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Brasilien 16.03. - 15.05.2025

... insgesamt gefahrene Route in Brasilien (6.700 km)

Fast ein Jahr ist es nun her und wir sind nun endlich wieder auf dem Weg nach Südamerika. Von Dortmund aus wollten wir mit dem Zug nach Frankfurt, um dann mit Air Europa über Madrid nach Uruguay zu fliegen. Der reine Flug ohne Umstieg dauert 15 Stunden. In Dortmund war die Bahnhofshalle voller Menschen. Nach längerem Warten am Informationsschalter erfuhren wir, dass das Stellwerk in Dortmund defekt ist, und zurzeit keine Züge den Bahnhof verlassen. Da unser Flieger nicht auf uns wartet und die Zeit drängte, mussten wir irgendwie wegkommen ... Ein Taxi brachte uns schnell!!! nach Essen, wo wir gerade noch unseren Anschlusszug erreichten. Der Flug und der Umstieg waren unspektakulär. Mit Uber ging es 60 km weiter und insgesamt 24 Stunden nach unserem Aufbruch erreichten wir das UY Storage wo unser Sprinter in einer Halle bei Timo und seinen Brüdern gut untergebracht war.

Leider war unsere Lithium-Batterie defekt und nicht mehr zu retten. Wir saßen im Dunkeln und ohne Kühlschrank. Timo brachte uns am nächsten Morgen eine Batterie, die in das enge Batteriefach unseres Sprinters passte, 200 Ah hatte, mit der wir aber unseren Konverter nicht betreiben konnten. Für die größere Batterie mit 330 Ah musste unser Kofferraum etwas umgebaut werden.

Das im letzten Jahr verlorene kleine Fenster wurde schnell eingehängt, der Kühlschrankdeckel repariert, ein roter Reflektor hinten eingesetzt. Nach 2 Tagen konnte es dann endlich losgehen. Die Zwischenzeit haben wir uns mit Martin, Otto und Hans nett vertrieben, die einen großen LKW fahren.

In La Paloma standen wir an der brausenden Küste und trafen schon wieder Hans und Otto mit ihrem riesigen LKW. In einem netten Restaurant hatten wir gemeinsam einen interessanten Abend.

In Punta del Diablo, einem wunderbaren Ort, so ganz nach unserem Geschmack, frühstückten wir. Leider haben wir am Anfang unserer Reisen noch "Hummeln im Hintern", sonst wären wir dort bestimmt geblieben. Außerdem musste unser Sprinter aus Gründen des Zolls Uruguay kurzfristig verlassen. Deutsche, die wir dort trafen, sprachen uns auf unsere tollen Reifen an.

Leider zerfetzte der hintere tolle Reifen 20 km vor der brasilianischen Grenze komplett und qualmte so stark, dass wir dachten er brennt. Die Kraft, die Radschrauben zu lösen und somit den Reifen alleine zu wechseln, hatten wir leider nicht. Gut, dass wir noch in Uruguay waren, wir riefen Timo an, der jemanden organisierte, der den Reifen in Kürze wechselte … also Glück im Unglück.

... Route Teil 1

Im Dunkeln erreichten wir in Brasilien Santa Vitoria do Palmar. In einem öffentlichen Park mit kleinen Häuschen, die auch gemietet werden konnten, übernachteten wir. Die Dusche dort war leider abgeschlossen, aber eine junge Brasilianerin, die sich in einem Häuschen eingemietet hatte, stellte uns ganz charmant ihr Badezimmer zur Verfügung. Im Garten eines Restaurants mit einem DJ und toller Musik versöhnten wir uns mit diesem Tag.

In Rio Grande, einer Großstadt mit ca. 200.000 Einwohnern, suchten wir einen zu unserem Sprinter passenden All-Terrain Reifen. So ganz klappte es nicht, aber ein qualitativ ähnlicher konnte bestellt werden. Am nächsten Tag, am Samstag gegen Mittag, wurde der neue Reifen aufgezogen und es ging weiter. Mit der Fähre fuhren wir nach Sao José do Norte und wir durchquerten die Landzunge zügig. Als es schon dunkel war, fanden wir in Cidreira, wie auch schon in der Nacht davor, einen Schlafplatz am Straßenrand.

Ab jetzt wollen wir erst einmal an der schäumenden Brandung der Atlantikküste immer Richtung Norden, an dem wunderbaren breiten, sauberen und Kilometer langen weißen Sandstrand unsere Seele baumeln lassen und hoffen, dass jetzt nach 1 Woche der entspannte Teil unserer Reise beginnt.

