West-Timor 03.10. - 24.10.2011

Mit Mopeds gefahrene Route auf Timor

Die Insel Timor besteht aus zwei Staaten, Indonesien mit 1.850.000 Einwohnern und Osttimor (Timor-Leste) mit ca. 1.000.000 Einwohnern. Jeweils mit überwiegend christlicher Bevölkerung.

1975 wurde Osttimor von den Portugiesen in die Unabhängigkeit entlassen. Doch nur wenige Tage danach annektierte Indonesien das neue Land und machte es trotz internationaler Verurteilung zu seiner 27. Provinz. In den 24 Jahren der indonesischen Besetzung wurden viele Menschen getötet. Im Jahr 2002 wurde Osttimor mit Hilfe der Vereinten Nationen endgültig unabhängig.

Hafen von Lembata

Die Überfahrt von Lembata nach Kupang war unerwartet problemlos, da die Fähre sehr leer war. Wir haben in einem Etagenbett genächtigt, in dem wir es uns mit unserer Matte sehr bequem gemacht haben und trotz voller Flutlichtbeleuchtung eine angenehme Nacht verbrachten.

Die pulsierende Hauptstadt West-Timors, Kupang, mit dem Lärm und Leben haben wir genossen und waren mit Massage, Frisör, nochmaliger Visa-Verlängerung, quatschen mit anderen Travellern in Szenekneipen tagelang beschäftigt. Wir hatten ein ganz ruhiges Hotel inmitten eines Blumengartens mit Swimmingpool, aber offensichtlich leider schon seit Jahren ohne Wasser.
Außerdem hatten wir mal wieder die Möglichkeit, wichtige Dinge zu besorgen. Zum Beispiel einen Ersatzreißverschluss für unsere Bintang-Neoprenhülle. Der jetzige klemmt etwas und man muss ja für alle Eventualitäten gerüstet sein. Auch pinkfarbene Seide für Yvonnes neues Nacht-T-Shirt, da das alte sich völlig aufgelöst hat. Ein neues Gummiband für unsere Bauchgurte, da die Geldstapel so dick und schwer sind (oft sind wir Millionäre) und das Gummi ausgeleiert haben. Meistens kommen 50.000 Rupienscheine aus dem Automat = 4 Euro. Der größte Geldschein ist 8 Euro wert.

Erster Eindruck von Kupang
Zutaten für die BetelnusskauerInnen
Zeremonie zum Universitätsabschluss

Im Morgengrauen um 5.30 Uhr war die Nacht zu Ende, da wir sehen wollten, wie die Fischerboote in den Hafen einlaufen und dort dann die Fische verkauft werden. Sobald ein Boot einfuhr, wurde es von einer Traube von Menschen umringt, die frischen Fisch kaufen wollten. Es sah so aus, als würde das Boot jeden Augenblick umkippen, so heftig wurde es belagert. Da die meisten Menschen den Fisch in großen Plastikeimern kaufen, gehen wir davon aus, dass es sich um Zwischenhändler handelt, die den Fisch dann auf dem Markt oder in den Restaurants oder auch teilweise auf der Straße weiterverkaufen.

Auf dem Fischmarkt wurden wir genau darüber informiert, wie die Fische heißen und wie sie am besten filetiert werden, das ist schon ein blutiges Schauspiel.

Straßenverkäufer

Der Nachtmarkt in Kupang ist ein absolutes Muss. Dort finden sich die Indonesier nach Sonnenuntergang ein, um insbesondere frisch gebratenen Fisch, den sie sich vorher aussuchen, zu essen. Der Fisch wird aufgeschlitzt, in Tunke getaucht oder eingepinselt und auf Holzkohle gegrillt. Aufgrund des starken Qualms auf dem Nachtmarkt mussten morgens wieder alle Kleidungsstücke zum Laundry.

