Usbekistan 18.09. - 14.10.2023
Mit Turkish Airlines kamen wir nach einem guten Flug pünktlich in Taschkent an. Der Autovermieter wollte uns eigentlich abholen … das klappte natürlich nicht, die Telefonnummer auf der Auftragsbestätigung stimmte auch nicht, aber die dort nicht vorhandene Adresse konnten wir zum Glück über google maps herausfinden, da wir uns schon SIM-Karten von “uz mobile“ am Airport kaufen konnten.
Mit einem Taxi fuhren wir dann zu der Auto-Vermietung, bekamen einen nur sehr knapp betankten weißen Chevrolet und die strikte Anweisung nur 95 oder 97 Oktan Benzin zu tanken. Kein Problem dachten wir, aber nach der 5. Tankstelle mitten in Taschkent war unser Tank immer noch nicht gefüllt und wir langsam verzweifelt. Wie sollten wir eine so weite Tour in diesem Land unternehmen, wenn es schon in Taschkent schwierig ist, an das richtige Benzin zu kommen. Es gibt hier viele Gastankstellen, Benzin mit 80 Oktan, 91 Oktan, 95 Oktan, 97 Oktan und Diesel … aber jede Tankstelle hatte oft nur eine Sorte. Auch die Verkehrsführung in Taschkent und in den Randgebieten war anfangs eine Herausforderung.
Zum Glück entspannte sich die Tanksituation im Laufe der Zeit und wir nutzten jede Gelegenheit unseren Tank wieder zu füllen.
Da das Gur-Emir-Mausoleum von uns als erste Sehenswürdigkeit besichtigt wurde, war der Wow-Effekt sofort da. Es ist die Begräbnisstätte von Amir Timur und gehört mit seiner melonenartigen Kuppel zu den schönsten Beispielen der timuridischen Baukunst. Die Kuppel ist 13 m hoch und besteht aus 64 Rippen, die die Lebensjahre Mohammeds versinnbildlichen.
Die nächste Nacht verbrachten wir in der Altstadt, ganz in der Nähe des wichtigen, eindrucksvollen und von Touristen überlaufenen Registan Komplexes. Von hier aus erreichten wir zu Fuß durch kleine Altstadtgässchen die große Promenade. Diese reicht bis zum Registan und E-Autos fahren die Touristen hin und her. Auch reiht sich hier ein Restaurant ans nächste, alle sind auf große bis sehr große Touristengruppen eingestellt.
Der Registan (bedeutet Sandplatz) ist die wichtigste Sehenswürdigkeit Usbekistans und einer der prächtigsten Plätze Mittelasiens. Dieser Komplex besteht aus 3 Medresen (Madrasa). Die Medresen sind eine muslimische Bildungseinrichtung, die häufig auch Koranschule genannt wird, obwohl auch Arabisch, Mathematik, Scharia als Rechtslehre des Islam etc. gelehrt wird. Die Medrese besteht meistens aus einem rechteckigen Innenhof, um den sich in zwei Stockwerken die Studien- und Wohnräume der Schüler gruppieren. In den Eckräumen befinden sich größere Auditorien sowie eine Moschee. Meistens sind die Eingangsportale sehr prachtvoll mit Mosaiken geschmückt und an den Ecken stehen Schmuckminarette.
Leider befanden sich in den Innenhöfen der Medresen und in den kleinen Räumen viele Händler und Geschäfte, die fast überall das Gleiche anboten: Schals, Seidenmäntel, Keramik, Teppiche.
Die Verkäufer*innen sind großartig und beherrschen ihr Handwerk perfekt. Die Anpreisung (oft in Deutsch) eines ganz einfachen Schals: “Madam, alles echte, handgewebte Seide, meine Schwester hat den Schal gebatikt, nur für dich besonders billig ...“
Für uns war hierdurch die Atmosphäre sehr gestört. Wir fühlten uns eher wie in einem Basar, als in einem historischen Weltkulturerbe.
Im Gegensatz zu Buchara und Xiva verteilen sich in Samarkand die einzigartigen historischen Sehenswürdigkeiten über das ganze modernisierte Stadtgebiet.
