Tanzania 03.09. - 23.10.2022
In Tanzania wollten wir in die untouristischen Ecken fahren, die wir auf unserem Jahrestrip ausgelassen haben. Gedacht war, den Lake Tanganyika hoch bis zur Grenze Burundi, quer durchs Land bis zur tanzanischen Küste, diese ganz runter und über Mosambik wieder nach Südafrika zurück.
Der Westen Tanzanias ist untouristisch und direkt am See entlang beschwerlich zu bereisen. Es fehlen klassische Highlights und wen fehlende Annehmlichkeiten nicht stören und ohne Zeitdruck reist, dem wird es gefallen.
Grenzübertritte in Afrika sind der Horror. Unser Eindruck ist, dass sie insbesondere durch die Digitalisierung immer komplizierter werden.
Früh morgens waren wir doch etwas (an)gespannt, ob alles problemlos klappt. Die Grenze in Kasesya war ganz klein und entspannt, ohne LKW-Verkehr und ohne Schlepper. Alle waren hilfsbereit und nett. Die Ausreise aus Zambia war unkompliziert und schnell. Im tanzanischen Immigration-Office war die Beamtin ganz relaxt. Wir beantragten ein Visum für 3 Monate und bezahlten für beide 100 US-$ Gebühren in bar. Sie zählte die Monate mit den Fingern ab und wir dachten, das klappt nie ... und tatsächlich sie verzählte sich und stempelte nur ein Visum für zwei Monate in unseren Pass. Hakuna matata (no problem), sie wollte mit dem Kugelschreiber im Pass die Daten verändern. Gerade konnten wir sie noch stoppen, handschriftliche Abänderungen können an einer anderen Grenze nur Probleme bereiten und an Grenzen hatten wir schon Ärger genug.
Anschließend mussten wir zum Medizinischen Dienst zur Überprüfung unserer Impfungen. Der Raum war max. 2,5 x 2 m groß. Vor uns quetschten sich noch ca. 15 Männer aus Burundi in den kleinen Raum. Das Fenster war zu, es roch wie in einem Puma-Käfig, der Beamte hatte keine Maske an, ... Corona lässt grüßen.
Der Zollbeamte wurde extra für uns während seiner Mittagspause von zu Hause abgeholt. Sehr nett, small talk, alles in Ordnung … bis er in seinem Computer feststellte, dass unser Hilux seit 8 Jahren illegal in Tanzania steht. Das bedeutet, Straftat, sehr hohe Strafgebühren, viel Ärger. In 2014 und 2015 sind wir zweimal nach Tanzania ein- und zweimal ausgereist. Damals gab es an den kleinen Grenzen noch keine Computer sondern nur Zettel und die wurden anscheinend nicht bearbeitet, außer offensichtlich einmal bei der Einreise. Aber der Computer hat immer recht. Der Zollbeamte gab sich wirklich Mühe, aber der Eintrag im Computer konnte von ihm nicht geändert werden. Nach mehrmaligen Telefonaten wusste er die Lösung … Ein Dollar musste überwiesen werden und dann konnte er die Daten verändern. Er organisierte die Überweisung und nach längerer Zeit ging es weiter.
Für unseren Hilux mussten 45 US-$ Zollgebühren gezahlt werden, aber nicht mit Bargeld und auch nicht mit Kreditkarte. Jetzt waren wir ganz ratlos, wie sollten wir unser Geld loswerden? Ein junger Mann kam und begleitete Heike in das nächste kleine Dorf, in einen kleinen stinkigen, mit Menschen vollgestopften Raum. Aber wie sollten von dieser kleinen Bude unsere US-$ an die Zollbehörde transferiert werden? Sehr rätselhaft … !! Eine ganz junge Frau hinter einem Gitter war dort offenbar die „Chefin“. Sie kaute genüßlich auf ihrem Zahnstocher und war ziemlich teilnahmslos. Mit Händen und Füßen wurde zu verstehen gegeben, dass zuerst das Geld auf dem Schwarzmarkt in tanzanische Schilling umgetauscht werden muss, um es dann mit dem Handy der „Chefin“ ans Zollamt überwiesen. Aus den 45 Dollar wurden 52 + 1 Dollar. Was ist das für ein System, dass Beamte kein Bargeld annehmen dürfen und man dazu gezwungen ist, sich für den Grenzübertritt völlig abzocken zu lassen?!?!
