Türkische Republik Nordzypern 15.06. - 30.06.2023

Zypern wurde 1960 auf Grundlage des Abkommens zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig. Großbritannien behielt allerdings die Basen Akrotiri und Dekelia, da Zypern ein wichtiger strategischer Standort im Mittelmeer ist. Die griechisch- und die türkischsprachige Volksgruppe sollten gleichberechtigt sein.

1974 explodierte der Zypern-Konflikt. Türkische Truppen besezten den Norden der Insel, nachdem griechische Putschisten den Anschluss Zyperns an Griechenland durchsetzen wollten. Heute verläuft durch Zypern eine Demarkatonslinie auch"Green Line" genannt, die Zypern in 2 Gebiete teilt. Der entmilitarisierte Landstreifen soll bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden Konfliktparteien vermeiden.Diese Pufferzone wird von der UN kontrolliert.

Im Süden ist die Republik Zypern, der Nordteil steht jedoch unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern. Die Republik Nordzypern wird nur von der Türkei anerkannt, ansonsten gilt sie als illegal. Natürlich versucht die Türkei u.a. durch den Bau von großen Moscheen Einfluss auf die Zyprioten zu nehmen. Auch wirtschaftlich sind beide sehr verbunden.

Um 9.30 Uhr fuhren wir in den Hafen von Girne ein. Mit als Erste durften wir das Schiff (von Akgünler Denizcilik) verlassen und landeten mitten im pulsierenden Girne. Girne hat ein mediteranes, europäisches und mondänes Gesicht. Es gibt hier viele Casinos und die Türken kommen gerne zum Zocken und Trinken auf die Insel. Über dem alten Hafen prunkt das alte Kastell mit seinen großen Wehrmauern.

Jetzt waren wir illegal in der Republik Nordzypern angekommen. Die Einreise mit dem Schiff gilt als strafbar und illegal. So richtig verstanden haben wir das jedoch nicht ...

Das sehr beeindruckende Kastell hatte mehrere Museen. Eins davon zeigte ein Schiffswrack aus dem Jahr 200 v. Chr. mit alten Amphoren und gut erhaltenen Mandelkernen.

Sadrazamköy liegt ganz im Nordwesten. Die Steilküste mit kleinen Sandstränden ist sehr trocken und ansonsten ist hier nichts los und es gibt so gut wie keine Häuser oder Menschen. Es war unerträglich heiß, abends aber mit Sturmböen bis 45 km / h.

An den Stränden Nordzyperns lässt sich in den Sommermonaten die Eiablage der gefährdeten Meeresschildkrötenarten Suppenschildkröte und unechte Karettschildkröte beobachten.

Am Strand gab es einen Campingplatz, hier hielten sich nur ganz junge Kite-Surfer*innen auf, es war ganz schön stürmisch und so gaben die Surfer*innen alles ...

Überall im Grenzgebiet sieht man diese Schilder …

In den Bergen in einem Restaurant mit phantastischer Aussicht haben wir lecker gegessen und auch direkt übernachtet.

Die Hauptstadt Lefkosa ist in 2 Hälften geteilt. Der nördliche Teil gehört zur Türkischen Republik Nordzypern und der südliche Teil der Stadt mit dem Namen Nikosia zur Republik Zypern. Die zypriotische Hauptstadt wird seit fast 50 Jahren durch die Green Line geteilt, die immer noch von den Friedenstruppen der Vereinten Nation (UN) überwacht wird.

Die Green Line ist eine Touristenattraktion und entlang der Grenze gibt es viele kleine gemütliche Sundowner-Bars.

In Lefkosa sahen wir extrem viele junge Afrikaner*innen, die zum Studium in die Republik Nordzypern einreisten. Hier gibt es unzählige große und kleine, meist private Universitäten. Diese sollen die jungen Menschen direkt anwerben. Angeblich wissen viele Student*innen nicht, dass Zypern zweigeteilt ist.

Ein großes Problem sind auch die irregulär Eingereisten, die oft über Istanbul eingeflogen werden und versuchen in die EU, also in die Republik Zypern, zu gelangen.

Die Stadt Lefkosa ist lebendig, abwechslungsreich und genau das Richtige für uns. Und unser Parkplatz war besonders toll. Dort standen wir unter Bäumen, nachts alleine und direkt an der Demarkationslinie.

Unsere Lieblingsbar Indigo mit schöner Musik …

Varosha war bis 1974 das größte Urlaubsparadies Zyperns, doch nachdem die türkischen Truppen in den Norden der Insel einmarschierten, wurde aus dem einst blühenden Ferienort eine, durch Stacheldrahtzaun abgesperrte, verlassene Geisterstadt. Über 40.000 Menschen flüchteten und das frühere Urlaubsparadies wurde bis heute, fast 50 Jahre später, militärisches Sperrgebiet, kontrolliert von der UN.

Seit Oktober 2020 besichtigen Besucher zu Fuß, mit Fahrrädern oder E-Rollern auf frisch asphaltierten Straßen wieder einen kleinen Teil der Stadt. Die Hausruinen sind abgesichert und dürfen nicht betreten werden.

Seit Mai 2022 nutzen Touristen wieder einen Abschnitt am Strand von "Golden Sands" mit Liegestühlen und Sonnenschirmen.

Es war schon eine skurrile Situation, auf der einen Seite badeten die Menschen in der verbotenen Zone und auf der anderen Seite vom Stacheldrahtzaun in der Republik Nordzypern.

Nachts standen wir auf einem Platz direkt neben einer von der UN kontrollierten Grenzmauer … da fühlten wir uns ganz sicher ;-))

Gazimagusa hat eine wunderschöne Altstadt, historische Bauten, kleine Gassen und gute Restaurants und wir mitten drin auf dem Parkplatz neben den Taxen. Morgens wurden wir nett begrüßt.

Besonders fasziniert waren wir von der unter Naturschutz stehenden Karpaz-Halbinsel, mit ihren wunderschönen Stränden, dem türkisfarbenen Wasser, der Landschaft und den wilden Eseln. Mehrere Tage bummelten wir hier herum und genossen dieses wunderschöne Fleckchen Erde. Abends standen wir alleine in der Gegend und konnten uns draußen ungestört duschen.

Als wir in den nordöstlichsten Zipfel von Karpaz fuhren, kauften wir Möhren für die dort wild lebenden Esel. Sie sind sehr zutraulich, stecken ihren Kopf in´s Fenster und betteln um "Leckerchen". Da sie extrem stur sind, stellen sie sich besonders gerne quer auf die Straße und blockieren die Autos … da soll nochmal jemand sagen Esel sind doof ;-))

Das alte Kloster steht sehr malerisch am Meer, aber die Gebäude sind überarbeitungsbedürftig und auch die Hotels rundherum sind verfallen und verlassen. Aber die Touristen kommen mit Bussen in diese schöne Gegend und die bunten Souvenirstände warten auf sie.

Unsere Außendusche war schon oft im Einsatz, manchmal allerdings auch mit Hindernissen. Nach dem Schwimmen stellten wir unseren Sprinter so hin, dass wir mit offener Tür nicht gesehen werden. Heike zog sich aus und duschte. Plötzlich schrie sie und rannte mit den Armen um sich schlagend wie wild hin und her. Sie war einem Wespennest zu nah gekommen und eine Wespe ging sofort zum Angriff über, stach ihr in den Arm und attackierte sie immer wieder. Gleichzeitig kam ein Esel laut schreiend auf sie zugerannt … manchmal bleibt einem ja nixxxx erspart …

Das Restaurant am Golden Beach hatte eine tolle Aussicht und dort trafen wir Margret aus Tansania mit der wir uns nett unterhielten. Sie war Studentin und musste sich im Restaurant Geld dazuverdienen. Für wenig Geld arbeitete sie von morgens 6.00 Uhr bis abends 23.00 Uhr.

Entlang der Nordküste verließen wir die wunderschöne Karpaz-Halbinsel mit seiner beeindruckenden Landschaft.

Salamis ist ein antikes Stadtkönigreich aus dem 11. Jh. v. Chr. und liegt in der Nähe von Gazimagusa. Eines der Highlights dieser Stätte ist das Gymnasium, dessen Marmorsäulen noch stehen.

Unterschiede zur Türkei:

- In Nordzypern gibt es wenig Wasserbrunnen, so dass wir schon mal an der Tankstelle Wasser holten oder auch schon mal an Picknick-Plätzen.

- Keine Wohnmobile oder Wohnwagen gesehen, die nicht aus Zypern oder der Türkei kamen.

- Als Überbleibsel von Großbritannien ist hier Linksverkehr und überall gibt es Kreisverkehr.

- Keine großen Supermarktketten.

- So gut wie keine offiziellen Campingplätze, aber hier läßt jeder jeden.

- Sehr viele Leute sprechen Englisch.

- Die Handelswährung ist die türkische Lira oder auch Euro.

- Frauen tragen nur sehr selten Kopftücher und sind auch häufig sehr freizügig gekleidet, auch Moscheen gibt es nicht so viele und so prunkvolle.

- Tee wird hier wenig angeboten, auf kleinen Höckerchen, teetrinkende Männer sieht man hier nicht.

- Zu jedem Essen bekommt man automatisch Meze dazu, z. B. Humus, Cacik, Oliven, Rote Beete, gem. Salat, Brot.

- Die Insel ist insbesondere im Zipfel von Karpaz sehr trocken und sehr heiß.

- Wir empfinden, dass die Nordzyprioten den Griechen ähnlicher sind als den Türken vom Festland.

Republik Zypern 30.06. - 11.07.2023

Einfach überquerten wir die Grenze in den Süden Zyperns und freuten uns schon auf Lidl ... und dann kam der Schock. Lidl war sooo groß, voll, hektisch und kalt, das Angebot riesig ... daran mussten wir uns erst gewöhnen. Wir waren wieder in Europa!

Morgens sprach uns beim Kaffee eine junge Zypriotin an, die 10 Jahre ohne Familie in Deutschland studierte. Jetzt lebt sie seit 2 Wochen wieder in Zypern bei ihrer Familie und will so schnell wie möglich weg von der Insel. Die Familie sei hier extrem wichtig, aber für sie zu eng und nicht auszuhalten. Sie erklärte uns, dass die Zyprioten sehr gläubig und extrem konservativ sind und "Anderssein", individuelle Wünsche oder eine andere Lebensplanung hier auf der Insel einfach nicht möglich ist.

Cape Greco hat tolles türkisfarbenes Wasser, wunderbare Felsformationen und viele Touristen, die mit Ausflugsbooten in der Bucht schippern.

Entlang der Küste stehen überall neue, weiße und edle Appartementhäuser. Agia Napa ist ein großer Touristenort, den wir uns ansehen wollten, aber es war unerträglich heiß. Weg vom Trubel fuhren wir ins Landesinnere nach Xylofagou, einem kleinen, untouristischen Ort. Hier konnten wir noch entspannt, wie die Einheimischen, sehr gut Fisch essen.

Der Strand an der Südküste war aus Kies und braunem Sand. Direkt am Wasser standen kreuz und quer, überall wo Platz war, Buden, Hänger oder es waren Plastikplanen gespannt. Echter Wildwuchs, aber es scheint niemanden zu stören. Da Sonntag war, saßen überall große Familien zusammen. Fast an der ganzen Südküste fuhren wir auf kleinen, unbefestigten Wegen direkt am Meer entlang.

In Larnaka war die Promenade groß, lang und voller Menschen. In der 1. Reihe sind die teuren Restaurants, Kneipen und Bars sind dahinter. Auf einem vollen Parkplatz fanden wir für uns noch eine Parklücke und blieben dort bis zum nächsten Morgen. Larnaka ist wie Klein-Alanya, aber doch sympathisch.

Langsam möchten wir Zypern Richtung Griechenland verlassen und kümmerten uns (etwas spät) um eine Fähre. Am Hafen von Limassol wollten wir uns die Tickets kaufen. 2 x in der Woche soll eine Autofähre nach Piräus auslaufen (erst seit 2023 soll es sie geben). Wir fuhren zum alten Hafen von Limassol, wurden dort aber zum neuen Hafen geschickt. Der sah sehr futuristisch aus, aber es war kein Mensch zu sehen und alle Türen waren verschlossen. An einer Schranke im Hafengebiet erhielten wir die Information, dass man die Tickets nur online buchen kann. Im Internet fanden wir noch die Adresse von einem Reisebüro, dass auch die Fährtickets verkauft. Wir fuhren vorbei, aber es hatte leider schon geschlossen.

Über´s Internet versuchten wir Tickets zu buchen und stellten fest, dass die nächste Möglichkeit, einen freien Platz auf der Autofähre zu bekommen, erst in 3 Wochen ist ... .

Fest steht, Fähren und wir sind nicht kompatibel. So früh wollen wir uns immer nicht festlegen, dann informieren wir uns auch nicht ordentlich und dann klappt es nicht so wie wir es gerne hätten ... . Aber eigentlich ist dies auch unsere Reisephilosophie. So wenig wie möglich vorher planen, sondern uns "überraschen" lassen. Mit spontanen Änderungen unserer Reise kommen wir gut klar und mit den Konsequenzen oder Unannehmlichkeiten müssen wir dann leben … und das kriegen wir auch ganz gut hin ;-))

Morgens im Reisebüro wurde uns ganz deutlich erklärt, die nächste Fähre geht erst in 3 Wochen, aber da wir illegal in Südzypern sind, können wir auch nicht nach Griechenland übersetzen. So ganz im "Innersten" haben wir schon etwas damit gerechnet, aber an der Grenze erhielten wir auf unsere Frage, ob wir von Südzypern nach Griechenland übersetzen können die Antwort "es geht", andere sagten "es geht nicht". Natürlich glauben wir der Antwort, die wir auch gerne hören möchten ... und den Informationen vom Auswärtigen Amt glauben wir auch nur in den wenigsten Fällen … .

Nun ja, dann wieder ab nach Nordzypern und zurück in die Türkei … da gefällt´s uns ja prima und die SIM-Karten haben wir zum Glück auch noch nicht entsorgt …

So buchten wir den nächsten freien Platz auf der Fähre von Girne nach Tasucu, leider ohne Kabine, 1 Woche später.

In Paphos besichtigten wir die beeindruckenden Königsgräber. Vor 2.000 Jahren wurden über 600 Jahre lang in der "Stadt der Toten" Menschen beerdigt. Sie liegen malerisch an der Westküste von Zypern. Seit 1980 ist es Weltkulturerbe.

Die Archäologische Stätte in Paphos (auch Weltkulturerbe) soll sehr beeindruckend sein. Aber alles müssen wir auch nicht sehen, und bei 33 Grad brütender Hitze und knalliger Sonne war der Gedanke durch den Park zu laufen unerträglich.

In Peyia liegt sehr malerisch ein Schiffswrack an der weißen Felsküste. Es soll bei schwerem Seegang auf Grund gelaufen sein, ansonsten könnte man auf die Idee kommen, aus touristischen Gründen hätte man es an die Küste gezogen ... .

Morgens wurden wir von vielen Stimmen geweckt. Reisegruppen, die einen Abenteuerausflug gebucht hatten, rasten in vollgepackten Jeeps heran, stürmten in die Bananenplantage (vor der wir standen), liefen zum Wrack und brausten wieder davon.

Auf der Klippe trafen wir Touristengruppen, die auch das Wrack bewunderten. Mit Quads, die exakt aufgereiht abgestellt wurden, waren sie angereist und fuhren in Reih und Glied hintereinander wieder weiter.

Der Hitze wollten wir entfliehen und fuhren ins 1.700 m hohe Troodos-Gebirge. Im Winter wird hier Ski gefahren und im Sommer Mountainbike, aber es war genauso heiß wie an der Küste.

Die Straßen im Gebirge waren sehr eng, die Örtchen waren in die Hänge gebaut es ging steil rauf und runter und oft hatten wir die Befürchtung, mit unserem Sprinter nicht durchzupassen.

"Alte Steine und Sehenswürdigkeiten" … davon hatten wir eigentlich genug. Aber vor der Scheunendachkirche (Agios Nikolaos tis Stegis) drehten wir dann doch noch mal um ... und es hat sich mehr als gelohnt! Was für ein Anblick, was für eine Atmosphäre. Es war eine ganz kleine Kirche, die mit Fresken aus dem 12. und 14 Jh. bemalt war. Die Kirchenkuppel war von außen nicht zu sehen, da das Scheunendach die Kuppel überdeckte. Diese Scheunendachkirchen (Weltkulturerbe) gibt es nur im Troodos-Gebirge.

Obwohl wir es ignorierten und eigentlich schon vorbeigefahren sind, besichtigten wir doch das Kykkos-Kloster. Ein großes, prunkvolles und relativ neu wieder aufgebautes Kloster. Für Gläubige ein absolutes "Muss". In dem Museum (fotografieren verboten) konnte man die Altertümer, Kunstgegenstände, Kunstschätze und den Reichtum in all ihrer / seiner Pracht bewundern. Leider sind wir für diese Pracht überhaupt nicht empfänglich.

Hier noch ein paar Fotos von der Scheunendachkirche Panagia tis Asinou (Weltkulturerbe) …

An diesem schönen Ort verabschiedeten wir uns von Zypern.

Ab Tasucu ging es nun immer Richtung Nordwesten. Nach einer malerischen Fahrt mit der Fähre über das Marmarameer, von Erdek nach Tekirdag (4 Stunden), vorbei an vielen kleinen Inseln, traten wir dann den Rückweg an. Wie auch schon auf dem Hinweg fuhren wir die gut ausgebaute Strecke durch Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich.

Am 24.07.2023 waren wir wieder zu Hause.