In einem kleine Ort, Rainha Do Mar, fanden wir ein paar Meter vom Strand entfernt einen wunderbaren Platz auf einer Wiese mit Schatten, umgeben von kleinen Häuschen. Hier machten wir kilometerlange Strandwanderungen und tranken beim Sonnenuntergang an kleinen Buden Cerveja. Die Brasilianer sind extrem nett zu uns. Von allen werden wir gegrüßt und einige sprechen uns sogar auf Deutsch an, wenn sie uns sprechen hören. Ein Brasilianer, dessen Familie vor 5 Generationen aus dem Hunsrück eingewandert war, sang uns sogar ein deutsches Ständchen. Alles sehr entspannt und wir fühlen uns in Brasilien angekommen und willkommen.

Capao da Canoa war ein etwas größerer Ort mit einem wunderbaren Sandstrand, in dem trotz Nachsaison noch richtig was los war. Wie es hier in der Hauptsaison aussieht möchten wir erst gar nicht wissen, aber wir genossen das rege Treiben und die gut gelaunten Menschen.

Unsere nicht vorhandene Planung verfestigte sich dahingehend, dass wir erst einmal ganz unspektakulär langsam in kleinen Schritten die Küste hochfahren und nur das Meer, den traumhaften Strand, die kleinen Örtchen und die netten Menschen genießen wollten.

Torres war für unseren Geschmack eine zu große Stadt, in der wir auf einem höchst unattraktiven eingezäunten Platz zwischen Hochhäusern campten. Das Wetter war schlecht, es regnete und stürmte, aber dafür aßen wir das beste Essen während unserer bisherigen Reise.

In Brasilien scheint es üblich zu sein, dass die Preise der Hauptgerichte immer für 2 Personen angegeben werden. Wer nicht teilen möchte, bezahlt statt 50 % für eine Person 65 % bis 75 % für sein Essen. Dazu kommen immer 10 % Trinkgeld, die in der Rechnung schon berücksichtigt sind.

… diese Strandduschen haben wir geliebt.

Dafür standen wir in Itapiruba direkt auf einem Parkplatz an einem langen weißen Sandstrand, von dem wir die überwiegend jungen Wellenreiter bewunderten. Regelmäßig wurden wir, teilweise auch in Deutsch, freundlich begrüßt. Was wir am Meer sehr vermissen ist ein leckerer Café Latte. In den meisten Orten gibt es weder Kaffee noch Frühstück. Nur warmes Essen und sehr kaltes leckeres Bier.

... Walmuseum

In Praia da Ferrugem (Garopaba) hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art. Es war wieder einmal Sonntag und alle Strände, Straßen und Parkmöglichkeiten waren von den Sonntagsausflüglern besetzt. Mit unserem Sprinter kurvten wir herum, um einen Platz für die Nacht zu finden. Zweimal fuhren wir an einem Rasengrundstück direkt am Meer vorbei. Dort stand ein großes und ein kleines Wohnmobil, aber das Tor war verschlossen. Plötzlich stand Carlos am Zaun. Mit Händen, Mimik, Kauderwelsch und Google-Translator, lud er uns auf sein Grundstück ein. Der Platz war großartig. Direkt am Meer, mit Schatten und Rasen und nur ein kurzer Weg zum Dorf. Er zeigte uns sein Schlüsselversteck fürs Tor und bot uns an, so lange zu bleiben wie wir wollten. Carlos war 69 Jahre alt und lebte mit Begeisterung seit 10 Jahren in seinem großen Womo. Hinter dem Rasengrundstück stand sein Haus, das ihm aber zu groß war. Jetzt wohnen seine Kinder und Enkelkinder dort. Nach seinem 70. Geburtstag will er mit seinem kleinen neu ausgebauten Ducato die Welt bereisen. Worauf soll er auch warten?

Bisher sahen wir nur makellosen sauberen Strand. Überall stehen Abfalltonnen, die auch genutzt werden. Niemand lässt seinen Abfall liegen.

Überall an der Küste stehen auf Stelzen rot/gelbe Häuschen für die Rettungsschwimmer, die Flaggen aufstellen und bis es dunkel wird die Schwimmer und Surfer beobachten. Der brausende Atlantik mit seinen hohen Wellen und seiner Strömung ist hier nicht ganz ungefährlich.

An den Stränden tragen, unabhängig vom Alter und der Konfektionsgröße, fast alle Frauen Stringtangas. Es ist gnadenlos und großartig, mit wieviel Selbstbewusstsein und Körperlichkeit die Frauen sich hier bewegen. Auch in den Orten laufen die Menschen in Badehose oder Bikini durch die ganze Stadt und warten so an Haltestellen auf den Bus. Einfach toll.