Zwischen Soe und Kefa sind viele traditionelle Dörfer, die mit ihren Rundhütten (Lopo) den einzigartigen Charakter dieser Gegend ausmachen. Die Lopos haben keine Fenster und nur eine ca. 1 Meter hohe Eingangstür. Das Feuer zum Kochen wird in der Mitte der Hütte entfacht, so dass die Rauchentwicklung im Innenraum gigantisch ist. Die indonesiche Regierung hat ein Programm entwickelt, dass die Lopos durch Häuser mit Steinfundament, Fenstern und einer höheren Tür ersetzen soll, da die ursprünglichen Hütten nicht mehr zeitgemäß seien. Die Einheimischen jedoch empfinden die neuen Häuser als zu ungesund und zu kalt und errichteten hinter den neuen Häusern wieder ihre Lopos.

Grundstückseingang mit Namensschild
Traditionelles Lopo

Von Kefa über Wini nach Atambua ging es zunächst durch die Berge und je näher wir zum Meer kamen, desto spektakulärer wurde die Landschaft. Unbeschreiblich schöne Felsformationen zusammen mit den traditionellen Häusern und all den Menschenaufläufen, die wir bei unseren Fotostopps hervorgerufen haben. Nach Auskunft der Leute, die wir bisher gefragt haben, soll es auf der ganzen Strecke bis nach Atambua keine Übernachtungsmöglichkeit geben, so dass wir uns beeilen müssen, wenn wir bei Tageslicht noch eine Unterkunft finden wollen.

In Wini, einem ganz kleinen Fischerdorf, haben wir in einem schönen Warung direkt am Meer zu Mittag gegessen. Weil es uns dort so gut gefiel, fragten wir nach einer Unterkunft für die Nacht. Das für uns extra leer geräumte Zimmer haben wir gerne angenommen.

Dort hatten wir echten Familienanschluss mit Kindern, Hühnern und vielen Tauben, die offenbar mit Vorliebe zwischen dem Holzdach unseres Zimmers und dem Blechdach hausten. Natürlich gab es auch einige Öffnungen und leider hatten wir einmal vergessen, den Deckel auf unser Mandi (großer Plastikeimer mit Wasser zum Duschen) zu legen… aber aus Schaden wird man klug, wenn ein Deckel da ist, hat er in der Regel auch seine Berechtigung!!

Am Abend setzte sich ein perfekt Englisch sprechender Indonesier an unseren Tisch. Am Ende unserer mehrstündigen Unterhaltung erzählte er uns, dass er nach seiner Arbeit zu Hause angerufen wurde, er möchte bitte dringend kommen, es wären zwei Touristinnen da und vielleicht hätten sie ja ein Problem! Nach seiner Auskunft waren wir seit mehreren Jahren die einzigen Touris in Wini.

Auf der Fahrt von Wini nach Atambua war neben der tollen Landschaft das Interessanteste, dass wir wiederum in den Genuss der grenzenlosen indonesischen Hilfsbereitschaft kamen. An der Straße wurden wir von einem Indonesier angehalten und aufgefordert ihm mit unseren Mopeds zu folgen. Wir wunderten uns, aber ordentlich wie wir sind befolgten wir die Aufforderung.
Das Problem war eigentlich nur eine große vorhandene Brücke, die aber leider keine Bodenplatten mehr hatte. Somit ging der Weg durch ein Flussbett mit ca. 30 cm tiefem Wasser und dicken Steinen. Ein Durchkommen war nur mit nassen Schuhen möglich. Bei unseren dicken Tretern schon ein bisschen unangenehm! Nachdem wir kurz überlegten wie es weitergeht, ergriff unser „Helfer“ die Initiative und fuhr unsere beiden Mopeds durch das Flussbett mit dem Resultat: nun hatte er die nassen Schuhe, was ihn aber offensichtlich nicht weiter störte.

Hafen Atapupu ... Wie viele Schiffe sind gesunken?