5 Stunden hat das ganze Prozedere gedauert.
Der Lake Tanganyika (zweitgrößter See Afrikas) ist 773 m hoch und ist 676 km lang, 50 km breit und bis zu 1.470 m tief. Der See ist die natürliche Grenze, die Tanzania von den Nachbarstaaten Zambia, Kongo und Burundi trennt.
Erst im Dunkeln kamen wir bei Mr. Oscar am Lake Tanganyika in Kasanga an und landeten auf einer Baustelle. Vor 3 Jahren hat der See bis auf 2 Hütten alles verschluckt und überschwemmt. Es war ein traumhafter Seeplatz, obwohl ein Teil im See verschwunden war.
Von irgendwoher hörten wir schöne Musik und wackelten im Takt vor uns hin. Eine chice Tanzanierin lud uns zum Tanzen ein. Gemeinsam tanzten wir noch.
Nach 1 Stunde kam sie und ihr Freund mit 1 Liter Jägermeister zu unserer Hütte und lud uns zu einem Begrüßungsschnäpschen ein. Sie hieß Pili und hat einen kleinen Spirituosenladen in Mbeya (7 Stunden entfernt), nur mit besonderen internationalen Schnäpsen, Likören und Weinen. Er war Richter am hohen Gericht in Sumbawanga. Aus einem wurden 3 Schnäpse, gemeinsam tanzten wir noch und wurden natürlich auch nach Mbeya eingeladen. Was für ein Tag ... .
Am nächsten Tag mussten wir bis Kigoma noch ca. 300 km auf einer grottigen Piste durchs Gebirge (1600 m) zurücklegen. Es ging durch kleine Dörfer, wir sahen so gut wie keine Autos und auch für uns keinen Platz um zu übernachten. Langsam wurde es dunkel und die Fahrt immer beschwerlicher. Fast hätten wir es noch im Hellen geschafft, aber eine Fähre, auf die wir sehr lange warten mussten, bremste uns aus. 2,5 Stunden im Dunkeln, auf schlechter Piste und im Gegenlicht der Mopeds war das Fahren sehr mühsam. Endlich kamen wir um 21.30 Uhr in Kigoma an, fanden ein sehr nettes Hotel und bekamen noch Essen auf unserem schönen Balkon.
Wir wussten, dass Christine, die wir vor ca. 3,5 Jahren in Raja Ampat kennenlernten am Lake Tanganyika schnorcheln wollte. Der See hat sehr klares Wasser und man sieht dort viele bunte Fische. Wir versteckten uns an ihrer Hütte und sie wurde von unserem Erscheinen völlig überrumpelt … damit hatte sie nun so gar nicht gerechnet …
Vom hohen Norden planten wir quer durch Tanzania bis an die Küste zu fahren und wenn möglich auch nach Sansibar überzusetzen. Mehrere Tage waren wir in einer Gegend unterwegs, die mit Tourismus nichts zu tun hat. In den kleinen Hotels übernachten hier nur Geschäftsleute. Der Preis ist überall gleich, umgerechnet 6,50 Euro. Die Zimmer sind klein, haben ein Bad, einen Fernseher und ein Doppelbett mit großem Moskitonetz. Alles absolut sauber mit weißer Bettwäsche und schneeweißen Handtüchern. Das Auto steht in einem abgeschlossenen Hof mit einem Nachtwächter.
Im Ort Kaliua mussten wir morgens im Hof unser Cab aufbauen, da die Nieten an unserer Kühlschrankschiene gebrochen waren. Plötzlich steht vor uns ein Immigrationsoffizier in Uniform. Von der Straße aus hätte er unseren Camper gesehen und wollte nun überprüfen ob wir nicht illegal im Land sind ... Er war autoritär aber höflich. Wir nutzten die Gelegenheit (er sprach englisch) und fragten nach einer Werkstatt für Aluminium. Er telefonierte, ein junger Mann auf einem Mopedtaxi, dem wir hinterher fuhren, kam. Am Straßenrand vor einer "Werkstatt" hielten wir. Ein Mann kam mit einer Nietenzange, ein anderer ging zu einer kleinen Bude und holte dort Nieten und ein Dritter vernietete unsere Schiene. Da noch ein Rücklicht defekt war kam eine "Elektriker" mit einem Schraubenschlüssel und brachte alles wieder zum Leuchten. In einer halben Stunde waren alle unsere Probleme gelöst. ... that´s Africa ...
In Manyoni, einem Ort mit gefühlt hunderten kleinen Hotels und tausenden LKWˋs kamen wir wieder im Dunkeln an. Nachts um 3.00 Uhr, wir schliefen tief und fest, da wurde plötzlich heftig an unsere Tür geklopft. Wir konnten nicht so schnell reagieren und mittlerweile wurde ununterbrochen an die Tür gedonnert. Die Tür war kurz davor aus den Angeln zu fallen und wir hatten Angst, dass die Tür eingetreten wird. Als wir die Tür mit schlechtem Gefühl öffneten, schauten uns 10 afrikanische Männer, die auf dem Flur standen, an. Zwei davon schienen Polizisten zu sein, sahen aber sehr heruntergekommen aus. Sie hatten keine Uniform an, zeigten uns keinen Ausweis, stellten sich nicht vor, sondern fragten uns barsch wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir wollen. Die anderen Männer waren Übernachtungsgäste wie wir, die ebenfalls aus dem Bett geholt wurden. Es war ein sehr bedrohliches und unangenehmes Gefühl ...
Gairo war ein Ort mit einer echten "In-Bar". Dort saßen Frauen und Männer zusammen, hörten dröhnende Musik und schauten gemeinsam Fußball. Es gab Bier und Essen. Abends gegen 22.30 Uhr saßen wir noch hinter unserem Hotel. Plötzlich stand wieder ein Immigration-Officer, diesmal ohne Uniform aber mit Ausweis vor uns und wollte unsere Pässe sehen. Er hatte uns mit unserem Hilux im Ort gesehen und uns später in allen Hotels gesucht. Gut, dass wir noch nicht im Bett waren, aber langsam waren wir genervt ... In den meisten afrikanischen Ländern sollte man den Kontakt mit der Polizei und anderen Behörden möglichst vermeiden!
In der Nähe des Mikumi Nationalparks übernachteten wir in der Tan-Swiss Lodge. Auf dem Campsite stand ein gelber Landcruiser, der uns sehr bekannt vorkam. Er gehörte Sabine und Werner aus Hamburg, die wir 2019 in Sambia kennenlernten. Als sie im Dunkeln auf den Platz kamen, erkannten sie sofort unser Auto. Werner kontrollierte, ob die Kotflügel mit Spax-Schrauben befestigt sind ... da war er sich sicher … das können nur wir sein ;-))
Einen Tag und eine Nacht wollten wir den kleinen Mikumi Nationalpark genießen. Er ist wie alle Parks in Tanzania sehr teuer. Die Tanzanier wollen keine Individualtouristen, sondern nur geführte Gruppen. Die kamen morgens mit dem Flugzeug aus Sansibar machten ihren Game Drive und flogen abends wieder zurück (ca. 450 US-$ p. P.) Danach hatten wir den Park ganz allein für uns.
Im Park war es nachts stockdunkel, nur die Sterne leuchteten. Plötzlich sehen wir Feuer, welches durch den böigen Wind immer größer wird. Es war nicht erkennbar, wie weit entfernt und wie groß das Feuer war. Wir als Städter und ganz alleine im Park wussten nicht, was wir tun sollten und entschieden uns für etwas, was im Nationalpark strikt verboten ist und hart bestraft wird ... zu einer Nachtfahrt ... Wir rumpelten dem Feuer entgegen. Plötzlich lag vor uns auf dem Weg im Scheinwerferlicht ein Löwe. Diesen magischen Moment konnten wir kaum genießen, da wir noch unentschlossen waren was wir tun sollten. Plötzlich sahen wir in der Dunkelheit Autolichter. Unsere Scheinwerfer waren ja auch kilometerweit zu sehen und wir schalteten sie schnell ab. Ohhhhh, das gibt viel Ärger, anscheinend werden wir gesucht. Nach einigem hin und her entschieden wir uns zu unserem Campsite zurückzufahren. Auf dem Weg scheuchten wir noch Hippos auf, die sich anscheinend so erschreckten, dass sie mit Anlauf von einem Hügel ins Wasser sprangen.