In einem Waschsalon wollten wir Wäsche waschen, benötigten aber für den Bezahlautomaten eine brasilianische Steuernummer (CPF), die für das Leben in Brasilien praktisch unerlässlich ist. Die hatten wir natürlich nicht und die Taste für Ausländer funktionierte auch nicht. Wir kamen mit einem jungen Mann ins Gespräch, der im Salon ebenfalls seine Wäsche wusch. Als wir nach ca. 20 Minuten mit unserer schmutzigen Wäsche zurück kamen wartete Rafael (so hieß er) auf uns, obwohl seine Wäsche schon fertig war. Er half uns mit seiner CPF und erklärte uns die Funktion der Maschinen. Nach einer halben Stunde war alles klar und er verabschiedete sich von uns. Ohne ihn hätte es für uns keine saubere Wäsche gegeben und wir hätten weiter mit unserer schmutzigen Wäsche leben müssen ...

Der kleinste Bundesstaat der südlichen Region von Brasilien ist Santa Catarina. Seine Geschichte wurde im 19. Jh. sehr geprägt von europäischen Siedlern, insbesondere durch die Einwanderungswelle aus Deutschland aber auch aus Italien, Polen und Russland. Die Hauptstadt dieses Bundesstaates ist Florianópolis.

Alle die wir trafen empfahlen uns begeistert die Insel Santa Catarina und beschworen uns, dort unbedingt hinzufahren. Aber Empfehlungen sind immer individuell und treffen selten unseren Geschmack … .

Die Insel ist grün und hügelig, hat eine große Lagune und ist von Stränden umgeben. Sie ist hochmodern, hat schicke Villen und große Apartmenthäuser. Also ein Treffpunkt der Reichen und der Schönen, die hier ihren zweiten Wohnsitz haben. Darüber hinaus gibt es in der Hauptsaison auch Massentourismus. Die Insel hat trotz einer guten Infrastruktur leider ein Verkehrsproblem, die Straßen sind hier oft verstopft.

Wieder einmal kommen wir im Dunkeln an. Es ist dann schwierig einen Platz für die Nacht zu finden und wir landeten im Ort Santo Antonio de Lisboa, quasi auf einer Müllkippe. Die Vermieter, die auch noch betrunken und sehr unangenehm waren, wohnten in einer verfallenen alten Bruchbude. Ein Platz mit einer extrem schlechten Energie.

Santo Antonio de Lisboa ist ein kleiner aber netter Ort mit Restaurants am Meer, kleinen Souvenirläden, bunten Häusern aber einem sehr kleinen Strand.

Im Osten der Insel Santa Catarina blieben wir in Barra da Lagoa, einem reinen Touristenort mit einem kilometerlangen, weißen wunderschönen Sandstrand. Es gefiel uns ganz gut hier, aber es kam Sturm auf mit Böen bis zu 80 km/h, die viel Sand aufwirbelten.

Das Wetter wurde nicht besser und der Sand blieb an uns und unserem Gesicht kleben. Da es wieder spät war, blieben wir im Ort Ribeirao da Ilha. Auf Schildern wurde er beworben mit "die Straße der Restaurants". Wir aßen in einem edlen Fischrestaurant, das einen großen Steg aufs Meer hinaus hatte und mit Glasscheiben verschlossen war. Doch durch die Ritzen der Glasscheiben pfiff der Wind und es wurde so kalt, dass wir unseren Daunenmantel herausholten. Die Bedienung lachte sich kaputt, da sie nur in kurzen Hosen und kurzärmligen Hemden herumliefen.

Diese Insel ist sicherlich schön, eine grüne bergige Insel, mit tollen Stränden, guter Infrastruktur und allem was das Touristenherz begehrt. Wer das mag, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Unserer Meinung nach, wird die Insel überbewertet.

Die Hauptsaison geht von Dezember bis Februar/März. Es muss dann brechend voll sein. Jetzt, im April ist das Wetter sehr wechselhaft, teilweise haben wir wunderbare Sonne mit blauem Himmel und Schäfchenwolken und es weht ein angenehmer Wind. Dann ist der Himmel wieder bedeckt, dunkle Wolken ziehen auf und es fängt an zu stürmen, aber immer warm, zwischen 24 und 31 Grad. Es herrscht tropisches Klima, immer ist es feucht, wir schwitzen und die Kleidung klebt am Körper. Entlang der Küste ist Regenwald und der Nebel wabbert über die Berge.

... Route Teil 2

Irgendwie sind wir unentschlossen wie unsere Reise in Brasilien weiter gehen soll, aber die schöne Küste wollten wir auch noch nicht verlassen.

Die Sonne schien, es war warm mit leichtem Wind und nachdem wir 12,00 € Umweltabgabe bezahlen mussten, landeten wir in Bombinhas, eine Art Halbinsel.

Die Häuser in Canto Grande waren klein, es gab kleine Geschäftchen, Restaurants und einen langen Strand. Am Ende der Bucht, richteten wir uns auf einem schattigen Campingplatz ein und das erste Mal seit 2 Wochen hörten wir nachts kein Wellenrauschen mehr, da das Meer hier sehr ruhig war.

Am nächsten Tag fuhren wir in die nächste Bucht nach Bombas. Hier ist es viel touristischer als in der vorherigen. Es war mal wieder Sonntag und alles voller Wochenendtouristen. Am Ende der Bucht fanden wir trotzdem einen Übernachtungsplatz, nur ein paar Meter vom Strand und der Promenade entfernt. Ein langer Holzsteg von ca. 800 m führte in die Nachbarbucht.

Die Brasilianer lieben es, am Sonntag mit der ganzen Familie an den Strand zu fahren. Dort sitzen sie zusammen, essen, trinken, palavern, machen Selfies und baden im Meer. Mittags sind alle Restaurants geöffnet und brechend voll. Aber ab 18.00 Uhr sind fast alle Strandbesucher wieder weg und die Lokale geschlossen.

Ab jetzt wollten wir mal wieder etwas "brausen", um noch viel von diesem riesigen Brasilien zu sehen. Und so fuhren wir ins Landesinnere über Balneário Camboriú nach Blumenau und Pomerode.

Nirgendwo sonst vereint sich deutsche Kultur mit brasilianischer Lebensweise so wie in Blumenau. Gegründet hatte diese Kolonie Dr. Hermann Blumenau 1850 mit weiteren 17 Auswanderern. Noch heute lebt in diesem Ort die deutsche Tradition ungebrochen fort. Es gibt dort viele Schützenvereine und Folkloregruppen mit den Namen z.B. Blumenstrauß oder Fröhliche Jugend. Das historische Zentrum in Blumenau hat uns nicht überzeugt. Die Fachwerkhäuser waren verteilt und nicht spektakulär. Nicht wie wir uns ein historisches Zentrum vorstellen, durch das wir gerne schlendern würden.

In Blumenau wurde aus einem kleinen Volksfest in der Vila Germanica das größte Oktoberfest der Welt (nach München).

... übertriebener Osterschmuck

Bergauf und bergab fuhren wir durch üppiges Grün und mit Palmen bewachsenen Bergen zu der kleinen deutschesten Stadt überhaupt, nach Pomerode. Hier sollen 3/4 der Einwohner deutschstämmig sein. Die Hotels heißen z. B. Bergblick und Oma Helga, die Restaurants z. B. Bierwein, Siedlertal, Schroeder und das Bier Schornstein, Bierbaum und Eisenbahn.

Leider schüttete es den ganzen Tag wie aus Kübeln. Dafür fanden wir eine Bäckerei mit Vollkornbrot und sofort kauften wir alle 4 vorhandenen Vollkornbrote und froren sie teilweise ein. Was für ein Genuss, bisher gab es in Brasilien nur pappiges "Toastbrot".

Hier wird überall mit deutschem Essen d.h. mit Eisbein, Sauerkraut und Stampfkartoffeln geworben. Im Restaurant Wunderwald (eingerichtet im bayrischen Stil), begrüßte uns der Kellner in Deutsch und in Lederhose. Natürlich aßen wir "echtes Deutsches Essen" bei bayrischer Musik. Es grenzte schon an Körperverletzung. Entsetzt sind wir immer wieder darüber, dass "Deutsch" mit "Bayern" gleichgesetzt wird.

In Pomerode gibt es eine 10 km lange Fachwerk-Route an der in idyllischer üppig grüner Landschaft die größte Ansammlung kolonialer Fachwerkhäuser steht (Weltkulturerbe), ganz ordentlich und sauber, mit abgelecktem Rasen ... also deutscher können Häuser nicht sein.