Wir fuhren von Atambua nach Betun, nahe der Süd-Ost-Küste gelegen. Betun soll eine aufstrebende kleine Stadt sein, mal gespannt. Nach 20 km ging der Abzweig von der Hauptstraße ab und die Straße begann ganz hoffnungsvoll. Nach nicht allzu langer Zeit war der Fahrspaß dann aber vorbei. Einige Leute und ein paar Autos standen wartend am Straßenrand und wir wurden nach vorne gewunken. Erst dann wurde uns klar, was passiert war: Ein LKW, voll beladen mit schweren Holzbalken, war auf einer abgesackten Straße in die Schräglage geraten, da er aufgrund der sehr schmalen „Reststraße“ in ein tiefes Loch gekracht war. Die Balken waren teilweise vom Laster gefallen und der Rest wurde in schweißtreibender Arbeit runtergeräumt, um überhaupt eine Chance zu haben den LKW -ohne den ADAC- aus dieser misslichen Situation zu befreien. Auf alle Fälle war hier für Stunden oder gar Tage für alle Autos die Fahrt vorbei. Gut, dass wir nur unsere kleinen Mopeds hatten, so konnten wir, wie die meisten anderen Indonesier auch, durch das Gestrüpp und über einen kleinen Hügel dieses Hindernis umgehen.

An der Unfallstelle kamen wir mit einigen Indonesiern ins Gespräch, die auch nach Betun wollten und uns auf Bahasa Indonesia erklärten ihnen hinterher zu fahren. Wir folgten ihnen und hatten hinter uns sogar noch einen „Aufpasser“. Gerade mal ein paar Kilometer später war das Geheimnis unserer besorgten Begleiter gelüftet: Die Straße wurde immer kleiner und kleiner, nicht mehr mit 4 Rädern zu befahren, teilweise stark geschädigt durch Erdrutsche und mit ganz steilen, sandigen und felsigen Abfahrten versehen, so unwegsam, dass die Beifahrer unserer indonesischen „Guides“ abgestiegen sind und den Hang zu Fuß runter mussten. Das heißt hier schon was! Als wir dann offensichtlich den heftigsten Teil der Strecke überwunden hatten, verabschiedeten sie uns. Wir hatten grandiose Ausblicke bis hinunter zum Meer, aber leider ist in solch aufregenden Situationen Fotografieren meist nicht möglich.

Unsere "Helfer"

Unbedingt wollten wir noch an die Süd-Ost-Küste Timors. Wir haben uns für Kolbano entschieden, da die Straße in gutem Zustand sein soll. Das Problem war, wie so oft, nur die Unterkunft. Ungefähr 30 % der Befragten waren der Meinung es gibt ein homestay dort, die anderen waren sich sicher, dass man dort nicht übernachten kann. Tja, da müssen wir wohl selbst mal nachschauen und im Zweifelsfalle eine Nachtfahrt riskieren! Dort angekommen haben wir zunächst unsere Mopeds an einem Benzin-Stand betankt, an dem Bootsbauer damit beschäftigt waren einen Einbaum zu zimmern. Sie waren so erfreut uns zu sehen, dass sie direkt Stühle, Tisch und Tischdecke aus dem Haus holten und den Coconut-climber auf den Baum schickten, um uns von oben eine frische Kokosnuss zu ernten. Ehe wir uns versahen, saßen wir mit den frisch geköpften Kokosnüssen am Tisch und haben das super leckere frische Kokoswasser genossen. Wir waren heil froh, dass wir am Morgen noch ein neues Paket Zigaretten und ein paar Kekse besorgt hatten, so dass wir uns für die Gastfreundschaft revanchieren konnten.

Sie schickten uns bei der Frage nach einem homestay ans Ende von Kolbano (besteht nur aus einer Straße) und wir fanden dort in der Tat das wohl größte Geschäft vor, mit zwei Gästezimmern. Dem Gästebuch konnten wir entnehmen, dass wir in diesem Jahr die ersten Besucher waren.
Ein wichtiger Geschäftszweig dort sind die strahlend weißen Kieselsteine, die am Strand in Säcke gepackt werden, um sie dann zu verschiffen.

Ein Sack mehr passt immer noch