Von weitem sahen wir schon auf unserem Campsite einen Wagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern, der, als er uns sah, sein routierendes Blaulicht anschaltete und uns entgegen kam. Auch dass noch … Polizei … uns war ganz schlecht. Krampfhaft überlegten wir eine Erklärung und kurbelten das Fenster hierfür schon runter. Der Wagen gab Gas … und fuhr mit Blaulicht … einfach an uns vorbei … wir waren fassungslos. Es war ein Wassertanker, der nachts noch um 22 Uhr auf unserem Campsite die Wassertonne aufgefüllt hat. Wir ließen Feuer Feuer sein, tranken 2 Schnäpse um die Nerven zu beruhigen und gingen schlafen.
Bagamoyo ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Versklavung und Fremdbestimmung haben diesen Landstrich geprägt. Jahrhundertelang kreuzten sich die Wege der Elfenbeinhändler, Jäger und insbesondere der Sklavenfänger aus Indien, Arabien und Europa bis die Sklaverei 1873 verboten wurde. Im 19. Jahrhundert galt die Stadt als eine der bedeutendsten Umschlagplätze für den Sklavenhandel. Frauen und Männer wurden über Wochen vom Inneren des Kontinents bis an die Küste getrieben, auf Galeeren verfrachtet und nach Sansibar verschifft. Von Sansibar wurden sie dann in auf einzelnen Länder verteilt ...
Entsetzt waren wir über den Zustand von Bagamoyo mit seinen doch sehr historischen Gebäuden. Selten haben wir einen so verfallenen abgefackten und zurückgebliebenen Ort gesehen. Fischer und Schiffsbauer gehen hier immer noch wie vor hundert Jahren ihrer Arbeit nach. Sie fahren jeden Tag bei fast jedem Wetter in kleinen Dows mit aufgeplusterten "Dreieckssegeln" aufs Meer. Der Fisch wird anschließend auf dem kleinen Fischmarkt verkauft. Für uns alles hochspannend und faszinierend. Die Menschen hier sind sehr verschlossen und leben streng in ihrer muslimischen Kultur.
In Afrika werden die Menschen meistens nicht gerne fotografiert. Aber die Kombination von Fischer, Moslem und Armut geht gar nicht. Fotografieren wird hier nicht geduldet. Für uns sehr schade, da wir deshalb oft von wunderbaren Erlebnissen oder Orten keine Fotos machen können bzw. uns nicht trauen.
In Bagamoyo fragten wir Fischer, ob wir sie und ihr Boot fotografieren dürfen. Nach einer kleinen Diskussion, erklärten sie sich hierzu bereit. Vielleicht klappte es, weil wir sooo nett sind ;-))
Um in Ruhe zu überlegen wie wir unsere Reise in Tanzania fortsetzen wollen, campten wir etwas nördlich von Daressalam im Mahaba Beach Resort, bei einer Französin und ihrem "Rasta-Mann" … und sie konnte soooo gut kochen!! Tolle Location im Reggae-Stil, sehr einfach, etwas heruntergekommen, aber der Blick von der Bar auf den tollen Strand mit seinen Fischerbooten … absolut fantastisch. Nachts waren wir wieder alleine, sehr nahe an Daressalam, ohne Zaun oder Tor nur mit einem "Massai Krieger", seinem Knüppel, Stock und seiner Machete als Wächter. Manchmal wundern wir uns schon, dass bisher noch nichts passiert ist …
Insgesamt auf Sansibar gefahrene Route (327 km) …
Sansibar mit dem Weltkulturerbe Stone Town ist für alle Tanzania-Reisenden ein Muss. Schon zweimal haben wir Sansibar links liegen gelassen, jetzt wollten wir es aber wissen. Unseren Hilux konnten wir leider nicht mitnehmen. Aber wo sollten wir ihn lassen? In Daressalam als Hafenstadt, ein Schmelztiegel der Kulturen und Menschen, kann man seinen Wagen nicht irgendwo hinstellen, wenn man ihn und seine Reifen noch wiedersehen will. Wir ließen unseren Hilux auf einem bewachten Kirchenparkplatz direkt gegenüber vom Fährhafen zurück ... Gott wird´s schon richten ;-))
Auf Sansibar leben 98 % Moslems (Afrikaner, Inder, Perser und Araber). Sansibaris sind stolz auf ihre Toleranz gegenüber Andersgläubigen. Aber Touristen, insbesondere in Stone Town, sollten darauf achten, die klaren für Muslime typischen Kleiderregeln einzuhalten. Auf Showtafeln wird hierauf immer wieder hingewiesen. Es sollte in der Stadt auf Miniröcke, Shorts und ärmellose T-Shirts verzichtet werden. Einige Touristinnen und Touristen ignorieren dies jedoch einfach.
Obwohl der Großteil der Bevölkerung den Touristen positiv gegenüber steht, gibt es immer stärker werdende fundamentalistische Splittergruppen und es kann dann auch schon mal zu Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten kommen.
In einem schönen modernisierten Altstadthotel mitten in Stone Town mieteten wir uns ein. Von hieraus streiften wir durch die unzähligen engen Altstadtgassen, in denen man sich trotz Stadtplan regelmäßig verläuft. Hier pulsiert das Leben mit seinen kleinen Läden, Düften und den vielen, hier lebenden Menschen.
Die Bausubstanz der historischen Häuser ist sehr marode und müsste unserer Meinung nach dringend renoviert werden, wenn die Altstadt nicht verfallen soll.
In Jambiani sahen wir im vorbei fahren eine German Bakery. Als wir anhielten, um nach leckerem Brot zu schauen, hörten wir nur ... die kenn ich doch... Dort saß Christine bei Kaffee und Kuchen und plauderte mit anderen Deutschen.
Jambiani ist ein kleiner schlecht erschlossener Touristenort mit wenig Touristen, aber einem traumhaften Strand, an dem man kilometerweit laufen kann.
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Christine in Paje. Hier kennt sie einige Deutsche, die keinen Bock mehr auf Deutschland haben und in den letzten 2 Jahren auswanderten und sich in Paje ein Haus bauten. Ansonsten empfanden wir Paje als ein Straßendorf mit kleinen Geschäften, Restaurants, Gästehäusern und lauter Partymusik. Hier ist alles sehr eng bebaut, und teilweise schmutzig. Der Strand ist ein Traum für lange Spaziergänge. Kitesurfer haben durch den ständigen Wind und den sandigen Meeresboden optimale Bedingungen. Schwimmen ist hier an allen Stränden wegen der sehr starken Gezeiten keine Option, da man weit laufen muss, um in knietiefes Wasser zu gelangen.
In Norden der Insel, in Nungwi, sollten die Gezeiten nicht ganz so ausgeprägt sein. Auch hier hatten wir aufgrund der Gegebenheiten keine Lust ins Wasser zu gehen. Der Strand war wie überall sehr weiß und schön und die Lokalitäten am Strand luden zum Relaxen ein. Hier pulsierte das Touristenleben und die Aktivitäten der Strandverkäufer. In 10 Minuten wurden wir 20 x angesprochen … sehr, sehr nervig.
Sansibar bietet natürlich Schnorchel-, Tauchausflüge und Kitsurfing an, Bootsfahrten in den Sonnenuntergang, Besichtigungen von Gewürzfarmen etc. Für jeden ist etwas dabei. Leider oft in Masse ...
Nach Wochen des "Verzichts" wollten wir etwas kaufen, was unser westliches Herz begehrt. Im Botschaftsviertel in Daressalam gab es einen Supermarkt, mit Butter, Joghurt (6,00 Euro für 500 g), Käse, Salami und eingepacktes Schwarzbrot (10,00 Euro). Kaum ein normal verdienender Tanzanier kann sich hier etwas kaufen.