Auf dem Weg nach Shahrisabz fuhren wir erst durch eine langweilige, sehr karge Gegend und kamen dann über den 1.700 m hohen Tahta Karacha Pass in die Berge mit sehr schönen Felsformationen. Dort trifft sich die Familie auf traditionellen Sitzen um gemeinsam zu essen und den Tag miteinander zu verbringen. Die Kellner servieren ununterbrochen Chai, Essen, Brot und Wasserpfeifen. Sofort wurden wir zum Chai eingeladen.
Shahrisabz ist der Heimatort von Amir Timur und UNESCO-Weltkulturerbe.
Bei der Rekonstruktion blieb die Ursprünglichkeit auf der Strecke. Die Altstadt wurde abgerissen und dafür im Stil einer modernen Ferienanlage eine Schneise durch die bisherige Altstadt geschlagen.
Es entstand eine Promenade mit Plattenwegen, Tannenbegrünung, Springbrunnen und Geschäftsräumen für touristische Angebote. Es gibt also keine historische Altstadt mehr, sondern eine Art Themenpark. Die UNESCO überlegt, den Welterbe-Status abzuerkennen.
Die Stadt hatte ansonsten mit Touristen nicht viel zu tun, sie war auch nicht sonderlich schön. Dafür waren die Menschen hier sehr freundlich und hilfsbereit, und der Hotelbesitzer sprach sogar etwas Englisch. Unter Bäumen aßen wir in einem einfachen Restaurant, leider war das Bier warm dafür aber die Mantis lecker. Durch Zufall fanden wir in einer kleinen „Pommesbude“ leckeres kaltes Bier aus einem Zapfhahn.
In Buchara, mit seinem historischen Zentrum, spürt man noch das orientalische Flair und das Jahrhunderte zurückliegende Mittelalter. Die Stadt war ein wichtiger Handelsort an der Seidenstraße und auch politisches Zentrum. Sie war die erste bedeutende Stadt in Mittelasien, in der sich der Islam durchsetzte. Es bestand jedoch eine große Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen. Bis ins Mittelalter war Buchara bedeutend in Wissenschaft und Kultur.
Die Altstadt von Buchara ist absolut autofrei, nur kleine E-Mobile fahren die Touristen durch die kleinen Gassen. Auch unser Auto musste außerhalb bleiben.
Hier suchten wir uns ein einfaches, traditionelles altes Gästehaus, das von einer reizenden Dame bewirtschaftet wurde. Leider muss man sich in privat geführten Hotels vor der Tür die Schuhe ausziehen … das lieben wir nicht so besonders …
Von weitem sehen wir in der Altstadt das 46 m hohe in seiner Art höchste Minarett Mittelasiens. Es ist aus Lehmziegeln und nur mit einfachen Schmuckziegeln verziert. Für uns ist es das schönste und eindrucksvollste Minarett das wir kennen.
Nicht nur der Muezzin rief von seinem Turm aus, sondern seine „Laternen“ sollten Karawanen den Weg zeigen, und verurteilte Verbrecher und untreue Ehefrauen wurden in einen Sack gesteckt und vom Minarett gestürzt ...
Die Usbeken lieben Live-Musik. In den meisten Restaurants spielen am Abend traditionelle Musiker und fast überall gibt es Bier …
Buchara ist unbedingt eine Reise wert. Die Altstadt hat eine angenehme Atmosphäre, es gibt unzählige faszinierende Sehenswürdigkeiten, Baudenkmäler, neue und schön renovierte Hotels und freundliche, lachende, zuvorkommende Menschen.
Unser Gefühl war, hier sind wir 5 Jahre zu spät … Uns gefällt es besser, wenn alles noch einfach und nicht so touristisch und herausgeputzt ist.
Das Wetter war wie gemalt, tagsüber blauer Himmel ca. 24 Grad, und abends kühlte es sich angenehm ab.
Über eintönige und gerade Straßen fuhren wir durch die Wüste mit kleinen Büschen nach Xiva. Plötzlich wurden wir von einem Polizisten mit einem grünen Leuchtstab angehalten. So richtig wussten wir nicht was er von uns wollte. Aber der Google-Übersetzer klärte uns auf: „Bitte steigt aus dem Auto aus, lauft 10 Minuten herum, damit ihr während der weiteren Fahrt nicht einschlaft“. Der Polizist war sehr reizend und als wir erklärten, dass wir top fit sind, konnten wir weiterfahren.
100 km vor Xiva begann die Oase mit kleinen Dörfern und viel Grün. Hier werden Melonen, Kürbisse und Baumwolle angebaut.
Die Altstadt von Xiva ist von einer mächtigen Lehmstadtmauer mit vier Eingangstoren umgeben. Alle Tore waren offiziell nicht befahrbar und wurden bewacht, so dass wir unser Auto außerhalb der Stadtmauer abstellen mussten. Zu Fuß fanden wir ein kleines familiengeführtes Hotel und ein Sohn kam mit und zeigte uns den Weg durch ein „gesperrtes“ Tor.
Die komplette Altstadt (Ichan Qala) ist Weltkulturerbe und extrem aufwändig restauriert und nachgebaut. Auf Schritt und Tritt stehen historische Gebäude. Die Gassen der Altstadt sind verwinkelt und die Schönheiten oft hinter Mauern verborgen. Händler*innen waren auch überall, aber überwiegend in den Straßen und diesmal eher selten innerhalb der Gebäude.
Manchmal fühlten wir uns wie in einer inszenierten Parallelwelt. Es war alles zu schön und zu perfekt.
In den Gassen und Palästen der Altstadt fühlt man sich an die mittelalterliche Märchenwelt von 1001 Nacht erinnert, wären da nicht die riesigen Touristengruppen aus aller Welt, die sich durch die kleinen Gassen winden. Ohne Reservierung ist es schwer einen Platz in einem Restaurant zu bekommen, zumal die meisten Restaurants für große Gruppen gebucht werden.
Über relativ schlechte Straßen kamen wir nach Moynak, ein Ort, der durch die von Menschen gemachte Umweltkatastrophe bezüglich des Aralsees stark betroffen war.
Moynak war eine Stadt, in dem der Fischfang boomte, die Fischfabrik hohe Erträge erzielte, und die Menschen auf Uferpromenaden flanieren konnten.
Doch seit den 1960er Jahren begann sich der Wasserspiegel des Aralsees zu senken, und 20 Jahre später zog sich auch das Ufer von Moynak zurück. Schon 1984 waren der Fischfang und die Fischfabrik etc. Geschichte. Die landwirtschaftlichen Flächen versalzten, der Grundwasserspiegel sank, Brunnen versandeten und Trinkwasser musste mit Tanklastern herangeschafft werden.
Die Umweltkatastrophe entstand dadurch, dass das Wasser des Flusses Amudarja, der bisher das Binnengewässer speiste durch unzählige Bewässerungen und Abzweigungen so viel Wasser verlor, dass er den Aralsee nicht mehr erreichte. Diese Fehlplanung in der Bewässerungspolitik begann in der Sowjetunion noch unter Stalin. Der Baumwollanbau wurde in großem Maße gesteigert, so dass sich die bewässerte Fläche in den 1950er Jahren von 4,2 Millionen Hektar, auf 7,4 Millionen Hektar 1989 vergrößerte.
Während in den 1950er Jahren noch 56 Kubikkilometer Wasser in den Aralsee flossen waren es in den 1980er Jahren nur noch 6 Kubikkilometer. Obwohl man sich in Moskau langsam der drohenden ökologischen Konsequenz bewusst wurde, hielt man an der Planung fest.
Es handelt sich um eine der größten Umweltkatastrophen der Welt, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Der Schiffsfriedhof fotogen, aber deprimierend und mahnend.
Die neue Reformpolitik dieser Gegend gibt Anlass für vorsichtigen Optimismus:
1. Es wurde Erdgas im früheren Aralsee gefunden.
2. 2018 wurde eine neue Wasserleitung für Trinkwasser verlegt.
3. Der Tourismus soll gefördert werden.
4. Es ist in Planung evtl. ein Usbekistan-Vegas für Glücksspiele (die ansonsten in Usbekistan verboten sind) zu bauen.
Am Rande der Kysylkumwüste befinden sich Ruinen unzähliger alter Wüstenstädte (Qala). Das Alter der aus Lehm errichteten Qala liegt bei 1000 - 2200 Jahren. Sie sind weitestgehend ursprünglich und nur bei 3 Festungen wurden in den letzten Jahren Rekonstruktionen vorgenommen, um den Zerfall aufzuhalten.
Die Burgen fanden wir sehr eindrucksvoll, wir wunderten uns aber über die fehlenden Touristen.
Das Wetter wurde schlecht, es war sehr verhangen und nieselte. Als es dunkelte suchten wir im Nichts ein Gästehaus und wurden von der Familie freudig begrüßt und hereingebeten.
Die Frau war eine handfeste, sympathische Usbekin. Sie zeigte uns erst einmal die komplett mit Teppichen ausgelegte Jurte, in der gegessen wird, unseren Schlafraum, der auch mit dicken Teppichen und Matten ausgelegt war und das etwas abgelegene moderne Bad. Alles war sehr sauber und es roch gut.
Kokand ist mit seinen Sehenswürdigkeiten der wichtigste Ort in diesem Tal. Wir haben das Ferghanatal als sehr muslimisch empfunden. Es gab schöne Restaurants, Alkohol schenkte jedoch keines von ihnen aus. Dafür hatten wir das beste Hotelzimmer während unserer ganzen Reise und oh Glück … nebenan einen Kiosk mit eisgekühltem Bier!
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Kokands ist der Präsidentenpalast Hudayar-Khan.
In den klassischen Touristenorten der Seidenstraße gibt es Massen von Touristen, die meist in großen Gruppen das Land bereisen. Abseits dieser Route sahen wir, außer einer kleinen Gruppe am Aralsee, keine Touristen.
Usbekistan empfanden wir so sauber wie kein anderes Land zuvor. Wir fühlten uns extrem sicher, sogar spät in der Nacht auf den Straßen von Taschkent.
In den ersten 2 Wochen war es angenehm warm mit Sonnenschein und blauem Himmel. In den letzten 2 Wochen wurde es kühler und manchmal war der Himmel bedeckt. Geregnet hat es aber nicht.
Die Verständigung in Usbekistan war -außerhalb der Touristenroute- nicht ganz so einfach. Wir und auch der Google-Übersetzer hat teilweise noch nicht mal erkannt, ob es usbekisch oder russisch war. Aber durch die freundlichen Usbeken, Mimik und Gestik hat immer alles bestens geklappt.
Die usbekische Küche ist sehr fleischlastig und leider meist auch sehr fettig. Hotels und Geldautomaten fanden wir überall.
Hier ein paar Zahlen:
27 Tage in Usbekistan gewesen
20 x an unterschiedlichen Stellen übernachtet
Insgesamt gefahrene km: 3.530 km
Preise in Usbekistan-Sum (UZS), 1 Euro = 12.900 UZS:
Gebühren am ATM und bei Zahlung mit VISA immer 1,5 %
SIM-Karte (uz mobile) mit 100 GB 170.000 UZS
Benzin 92 Oktan 1 l 9.500 – 12.000 UZS
Gas 3.500 UZS
Taxi, 2 km 5.000 UZS
Wasser 1,5 l 4.000 – 5.000 UZS
Milch 1 l 13.000 UZS
Ayran 1 l 19.000 UZS
Kleine Kanne grüner Tee 3.000 – 8.000 UZS
Café Latte 18.000 UZS
Bier 0,5 l 8.000 – 35.000 UZS
1 Kebab-Spieß (Rind) 17.000 UZS
Somsa (mit Fleisch) mit grünem Tee 19.000 UZS
2 Spiegeleier mit Brot und grünem Tee 13.000 UZS
Im Durchschnitt für Hotelübernachtung ausgegeben 500.000 UZS