In Sao Francisco do Sul, einem kleineren Ort mit Hafen und vielen historischen bunten Gebäuden übernachteten wir mitten in der Altstadt direkt am Meer. Der Ort war wunderbar und sehr sehenswert. Leider regnete es abends, aber wir fanden eine überdachte Weinbar direkt am Meer, mit einer wunderbaren Aussicht. Dort haben wir zum ersten Mal aus einem Weinautomaten kleine Mengen Wein zum Testen abgezapft. Er hat uns nicht geschmeckt, aber es gibt ja auch Caipirinha ... . In diesem kleinen Ort sollte 3 Tage lang ein riesiges Musikfestival in drei Zelten mit drei Bühnen stattfinden. Gerne hätten wir mitgefeiert, aber am nächsten Tag regnete es ununterbrochen und schweren Herzens fuhren wir weiter.

Mit 2 Fähren (von Sao Francisco do Sul nach Villa da Glória und von Guaratuba nach Caiobá) mussten wir übersetzen, um nicht einen großen Umweg nach Morretes zu machen. Abends war der Ort sehr schön beleuchtet, wir fühlten uns fast wie in Portugal.

In einem Wohngebiet stellten wir unseren Sprinter gegenüber von einem Wohnhaus ab. Erst schauten die Bewohner irritiert und konnten mit uns nichts anfangen. Als wir sie aber fragten ob wir nachts zum Schlafen dort stehen bleiben dürften, wollten sie wissen woher wir kommen und dann hießen sie uns herzlich willkommen. Morgens brachten sie uns sogar eine Staude sehr leckere kleine Bananen zum Auto.

In Curitiba fuhren wir direkt zum Museu Oscar Niemeyer (MON), einem architektonisch ausgefallenen Gebäude mit einer wunderbaren Ausstellung u.a. über Asien und Afrika, Malereien und Plastiken. Es hat uns extrem gut gefallen. Da in Brasilien die Großstädte nicht ungefährlich sind, übernachteten wir auf einem bewachten Parkplatz (Estacionamento).

Leider landeten wir wieder in einem "Deutschen Restaurant". Die Käsespätzle waren ekelhaft und die dröhnend laute bayrische Musik nicht zu ertragen.

Iguape ist ein kleiner typischer brasilianischer Ort mit 2 wunderbaren Kirchen, mitten in einem Schwemmgebiet. Eine Autobrücke führt über das gesamte Schwemmgebiet und endet in dem direkt am Meer gelegenen Badeort Ilha Comprida. Dort war nichts mehr los, nur zwei Lokale auf 10 km waren noch geöffnet.

Auf der Autobahn nach Sao Paulo fuhren wir auf kurviger Straße immer hoch und runter durch üppigen Regenwald. Die Autobahnen werden hier sehr stark von riesigen LKWˋs mit Anhängern frequentiert, die bergab in den Kurven bei einem Tempolimit von 40 Km/h mit 100 Km/h an uns vorbei brausten. Bei einigen qualmten und stanken schon die Bremsen. Die Gefahr, dass diese großen LKWˋs bergab und mit zu hoher Geschwindigkeit umkippen ist groß. Mehrere Male kamen wir auf dieser Straße in gefährliche Situationen.

In Sao Paulo fanden wir keinen sicheren Stellplatz und suchten ein Hotel mit Parkplatz, auf dem auch unser hoher Sprinter Platz fand. Nicht gerade einfach, aber im Hotel Calandre LTDA hat es gklappt.

Das Erste was wir in Sao Paulo in der City sahen, waren in einem Park zwei Obdachlose, einer schlief mit seinem Kopf in einem Pappkarton, der Zweite war wie eine Mumie in einem Tuch eingewickelt und dahinter stand die berittene Polizei.

Über den schlechten Zustand der Einkaufsstraßen und über die uns auf Schritt und Tritt begleitende Obdachlosigkeit, Armut und die vielen anscheinend unter Drogen stehenden Menschen waren wir geschockt. Es hat jedoch keiner gebettelt aber die Polizeipräsenz war enorm.

Am geschichtsträchtigen Platz Praca da Sé mit der Kathedrale von Sao Paulo standen insgesamt 7 Einsatzfahrzeuge der Polizei.

Obwohl Sao Paulo kulturell gut aufgestellt ist, hat die Stadt unserer Meinung nach keinerlei Charme.

Das alternative Künstlerviertel Beco do Batman, im Stadtviertel Vila Madalena (Distrikt Pinheiros), beeindruckte uns mit seiner phantasievollen und künstlerischen Wandmalerei. Es wird durch seine hier lebenden Künstler geprägt, die ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf kleiner selbst hergestellter Kunstgegenstände verdienen.

