Die Urlauber buchten kurzerhand ihren Urlaub nach Tanzania um. Nach dem Ausbruch von Ebola, dessen "Epizentrum" über 7.000 km entfernt ist, hatte Tanzania ebenfalls einen Tourismuseinbruch von über 30 %.

Vom Tiwi Beach ging es noch nach Shimoni, gegenüber Wasini Island gelegen.

Blick auf Wasini Island ...

Afrikanische Hantelbank ...

Leider mußten wir Kenya dann aus Zeitgründen verlassen. Bei der Ausreise hatten wir wieder das gleiche Glück wie bei der Einreise. Auch hier wurde vergessen, die fälligen Autogebühren nachzufordern und die Gebühren für den Folgemonat zu kassieren. Wieder 80 US $ gespart, jippiii … .

Dafür wollte uns aber der tanzanische Beamte unsere 2 x 50 US-$ Visagebühren nicht quittieren. Es hieß immer nur „no problem, no problem“. Da wir aber schon einmal bei der Ausreise aus Tanzania die Visaquittungen vorlegen mußten, nervten wir ihn bestimmt eine ¾ Stunde, bis er uns tatsächlich eine Original Quittung ausstellte. Sein "no problem" wäre nach ein paar tausend Kilometern beim Verlassen von Tanzania nämlich ganz schnell zu unserem finanziellen Problem geworden ... . Schade für ihn, aber sein „Nebengeschäft“ war somit geplatzt.

Als es endlich weiterging knallte es nach einem Meter und wir wurden abrupt durch einen Betonklotz gestoppt. Tja, dumm gelaufen, leider nicht gesehen ... . Die linke vordere Verkleidung hing herunter und unter unserem Hilux waren mehrere Plastikteile (keiner weiß wofür sie gut sind) herausgebrochen. Da wir Frauen der Tat sind haben wir alles mit silbernem Klebeband und Kabelbinder fixiert, geht doch … und schon ist das Auto wieder etwas afrikanischer geworden!!

Da gerade Kenya das touristischste Land Ostafrikas war, hatten wir im Vorfeld viele Bedenken, ob es uns dort so gut gefallen wird wie in den bisher bereisten Ländern. Wir dachten, dass die Menschen dort u. U. aggressiver und abgezockter wären. Nun sind wir schlauer: alle unsere Vorbehalte gegenüber Kenya waren absolut unbegründet und es hat uns dort mit den freundlichen, hilfsbereiten und zuvorkommenden Menschen super gut gefallen!

Hier ein paar Zahlen:

48 Tage in Kenya gewesen

23 x Unterkunft gewechselt

4.183 km in Kenya gefahren

14,00 € im Durchschnitt für die Übernachtung auf Campsites und in Hotels ausgegeben

72,00 € im Durchschnitt pro Person pro Tag Nationalparkeintritt incl. Auto

1 Dose Bier 500 ml       1,30 €

1 Liter Milch                 1,00 €

10 l Wasserkanister      2,00 €

125 g Camembert         4,00 €

750 kg Müsli                 7,50 €

1 Avocado                    0,30 €

1 Mango                       0,20 €

1 l Diesel                      0,75 €

Einheimisches Frühstück (Chapati, Spanish Omelett, Tee Masala)                   1,20 €

Einkaufen auf dem Markt ist sehr preiswert (wie überall in Ost-Afrika).

Die offizielle Währung ist der Kenyan Shilling (KES)

100 KES = 1 € (Wechselkurs)

Insgesamt in Kenya gefahrene Route: