Türkei 07.05. - 15.06.2023

... unsere Route in der Türkei

Jetzt wollten wir in die Türkei. Nicht aufgrund fehlender Alternativen, sondern auch, weil es uns hier sehr gut gefällt. Die Türkei hat unglaublich viel zu bieten. Sehenswürdigkeiten, historische Stätten, spektakuläre Landschaften, Gebirge und Seen, kulturelle Vielfalt der Menschen, Strand und Sonne und alle sind hier hilfsbereit und extrem nett zu uns.

... unsere Übernachtungen in der Türkei Teil I

... unsere Übernachtungen in der Türkei Teil II

Nach dem Grenzübertritt, der diesmal ganz reibungslos und zügig klappte, fuhren wir nach Kars (1.770 m hoch). Auf den ersten Blick eine triste Stadt mit großen neuen Häusern, die Innenstadt aber war lebendig und bunt. An einem kleinen schön angelegten Park in der Innenstadt, umgeben von 2 Moscheen, übernachteten. Wir aßen sehr lecker in einem guten Restaurant und tranken Wein dazu. Nur in ganz wenigen ausgewählten Restaurants gibt es Alkohol zu trinken. An der touristischen West- und Südküste ist das natürlich nicht so.

Vom Tisch nebenan brachte der Kellner uns ein Stück "Geburtstagskuchen", lecker, cremig, mächtig und süß. Nein sagen … undenkbar … danach war uns schlecht.

Morgens weckten uns seltsame Geräusche. Aus dem Fenster sahen wir, wie Polizisten versuchten alle Autos vom Parkplatz zu entfernen. Da wir noch im Schlafanzug waren, musste es jetzt schnell gehen. Ein Polizist erklärte uns, dass auf dem Platz eine Wahlkundgebung stattfinden soll.

Da in einer Woche in der Türkei Wahlen sind (14.05.2023) finden überall Kundgebungen statt. Auch fahren Propaganda-Autos mit dröhnenden Lautsprechern und Fahnen durch die Städte. Autokorsos geschmückt mit Fahnen einer Partei sahen und hörten wir regelmäßig, ansonsten war alles ruhig.

Auf der Kundgebung der links liberalen Umweltpartei sahen wir einen ganz bunten Mix von Menschen. Auch alte Frauen mit großen Kopftüchern, langen Mänteln, zusammengewürfelten Kleidungsstücken, so wie wir uns Ost-Anatolische Frauen vorstellen (unsere Vorurteile lassen grüßen).

Kahvalti (türkisches Frühstück)
„Die Herzen sind extra für euch“ sagte die Kellnerin

Wir waren der festen Überzeugung uns ein Käse-Museum anzuschauen … das ist dabei rausgekommen … das Heimat- und Kulturmuseum von Kars ;-))

Berg Ararat (5.137 m)

Unser Sprinter machte Mucken und so beschlossen wir im äußersten Zipfel Ost-Anatoliens, in Igdir, eine Mercedes-Werkstatt aufzusuchen.

Die Männer der Werkstatt waren nett, interessiert und brachten uns gleich 2 Werkstätten weiter … zu "Wolfsvagen" … 

Freundlich und neugierig wurden wir begrüßt. Touristen sind hier sehr selten und so ein schönes Auto ;-)) sieht man auch nicht so oft. Es gibt wie immer einen arbeitenden Mechaniker (meistens der Chef) und viele Männer die herumstehen und zuschauen. Kaum kamen wir an, wurde unsere Schiebetür geöffnet und das Innere unseres Sprinters gefilmt. Der Film wurde herumgezeigt und das Innere von immer neuen Männern besichtigt (aber alle blieben in der Tür stehen). Von unseren Sicherheitsschlössern an den vorderen Türen waren auch alle begeistert und diese wurden immer wieder bewundert. Plötzlich hatten wir einen Tee in unserer Hand, Stühle wurden herangeholt und nun versuchten wir unser Problem zu erklären. Da das aber nicht sofort klappte wurde ein Freund angerufen, der perfekt Deutsch sprach und so kommunizierten wir über eine längere Zeit miteinander. Immer wieder platzen die "Herumstehenden" in unser Gespräch und wollten wissen wie wir heißen, woher wir kommen und wer wir sind. Dabei wurde noch einmal das aufgenommene Video abgespielt. Zwischenzeitlich rollte der Vater des Chefs in dem kleinen zugerümpelten Büro seinen Gebetsteppich aus und betete zu Allah … wir lieben Werkstätten … weltweit immer wieder hoch interessant für uns!!

Entlang der armenischen und iranischen Grenze fuhren wir zum Vansee, der größte Sodasee der Welt, 1.650 m hoch. Am Ufer des Vansees stehen nette Ausflugslokale, dann kommt eine 4 spurige Straße und auf der anderen Seite der Straße Wiesen mit Spielplätzen und den obligatorischen "Picknickhäuschen".

Der Vansee ist eingerahmt von schneebedeckten Bergketten, was für eine Kulisse. Durch die nahen Grenzen zum Iran und zum Irak ist überall Militär und Polizei mit vielen Kontrollpunkten, die wir immer wieder passieren. Militär und Polizei darf auf gar keinen Fall fotografiert werden. So ungefähr sehen Kontrollposten aus: Am Rand stehen Stahlschilder mit Schießscharten, die wie Paravents aussehen. Rechts und links der Straße stehen mehrere Betonklötze, die unserer Meinung nach dazu dienen, die Straße schnell sperren zu können. Viele Sandsäcke sind aufgestapelt und martialisch aussehende große Autos parken am Rand. Die Fahrzeuge werden von Soldaten kontrolliert und am Rand steht immer ein Soldat mit einem Maschinengewehr.

Meistens werden wir freundlich durchgewunken, manchmal müssen wir unsere Pässe zeigen oder es wird ein kleiner Plausch gehalten.

In Ahlat gibt es auf einem Hügel ein weitläufiges Gräberfeld. Dort stehen oder liegen verstreut tausende schlanke hohe Stehlen (Grabsteine) aus dem 12., 17. und 18. Jh. Die Ornamentik ist teilweise noch sehr gut zu entziffern, sogar mit der Fotofunktion des Google-Übersetzers. (Nominiert zur Aufnahme in die Welterbeliste.)

Siirt ist ein nettes Städtchen, in dem wir mehrere nette Momente hatten. Z. B. sprach uns ein junger Mann an, ob wir uns auf Englisch mit ihm unterhalten würden. Auf unsere Frage, ob denn viele Touristen in Siirt sind, antwortete er: In den 22 Jahren, die er hier lebt, hat er ca. 10 gesehen. 2 davon seien wir ...

Männer und Frauen sieht man in der Öffentlichkeit überwiegend getrennt. Frauen treffen sich mit anderen Frauen zum Frühstück, Picknick, Einkauf etc., Männer hocken vor Teestuben auf kleinen Höckerchen, reden und trinken ununterbrochen Tee.

Botan Vadisi Milli Parki (Naturschutzgebiet)

Das Südostanatolien-Projekt (GAP) ist das größte regionale Entwicklungsprojekt der Türkei und umfasst insgesamt 22 Staudämme, 19 Wasserkraftwerke und Bewässerungsanlagen entlang der beiden Flüsse Euphrat und Tigris. Der Ilisu-Staudamm (Teil des GAP), der den Tigris kurz vor der Grenze zum Irak staut, ist zwischenzeitlich fertiggestellt und die Flutung der historischen Stadt Hasankeyf beendet. Zehntausende Menschen mussten den seit Jahrtausenden existierenden Ort verlassen, weil er in den Fluten des Tigris versank. Archäologen bezeichneten den Ort als eine Wiege der Menschheitsgeschichte. Erdogan verkündete einmal ... andere Länder haben Öl, wir haben Wasser ... Ob die Syrer und Iraker sich den "Wasserklau" immer gefallen lassen, wird die Zukunft zeigen ...

Das neue Hasankekyf und die für 70.000 Menschen entstandenen Fertighäuser empfanden wir als seelenlose Retortenstadt. Das neu aufgebaute Freilichtmuseum, in dem man die bedeutendsten abgetragenen historischen Bauwerke wieder aufstellt, soll ein Touristenmagnet werden. Auf dem Tigris warten schon die "Piratenschiffe" auf die Touristen.

Die Altstadt von Midyat besteht aus prächtigen honigfarbenen Stadthäusern aus Naturstein, die mit wunderbaren Ornamenten verziert sind. Es macht auf uns einen sehr arabisch-orientalischen Eindruck, obwohl die Altstadt früher christlich geprägt war. Auch heute sollen dort noch 6 syrisch-orthodoxe Kirchen stehen.

Bei Sonnentuntergang entfaltet die Stadt eine malerische Schönheit. In dieser Stimmung suchten wir ein "feines" Hotel, in dem wir essen und dazu ein Bier trinken konnten, keine Chance. Da die Altstadt mit Silber und Goldschmuck sowie mit Weingeschäften zugepflastert ist, erhofften wir in den Weinbars unser Glück, aber Fehlanzeige. Der Wein konnte gekauft werden, aber es gab keine Möglichkeit, ihn in einem Lokal zu trinken. Zu später Stunde fanden wir eine Hotel-Bar, in der noch ein paar Leute die Stellung hielten. Auch dort gab es keinen Wein oder Bier, aber gute Nachbarn mit einem Wein-Fass ... und nach 5 Minuten stellte uns der Chef 2 große Gläser, gefüllt mit Rotwein, vor die Nase ... geht doch!!

Das Kloster Mor Gabriel wurde von Shmuel im Jahr 397 erbaut und ist eines der ältesten christlichen Klöster der Welt und das bedeutendste Kloster der syrisch-orthodoxen Kirche.

Die Stadt Nusaybin ist ein Ort an der syrischen Grenze, der durch eine hohe Mauer in Türkei und Syrien getrennt ist. Irgendwie kam uns das bekannt vor ...

Überwiegend übernachten wir hier in Ost- und Südost-Anatolien in den Innenstädten auf Parkplätzen, weil wir es toll finden mittendrin zu sein. Außerdem gibt es hier so gut wie keine Campingplätze. In Mardin oh Wunder, sollte einer mit Waschmaschine sein, und wir freuten uns schon auf kleine Annehmlichkeiten ... . Wir fuhren durchs Tor und dachten, wir sind auf einem Schrottplatz. Aber die Waschmaschine funktionierte, die Eigentümer waren extrem nett, sie brachten uns regelmäßig Cay und aus allen 3 Moscheen rundherum rief der Muezzin. 

Über uns thronte die alte Stadt Mardin. Sie liegt mitten auf einem gewaltigen Burgberg, von Minaretten und Glockentürmen umgeben. Die sandsteinfarbenen arabisch geprägten Natursteinhäuser schmiegen sich entlang des Hangs und nach ca. 200 Stufen haben wir die Altstadt von Mardin erreicht. Mardin ist ein pulsierender türkischer Touristenort, soviel Trubel waren wir nicht mehr gewöhnt und so freuten wir uns über etwas Ruhe auf unserem "Schrottplatz".

Und so sieht die Neustadt von Mardin aus …

Diyarbakir ist die heimliche Hauptstadt der türkischen Kurden. Anfang des 20. Jh. kam es auch zu den ersten Kurdenaufständen in Diyarbakır. In den 1980 ern und 90 ern eskalierte die Situation: Diyarbakır wurde zu einem Zentrum des kurdischen Widerstandes und zu einem Hotspot der türkisch-kurdischen Auseinandersetzungen.

Direkt an der Stadtmauer (an der man sich während der Dunkelheit nicht aufhalten sollte!) übernachteten wir auf einem Parkplatz, zufällig genau gegenüber des Hotels Büyük Kervansaray. Eine alte Karavanserei mit einem netten Garten inmtten der Mauern. Das Hotel ist dafür bekannt, dass es dort Bier, Wein und insbesondere Raki zu trinken gibt, aber nicht im Garten sondern nur auf dem Balkon oder einer Nische, so dass es nicht so ofensichtlich ist, dass Alkohol in Strömen fließt. Einige Türken lieben Raki, den sie, wenn sie können, flaschenweise trinken.

In dieser interessanten Stadt sind wir viel rumgelaufen und haben uns alle möglichen Sehenswürdigkeiten angesehen. 

Wir schlenderten durch die Altstadt und kamen in immer kleinere verfallene Gassen, alles etwas heruntergekommen. Die Gassen waren sehr eng und verwinkelt. 3 Männer in Zivil sprachen uns an und zeigten ihren Polizeiausweis. Die Pistolen hatten sie an ihrem Gürtel. Dieser Stadteil sei zu gefährlich für uns, wir sollten ihnen folgen … Mit fremden bewaffneten Männern fühlen wir uns nicht gerade sicher.

Wir erkundeten die Neustadt, die mit Geschäften des täglichen Bedarfs, Cafes, Straßenverkäufern, Händlern etc. sehr angenehm ist. Im 1. Stock eines Hauses fanden wir tatsächlich eine Bar, in der es sogar auf dem Balkon Bier gab. So konnte niemand sehen, was wir trinken. Es war schon dunkel, als wir wieder zurückkamen. Kurz vor der Altstadt gab es eine Polizeikontrolle, alle Autos und auch unser Taxi wurden angehalten und wir mit der Taschenlampe angeleuchtet ... das fanden wir schon sehr befremdlich ...

Naherholungsgebiet bei der Ongözlü-Brücke (11. Jh.) am Tigrisufer südlich von Diyarbakir.

Tunceli ist ein Ort in einer abgeschiedenen Bergwelt, inhaltlich sehr weit entfernt von den so konservativen Nachbarn. Hier wohnen überwiegend andersgläubige Aleviten. Sie kennen keine Kopftücher, kein Alkoholverbot, kein Fasten im Ramadan und auch keine Moscheen. Die Frauen laufen bauchfrei mit Miniröcken herum und trinken in der Öffentlichkeit Bier. Optisch gibt der Ort nicht viel her, viele Straßen waren aufgerissen, und vom Regen sehr matschig, aber die lockere Atmosphäre hat uns schon sehr gefallen.

Es geht uns gar nicht um den Alkohol. Eiskaltes Bier, Gin-Tonic und Aperol-Spritz … unser Kühlschrank ist voll damit. Aber was sollen wir, wenn wir den ganzen Tag unterwegs sind, insbesondere abends trinken? Leider gibt es hier kein alkoholfreies Bier und den ganzen Tag nur Tee, Tee, Tee, kleines Tässchen schwarzen türkischen Mokka oder diese knallig farbigen Limonaden und Softdrinks gehen für uns gar nicht. Und abends auch noch stilles Wasser, eine echte Herausforderung.

Auf unserem Weg über Ovacik zum Keban-Stausee umgab uns eine schneebedeckte Bergkulisse (3.000 m hoch). Wir fuhren durch eine Schlucht, neben einem reißenden Wildwasserfluss vorbei, überall Berge, Hügel und Felsen, eine wunderschöne Landschaft.

Fast alle Straßen, auch in den letzten Winkeln Anatoliens, sind sehr gut, oft 4-spurig und ohne Schlaglöcher.

Mit einer Fähre tuckerten wir über den Keban-Stausee von Pertek nach Meseli, vorbei an einer alten Festung, die jetzt mitten im Stausee thront. Kurz hinter dem Stausee gab es im "Nirgendwo" ein Restaurant, mit Stühlen und Tischen direkt am Wasser. Dort durften wir übernachten und Essen und oh Wunder ... Bier gab es auch, draußen und mit tollem Blick über den Stausee.

... Route zum Nemrut Dagi

Durch zerklüftete Felsrücken ging es weiter, auf kleinen Straßen, 2.150 m hoch zum windumtosten "Berg der Götter" Nemrut Dagi, dem von riesigen Götterstatuen bewachten größten Grabhügel der Welt.

Fasziniert und tief beeindruckt von den ca. 9 m hohen Götterfiguren standen wir ganz alleine oben auf dem Heiligen Berg. Diese einzigartige Kombination aus Heiligtum und Grabstätte hat König Antiochus I von Kommagene (69 - 36 v. Chr.) für sich selbst geschaffen. Die 5 Götter (König Antiochus I zählte sich auch zu den Göttern) werden seitlich bewacht von Löwen und Adlern. Von links nach rechts: Antiochus I, Tyche, Zeus, Apollon, Herakles.

Die Köpfe stehen aufgereiht vor den entsprechenden Körpern. Es besteht die Angst, dass sie beim nächsten Erdbeben unwiederbringlich zerstört werden könnten. Ohnehin werden die Götterfiguren durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit, seit der Flutung des Atatürk-Stausees, immer stärker beschädigt.

Die Weiterfahrt vom Nemrut Dagi führte durch einzigartiges Bergpanorama, dazwischen Hügel, Wiesen, Weite. Für uns bisher die spektakulärste Berggegend. In den Bergen in Karadut fanden wir eine Pension mit Camping, ein Traum von Lage. Gerne wären wir noch länger geblieben, aber es gab jeden Abend immer das Gleiche ... Linsensuppe, Hähnchen, Fleisch, Salat und Reis. Nirgendwo konnten wir frisches Obst, Gemüse oder Brot kaufen. Auch unser selbstgekochtes Essen rettete uns nicht ...

Während unserer bisherigen Reise war das Wetter sehr durchwachsen, wir hatten Sonne, Regen, starken Wind, es war warm und dann wieder kalt, immer abwechselnd.

In Sanliurfa (Urfa) übernachteten wir auf einem großen, leeren Parkplatz vor dem imposanten und bekannten Archäologischen Museum. Erst morgens stellten wir fest, dass das Museum stark beschädigt und geschlossen war. (Erdbeben?)

Auch wenn hier Frauen und Männer oft getrennte Wege gehen, sieht man große Familien insbesondere am Wochenende frühstücken, picknicken oder an großen Tischen im Restaurant essen. Das Wochenende, insbesondere der Sonntag, gehört hier der Familie ...

Balikligöl (Fish Lake Park) ist für gläubige Muslime ein besonderer Ort. Ibrahim (so heißt er bei den Muslimen, bei den Juden und Christen wird er Abraham genannt) wurde an diesem Ort von Nimrod ins Feuer geworfen. Die Geschichte besagt, dass Allah, als Ibrahim im Feuer landete, die Flammen in Wasser und die Holzscheite in Fische verwandelte. Die Fische werden von den Gläubigen gefüttert, für 5 TL wird das Futter an kleinen Buden verkauft.

Göbeklitepe ist aus der Frühsteinzeit, 12.000 Jahre alt (9000 v. Chr.) und die älteste je von Archäologen entdeckte Kultanlage dieser Größe. Sie wurde 1963 entdeckt und die Ausgrabungen begannen 1995. Über einen Zeitraum von 1.500 Jahren errichteten Jäger- und Sammlergemeinschaften Gebäude, die von Zeit zu Zeit renoviert und geringfügig abgeändert wurden. Ob es eine Kultanlage war und welche Bedeutung die Ansammlung tonnenschwerer Pfeiler hat, ist nicht geklärt, auch nicht, warum die Anlage nicht einfach aufgegeben sondern absichtlich zugeschüttet wurde. Ein wesentlicher Beitrag von Göbeklitepe ist, dass sich auch schon damals in der Frühsteinzeit Menschen organisierten und mit Disziplin und gemeinsamer Anstrengung tonnenschwere Pfeiler transportiert, verarbeitet und gestaltet haben. Mit diesen jüngsten Entdeckungen wurde klar, dass Kunst, Glaube und soziale Organisation schon damals die Grundelemente des menschlichen Lebens waren.

In Sanliurfa schlenderten wir durch den arabisch wirkenden Stadtteil, mit kleinen verwinkelten Altstadtgassen, an flachen Sandsteinbauten vorbei.

Hier sahen wir mehrfach stark verhüllte und verschleierte Frauen, Männer mit Turbanen oder auch Tüchern auf dem Kopf, aber auch Frauen, die bunt und mit viel Glitzer gekleidet waren. Solche Straßenszenen sahen wir bisher noch nicht in der Türkei. Normalerweise löst eine solche Szenerie einen Fotoflash aus, aber leider trauen wir uns nicht, die Menschen aus der Nähe zu fotografieren, sondern nur von weitem und heimlich.

Firin (Bäckerei), nachdem wir um ein Foto baten, schenkte man uns direkt noch ein Brot …

Abends stand es fest, Erdogan hat die Stichwahl gewonnen. Männer tanzten auf der Straße und wir sollten mittanzen ... nichts wie weg ...

Harran soll einer der ältesten Orte der Türkei sein, seit 5.000 Jahren kontinuierlich besiedelt, mit unterschiedlichen Herrschern und unterschiedlichen Besatzern. Die Häuser sind bienenkorbartig gebaut, um die unerträgliche Hitze im Sommer zu überstehen. In einem Gehöft lebte ein Mann mit vier Frauen und zig Kindern (angeblich bis zu 60).

Halfeti ist ein romantisch am Euphrat gelegenes Dorf, das seit der Flutung des Birecik-Stausees zur Hälfte unterging. Eine Moschee ragt halb aus dem Wasser. Mittlerweile ist es ein reiner Touristenort, mit schwimmenden Restaurants und Cafes, und überall fließt Alkohol, bevorzugt Raki mit Wasser und Rote Beete-Saft dazu ... was es nicht alles für interessante Kombinationen gibt.

An der Absperrung der einzig vorhandenen Straße (Sackgasse) fuhren wir vorbei und parkten direkt neben der halb versunkenen Moschee. Es war ein wunderbarer, ruhiger, teilweise schattiger Platz, bis morgens um 4.00 Uhr, als der Muezzin die Lautsprecher des Minaretts (woher auch immer) mit lauten Knackgeräuschen aktivierte und seine Gläubigen extrem laut und lange zum Gebet aufrief … . Wir saßen dann auch senkrecht im Bett, wenn auch nicht zum Gebet ;-)) .

Auf dem Birecik-Stausee fuhren "Partyboote" zur Burg und einem anderen versunkenen Dorf ... wir auch.

Gaziantep ist das Tor zur Rückkehr in die westlich geprägte Türkei und dort gab es das größte und spektakulärste Mosaikmuseum der Welt.

Die antike Stadt Zeugma (in der Nähe von Gaziantep) entwickelte sich als Handelsstadt des römischen Reiches und erreichte in Friedenszeiten eine wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte. Im Euphrat-Tal wurden terrassenartig 2-3 geschossige Villen mit Blick auf den Fluss gebaut. Die Fußböden wurden mit großen, prächtigen Mosaiken geschmückt und die Wände mit Fresken dekoriert. 256 n. Chr. wurde die Stadt mit den Villen zerstört. Die Asche und der Schutt bedeckten die Mosaiken von Zeugma, so dass sie bis heute unbeschadet erhalten sind.

Der Birecik-Staudamm sollte 2000 fertiggestellt werden, so dass Notgrabungen durchgeführt wurden und einige 100 m² Mosaiken, Wandmalereien und zahlreiche Kunstwerke noch geborgen werden konnten. Im Juni 2000 begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Während der Ausgrabungen sammelte sich bereits Wasser im Stausee, das jeden Tag stieg. Die Bergung des 36 m² großen figürlichen Teils des Poseidon-Mosaiks wurde in Rolltechnik in einem Stück geborgen. Die Aktion war am 25.06.2000 abgeschlossen, am 26.06.2000 verschwand das Areal in den Fluten des Stausees.

Nach der kompletten Ausgrabung "der Hochzeit", wurde ein Großteil des Mosaiks durch Kunsträuber gestohlen. Das Mosaik wird immer noch von Interpol gesucht. Viele Beschädigungen entstehen durch Kunsträuber, aber auch durch Schatzsucher wurden viele Mosaike zerstört, da man unter den Mosaiken Schätze vermutete.

Schatzsucher zerstörten auch die "Zigeunerin", das bekannteste Mosaik der Sammlung, das auch als Werbung für das Museum dient.

Hinter Gaziantep konnten wir noch die Auswirkungen des schweren Erdbebens sehen, sehr bedrückend …

In Ost- und Südostanatolien (auch in Georgien) gab es viele wilde Hunde. Sie waren sehr groß, standen, lagen oder liefen überall herum, waren sandfarben, bellten und bettelten nicht, sahen teilweise heruntergekommen aus, aber nicht abgemagert, manchmal hatten sie einen Chip im Ohr. Anscheinend werden die Hunde durch die Bewohner*innen gefüttert.

In Yumurtalik kamen wir ans Mittelmeer und fühlten uns wie aus der Zeit gefallen. Hier ist alles locker, die Frauen sind freizügig gekleidet, es gibt Fisch zu essen und die Männer (manchmal auch Frauen) trinken mit großer Freude in der Öffentlichkeit Raki oder Bier. Unser Platz mit seiner Aussicht auf den alten Fischerhafen ist ein Traum ...

Auf kleinen und schlechten Straßen fuhren wir durch landwirtschaftliches Gebiet mit riesigen Gewächshäusern, Melonen- und Sonnenblumenfeldern, vorbei an kleinen Zitronen- und Orangenbäumen nach Karatas.

Auf dem Gelände des relativ großen Hafens in Karatas wollten wir die Nacht verbringen. Plötzlich sahen wir, dass unser Reifen platt ist ... Schon stand ein Hafenarbeiter neben uns, sprach uns auf Türkisch an, zeigte auf den Reifen und stoppte eine weiße Limousine. Der Fahrer zückte sein Telefon und telefonierte. In einer schattigen Halle bot uns der Hafenarbeiter den obligatorischen Tee an und holte für uns 2 Stühle. 5 Minuten später kam ein Handwerker mit einem Kompressor im Kofferraum, pumpte unseren Reifen auf und wir fuhren hinter ihm her in seine professionelle Reifenflicker-Werkstatt. Das äußere Gummi am Ventil hatte ein Loch. Auch die anderen Ventile mussten ausgetauscht werden. Die ganze Aktion dauerte 30 Minuten und kostete umgerechnet 10 Euro.

In Kizkalesi saßen wir in der Abendsonne am Strand bei einem Sundowner. Eine Deutsch-Türkin und ihr Mann setzten sich zu uns. Sie leben seit 45 Jahren in Deutschland und lieben ihr Zuhause dort. Nach über 40 Jahren Arbeit waren sie jetzt Renter*innen und bereisten Ostanatolien. Zusammen aßen wir zu Abend. Unser Gespräch war locker, tolerant und interessant. Sie trägt schon immer ein Kopftuch mit entsprechender Kleidung und er trinkt, seit dem er vor 8 Jahren in Mekka war, keinen Alkohol mehr. Wie es der Koran vorsieht beten sie 5 x am Tag. Plötzlich stand sie auf und sagte, "ich gehe mal auf´s Zimmer zum Beten" und zu ihrem Mann gewandt … wenn ich wiederkomme, dann gehst du! Wir wollten wissen, warum in einigen Städten auffällig viele Frauen in schwarzen Umhängen mit Gesichtsschleier zu sehen sind. Vehement wurden wir darüber informiert, dass dies keine Türkinnen, sondern Araberinnen sind. Immer mehr Araber kaufen in der Türkei große luxuriöse Villen, um dem heißen Sommer in ihrem Land zu entfliehen.

In Tasucu kauften wir ein Fährticket nach Nordzypern (Türkische Republik Nordzypern). Vorher wollten wir uns aber noch Alanya, die "Stadt der Deutschen", anschauen. Durch landwirtschaftlich geprägtes, überall mit Gewächshäusern zugepflastertes Gebiet, erreichten wir Anamur. Auch hier sahen wir nur türkische Tourist*innen.

Wir machten einen Abstecher zur antiken, großartigen Siedlung Anamurium, einer sehr beeindruckenden, von einer großen, langen Mauer umgebenen, 2.000 Jahre alten historischen Stätte, direkt am Meer gelegen. Hier steckt der Tourismus noch in den Kinderschuhen.

Schöner Strand in Gazipasa …

In Ost- und Südostanatolien haben wir fast immer im vorbei fahren Wasserzapfstellen gefunden. Ohne unseren Wasserdieb wäre das Anschließen unseres Schlauches allerdings nicht so einfach gewesen.

Die Gewächshäuser wurden weniger und wir fuhren an einer Steilküste mit kleinen Sandbuchten in eine der Haupttouristenorte an der Südküste, Alanya, die deutscheste Stadt in der Türkei. Hier sollen über 6.000 Deutsche dauerhaft leben (mittlerweile wohl auch viele Russen).

Der Strand von Alanya ist nicht schön. Er liegt unterhalb einer 4-spurigen Straße, ist teilweise schmal und zugepflastert mit Menschen, Liegen und Sonnenschirmen.

Die Altstadt und auch das Basarviertel erkannten wir nicht, da die Straßen und Gassen mit Sonnenschutz vollständig verhangen waren. Die Geschäfte hatten fast alle das gleiche Angebot, Taschen, Schuhe, Kleidung, Souvenirs und natürlich durften die Bars, Restaurants und Essbuden nicht fehlen. Sofort wurden wir angesprochen, wenn wir den Auslagen oder ausgestellten Speisekarten zu nahe kamen. Natürlich in Deutsch ...

In der Bucht, unterhalb einer schönen auf einem Burghügel stehenden Burg, liegen viele Fantasy-Dschunken, die mit lauter Musik, Verpflegung und voll mit Touristen 5 Stunden lang von Bucht zu Bucht fahren.

Direkt am Touristenhafen fanden wir einen Bezahlparkplatz und wollten dort, mitten in der Stadt übernachten. Abends dröhnte aus jeder Bar, soooo laute und unterschiedliche Musik, dass durch die Bässe unser Sprinter vibrierte. Normalerweise sind wir nicht empfindlich, aber das war auch für uns einen Tuck zu viel und so fuhren wir spät abends noch aus der Stadt heraus.

In Tasucu, einer unserer Lieblingsstädtchen mit einem der schönsten Strände (in einem Schutzgebiet), gingen wir schwimmen. Das Wasser und der Strand waren wunderbar.

Um 23.30 Uhr sollte es mit der Autofähre nach Nordzypern losgehen. 2 Stunden vorher mussten wir schon da sein. Riesige LKWˋs, ein paar PKWˋs und wir warteten auf die Verladung. Morgens um 3.30 Uhr durften wir endlich auch auf die Fähre fahren … als LETZTE !!

In der Türkei fühlten wir uns extrem sicher und auch willkommen. Während unserer gesamten Reise (mit Ausnahme von Alanya) trafen wir keine westlichen Touristen.

In der Nähe der Grenzen zum Iran, Irak und Syrien sowie am Vansee war die Präsenz der Polizei und Soldaten hoch und wir deshalb etwas irritiert. Außerhalb dieser Gebiete haben wir keine Polizei oder Soldaten gesehen.

Das Wetter war sehr unbeständig. Mal bedeckt, mal sonnig und heiß, aber fast immer windig oder auch böig bis 50 km / h, abends mussten wir uns regelmäßig einen Pullover anziehen. Geregnet hat es nicht.

Die Verständigung in der Türkei war kein Problem. Wir verständigten uns mit Händen, Füßen, gutem Willen und Google Übersetzer. Englisch wurde selten gesprochen, aber die Kinder lernen es mittlerweile in der Schule. Oft trafen wir auch Deutsch sprechende Türken.

In unserem Sprinter zu übernachten war immer absolut problemlos. Niemals wurden wir weggeschickt oder negativ angesprochen. Ganz im Gegenteil, wir wurden immer nett begrüßt und zuvorkommend behandelt. Campingplätze gibt es so gut wie keine.

Der Wechselkurs hat sich seit den Nachwahlen vom 28.05.2023 extrem verschlechtert. Am Anfang bekamen wir 21, jetzt 28 Türkische Lira für 1 Euro. Somit hat die Türkische Lira während unseres Aufenthaltes ca. 30 % an Wert verloren.

Egal welche Kreditkarte man hier besitzt, an 8 % Gebühren kommt man bei Bargeldabhebungen am ATM in der Türkei nicht vorbei.

Auch im kleinsten Dorf und bei dem kleinsten Betrag wird mit Kreditkarte bezahlt.

Für unsere Art des Reisens ist die Türkei optimal und wunderbar zu bereisen.

Hier ein paar Zahlen:

39 Tage in der Türkei gewesen

28 x an unterschiedlichen Stellen übernachtet

Bisher insgesamt gefahrene km: 8.210 km

In Türkei von Grenze Georgien bis Fähre nach Zypern: 3.560 km

 

Preise in Türkischen Lira (TL), 1 Euro = 21 TL bzw. 28 TL:

SIM-Karte (Vodafone oder Turkcell) mit 20 GB    600 TL

Nachkauf von 30 GB    200 TL

Diesel 1 l    19 - 22 TL

Wasser 1,5 l    7 TL

Milch 1 l     18 TL

Ayran     7 TL

Cay (Tee)     3 - 10 TL

Bier im Restaurant 0,5 l (Efes Malt, Tuborg Gold)    60 - 120 TL

Bier im Geschäft 0,5 l    30 - 36 TL

O-Saft 100 %, 1l    35 TL

Glas frisch gepresster O-Saft    15 TL

Joghurt 1 kg    30 TL

Wassermelone 1 kg    8 TL

Aprikosen 1 kg    30 TL

Brot (Ekmek)    4 TL

Pide     100 TL

Simit     6 TL

Essen mit Kebab 100 - 200 TL

Lahmacun mit Ayran    40 TL

Autowäsche 100 TL