In den kleinen Restaurants und Bars ist es wunderbar und relaxt. Hier fühlten wir uns wohl. Aber auch in diesem Viertel waren die Straßen kurz nach Dunkelheit leer gefegt.

Über Maresias geht es weiter nach Paraty.

Paraty ist ein für den Tourismus aufgemöbeltes, klassisches Kolonialstädtchen (Weltkulturerbe) mit 4 barocken Kirchen, durch das die Besucher wie durch ein Freilichtmuseum wandeln. Mit großen Felsbrocken unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit wurden die Gassen seinerzeit (sowie die ganze Stadt) von Sklaven errichtet. Darüber zu laufen ist eine wackelige Angelegenheit mit vielen Stolperfallen. Die Häuser sind schön bunt und überall im Erdgeschoß sind Touristengeschäfte, Lokale und Pousadas (Pensionen).

Die Stadt liegt am Meer und an einem schönen Fluss, an dem wir auf einem unbewachten, nachts hell erleuchteten Parkplatz übernachteten. Von hier aus sind es nur 100 m bis zum Meer mit seinem schönen Strand und den Strandbars. Abends spielte dort eine Band und sofort tanzten die Brasilianerinnen und Brasilianer leidenschaftlich. Alle können ja auch großartig mit ihren Hintern wackeln, jede hat mit jedem getanzt, unabhängig von Alter und Können. Super Stimmung. Bisher gab es in den meisten Bars und Restaurants Life-Bands, die sich auch gerne gegenseitig übertönen und für die man eine feste Gage zahlen muss.

Einzigartig in Paraty ist die Überflutung der Straßen in der Altstadt. In der kleinen Mauer zum Meer befinden sich Löcher, durch die das Meerwasser bei Flut in die Straßen läuft und diese überflutet. So spülte früher das Meerwasser den Müll von den Straßen ins Meer.

Ostern ist es überall extrem voll. Da aber die BrasilianerInnen sehr entspannt und freundlich sind, ist es nicht unangenehm. Auch viele ArgentinierInnen machen in Brasilien Urlaub, da dort das Leben mittlerweile billiger ist als in Argentinien. Die Polizei ist hier sehr präsent, tagsüber steht sie an neuralgischen Stellen und nachts fährt sie mit blau-rotem Licht durch die Straßen. Heute am Karsamstag war die Hölle los. Obwohl es so voll ist, hat es uns in Paraty doch sehr gut gefallen.

Es passierte uns wieder das, was wir immer vermeiden wollen, wir kamen im Dunkeln in der nicht ungefährlichen 6 Mio. Stadt Rio de Janeiro an. Der Campingplatz, ca. 20 km entfernt, gehörte Fritz, bei dem wir uns morgens anmeldeten. Leider standen wir vor einem großen verschlossenen Tor und klingelten und klingelten … trotzdem wurde nicht geöffnet. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir schon unsere Alternativen durchdachten, kam der betrunke Gil, der wohl eingeschlafen war und öffnete uns das Tor. Der Platz hatte schon viel bessere Zeiten gesehen, aber die Anlage war sicher und hatte eine tolle Lage zwischen Granitfelsen und Regenwald.

Mit Uber, nur mit Kreditkarte, wenig Bargeld und ohne irgendwelchen Schmuck, fuhren wir nach Rio de Janeiro zur Copacabana und ihrer kleinen Schwester Ipanema. Die Menschen sind unglaublich aktiv. Sie spielen am Strand in Gruppen "Beachball", gehen schwimmen und joggen. Auf der am Sonntag für Autos gesperrten Fahrspur entlang der Copacabana wird Fahrrad und E-Roller gefahren, gejoggt und promeniert. In den Bars und Kiosks, spielen Life-Bands und wer Lust hat, tanzt. Überall brasilianisch positive Stimmung. Es ist für uns etwas ganz besonderes hier zu sein, an einem der berühmtesten Strände der Welt.

Rio de Janeiro fasziniert uns durch seine einzigartige Lage. Es ist eingebettet zwischen Granitfelsen, Meer, Stränden, kleinen Inseln und Regenwald, optisch ein Traum und fühlt sich wunderbar lebendig an.

Die Schattenseite dieser wunderbaren Stadt ist die große Armut. 20 Prozent der hier lebenden Menschen sind sehr arm, sie leben in Favelas, das sind Stadtteile, die wir meiden sollten. An den Stränden und wichtigen Sehenswürdigkeiten war ein großes Aufgebot von schwer bewaffneter Polizei.

Das Museu do Amanha (Museum der Zukunft) hat eine beeindruckende futuristische Architektur und steht im Hafenviertel. Der Fokus des Museums steht auf Nachhaltigkeit und die Zukunft unseres Planeten. Dies wird in einer interaktiven Ausstellung lehrreich, unterhaltsam, modern und eindrücklich dargestellt.

Das historische Zentrum mit seinen Theatern, Museen und Kirchen ist alles ganz schön anzusehen, aber das sich hier abspielende Leben ist schöner als alle alten, teilweise nicht modernisierten Bauten. Außerdem war aufgrund der vielen Feiertage dort alles geschlossen.

Die Kathedrale von Rio de Janeiro ist von außen ein hässlicher Betonklotz, aber von innen doch sehenswert. Sie wurde während der Militärdiktatur errichtet und bietet für mehrere tausend Menschen Platz. Die bunten Glasfenster schaffen eine angenehme Atmosphäre.

Die Treppe Escadaria Selarón gehört zu den bekanntesten der Welt und wurde von dem Künstler Jorge Selarón über Jahre mit tausenden Kacheln, Fliesen und Spiegeln aus der ganzen Welt gestaltet. Aber was heute auf der Treppe abgeht ist schon krass. Die Treppe wird von Menschenmassen absolut überlaufen. Alle sind im Selfie-Wahn und posieren bis zur Perfektion und ... dann sind sie wieder weg.

Abends gingen wir in eine Churrascaria. Dort gibt es ein großes Buffet (Rodizio) mit Salaten, Sushi, Reis, Pommes etc., alles was das Herz begehrt. Es waren so viele Leckereien, da hätten wir auch auf´s Fleisch verzichten können. Zum Tisch kommen dann andauernd Kellner mit großen Spießen, immer mit unterschiedlichen Arten von gebratenem Fleisch, stellen den Spieß ab und schneiden mit einem extra scharfen Messer so viel hauchdünnes Fleisch ab wie jeweils gewünscht ist. Es gibt Filet, Steak, Wurst, Hühnchen u.v.m. Das Ergebnis war wie immer beim Buffet, wir waren "überfressen".

Als wir aus dem Restaurant kamen war es dunkel und die Straßen menschenleer. Obwohl die Copacabana nicht weit entfernt war, fühlten wir uns nicht mehr ganz so wohl. Aber der anschließende Caipirinha in der Strandbar war extrem lecker.

Eigentlich graute es uns davor, zu den Hauptsehenswürdigkeiten mit ihren vielen Menschen und den langen Warteschlangen zu fahren. Es dauerte fast 2 Stunden, bis wir mit dem Zug auf dem 710 m hohen Berg Corcovado ankamen. Die 38 m hohe Christusstatue thront hoch über der Stadt und der faszinierende Blick und die wunderbare Atmosphäre entschädigten uns für alles.

Die Plattform vor Cristo Redentor war brechend voll. Um überhaupt ein paar Fotos machen zu können, mussten wir uns etwas durchschlängeln, da alle im Selfie-Wahn waren. Trotz der vielen Menschen genießen wir die geniale Aussicht über Rio de Janeiro. In der Ferne sehen wir den Zuckerhut, die Copacabana und den Atlantik mit den vielen kleinen Inseln. Niemals hätten wir gedacht, dass es uns so beeindruckt und auch gefällt.

Vom Berg Dona Marta hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf den Zuckerhut, zum Glück mit blauem Himmel und weißen Wölkchen. Cristo Redentor war leider von Wolken verdeckt.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir in den Stadtteil Santa Teresa, in dem das Nachtleben pulsiert. Es war Feiertag und in allen Bars und Restaurants spielte Livemusik.

Bevor es weiter ging, zeigten wir unserem Sprinter nochmals die ganze Copacabana.

Rio de Janeiro sollte der nördlichste Punkt unserer Brasilien-Reise sein. Spontan fuhren wir dann auf die andere Seite von Brasilien, ins Pantanal. Eine Landkarte oder sonstige Informationen hatten wir leider nicht, aber Google macht viel möglich ... wenn man Netz hat. 5 Tage waren wir unterwegs, bis wir im Süd-Pantanal ankamen. Dass Brasilien sehr groß ist, war uns schon klar, aber gespürt haben wir es erst auf dieser sehr anstrengenden Fahrt. Die Straßen waren in einem relativ guten Zustand aber auch unspektakulär, mit Mais- und Zuckerrohrfeldern bis zum Horizont und vielen Rindern auf den Weiden.

Penedo, am Parque Nacional do Itatiaia gelegen, war die Stadt der Gourmetrestaurants. Das Essen war wunderbar. Lachs auf Bananenpüree, schwarzer Reis und gebratener Grünkohl, Chips, dazu Maracujasoße, Farofa (Beilage aus geröstetem Maniokmehl, die es immer dazu gibt) und eine Nachspeise zum Hinknien und dazu noch eisgekühlter Weißwein. 

Morgens wurden wir von Moped-Lärm geweckt.

Congonhal wirkte nicht einladend, deshalb fuhren wir auf eine einsame Bergwiese. Es gab Brot mit Ei und Cerveja. Morgens wurden wir von Kühen geweckt.

Borborema, ein schöner Campingplatz nur für uns alleine. Abends gab es wieder Brot mit Käse und Cerveja. Morgens wurden wir vom starken Regen geweckt.

Auriflama, der Ort war so hügelig, so dass wir keinen geraden Platz für unseren Sprinter fanden, bis auf den Parkplatz vor der Santander-Bank. Montags sind in Brasilien fast alle Restaurants geschlossen. Ein netter Gastwirt empfahl uns eine Lanchonete (Imbiss). Leckeren Hamburger gegessen. Morgens wurden wir durch die Polizei geweckt, der wir sehr suspekt waren.

Campo Grande, wir waren dort auf einer schönen Estancia. Abends gab es, wie sehr oft in Brasilien, frittierten Fisch, rote Bohnen, Reis, Maniok und Cerveja. Ging so. Geweckt wurden wir diesmal nicht.

So sehen hier alle TÜV-geprüften ;-)) Duschköpfe aus, wenn die Duschen warm sind.

Das Pantanal ist das größte Binnenland-Feuchtgebiet der Erde und wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Das Sumpfgebiet ist fast halb so groß wie Deutschland und liegt zum größten Teil in Brasilien. Bis zu 6 Monate im Jahr ist das Gebiet völlig überflutet und bietet vielen Tieren und Pflanzen wichtige Rückzugsorte.

Uns war schleierhaft, wie wir das Süd-Pantanal bereisen konnten.

Die lehmige Sackgasse, in die wir hineinfuhren wurde immer buckeliger und schlechter. Rechts und links war alles sumpfig oder voll Wasser, bis wir zur schönen Pousada Aguape kamen. In der Palme vor dem Eingang wurden wir von mindestens 20 blauen Papageien (Hyazinthara), den größten der Welt, mit lautem Gekrächze begrüßt. Gegen eine Gebühr konnten wir auf dem Gelände übernachten und abends gab´s Buffet.

Der Einstieg ins Pantanal war faszinierend. Schon morgens beim Kaffee flog ein Tucan auf unseren Tisch. Mehrere Gürteltiere balgten sich vor unseren Augen, sie fraßen, sie kabbelten sich und rannten über die Terrasse. Papageien und bunte Vögel saßen auf den Ästen vor dem offenen Restaurant. Es war ganz schön aufregend.

Wir erkundeten das Gelände der Pousada …

Da die Wege überwiegend über private Grundstücke der Fazendas führen, konnten wir nicht alleine herumfahren und buchten eine Jeep-Safari. Das Capybara kannten wir noch nicht und auch Tapire hatten wir vorher noch nicht gesehen, aber auch die vielen Vögel, Kaimane und das Tier-Symbol des Pantanals, der Jabiru (Storch) gefielen uns. Unbedingt wollten wir den Ameisenbären sehen, vom hier lebenden Jaguar träumten wir natürlich auch. Der Jeep kam im Matsch nicht weiter und so stiegen wir aus und mussten mit unseren Turnschuhen durch den tiefen Matsch stiefeln. In einem Gebüsch fanden wir den Ameisenbär, der sich aber sofort versteckte als er uns sah. Dafür waren Hose und Schuhe völlig verdreckt und klatschnass.

Zwischenzeitlich hatten wir ein Bestimmungsbuch über die Tier- und Pflanzenwelt des Pantanals und stellten fest, dass es nur wenige befahrbare Wege / Straßen im Pantanal gibt. Um die Tierwelt hier hautnah mitzubekommen, sollte man wandern, reiten, Kanu- oder Motorboot fahren.

Refúgio da Ilha ist ein schönes Plätzchen in einer wunderbaren Gegend. Als uns die Eigentümerin mit unserem Sprinter sah, war sie sehr entsetzt und wollte uns ganz schnell wieder loswerden.

Die Fazenda San Francisco ist eine riesige Anlage auch für Tagestouristen. Hier werden für Tierbeobachtungen große LKWˋs benutzt ...