Kilwa Kivinje ist ein geschichtsträchtiger Ort, in den die Araber den Haupthandelsplatz für Sklaven und Elfenbein verlegten. Später wurde er als Verwaltungszentrum im kolonialen Deutsch-Ostafrika wichtig. Wir empfanden ihn als einen kleinen, armseligen und heruntergekommenen Ort, in dem die Relikte aus der deutschen Kolonialzeit zusehends verfallen. Unter diesem Eindruck verkniffen wir uns die Bootsfahrt auf die "historisch sehenswerte" Insel Kilwa Kisiwani.
Dagegen ist der Ort Kilwa Masoko lebendig und bietet auch Einkaufsmöglichkeiten.
In Kilwa Masoko am Masoko Pwani Beach fanden wir eine wunderbare Lodge mit Campsite dirket am Strand, die Kilwa Beach Lodge. Alles war perfekt auch das Essen war gut, nur die Gäste fehlten, wie auf unserer ganzen Reise. Überall standen Palmen mit dicken Kokosnüssen. Da wir Angst hatten von einer Kokosnuss erschlagen zu werden suchten wir uns immer ungefährliche Wege zwischen den Palmen heraus.
Ohne Ausnahme gibt es in allen Hotels (egal ob einfach oder gehoben) und auf allen Campsites nachts immer einen Wächter. Abends, während wir im Restaurant waren, saß er im Dunkeln immer neben unserem Cab und bewachte es. Bis wir schlafen gingen, hielt er sich im Hintergrund für uns nicht mehr sichtbar auf. Da dieser Wächter besonders entzückend war und auch sehr abgerissen aussah (das Hemd war vom Hotel gestellt) gaben wir ihm einen guten Tip (10.000 TSH = 4,50 Euro). Das war die absolute Ausnahme, da wir normalerweise Geld in eine Tip-Box für alle geben. Er freute sich unglaublich, bedankte sich mehrfach und erklärte uns mit Händen und Füßen, dass er sich hiervon neue Schuhe kaufen würde. Seine waren völlig zerrissen. In solchen Augenblicken fühlen wir uns sehr beschämt ...
Unseren ursprünglichen Plan von hier aus nach Mosambik einzureisen hatten wir schon länger verworfen. In den Provinzen Cabo Delgado und Niassa ist der IS aktiv und es wird vor Einreise in dieses Gebiet gewarnt. Aber Pläne sind dazu da umgeworfen zu werden und deshalb war unser nächstes Ziel der Lake Nyasa (Lake Malawi).
Wir fuhren parallel zur Mosambik-Grenze über Masasi und Songea und kamen nach 3 Tagen im Dunkeln in Mbamba Bay an. Es war sehr weit und wir waren lange unterwegs, obwohl die Straße komplett asphaltiert und sogar in sehr gutem Zustand war … denn es war heute wieder mal ein Tag der besonderen Art … er hat angefangen mit einem Platten … dann hätten wir um Haares breite fast einen Mopedfahrer platt gemacht, der sowas von gepennt hat … einen Polizisten bestochen, der uns beim speeding erwischt hat … fast ein Schaaf überfahren … und ein paar Minuten später noch 2 kleine Zieglein … zum weiß der Teufel wievielten Mal von der Polizei angehalten, weil vorne das Nummernschild fehlt (haben wir schon seit Monaten verloren), aber wir haben der Polizei wie immer glaubhaft versichert, dass wir es heute morgen gerade erst bemerkt haben und uns im nächsten Ort um Ersatz kümmern … dann noch im Dunkeln nach einem Hotel gesucht¸ da die Hotels im Ort vorher gar nicht gingen … aber letztendlich ist, wie zum Glück fast immer, alles gut gegangen ;-))
In der Bio Camp Lodge, 6 km nördlich von Mbamba Bay, fühlten wir uns pudelwohl. Der Eigentümer Joseph hat dort seinen Traum verwirklicht. In diese Gegend von Tanzania zu kommen ist ein weiter Weg und sehr zeitaufwendig, so dass sich kaum jemand hierhin verirrt. Joseph hat in Deutschland ein Reisebüro und kommt hier mit seinen Kunden regelmäßig vorbei. Dadurch trafen wir auch Fabian, Iris und Petra aus Köln. Gegenseitig tranken wir uns das kalte Bier weg ;-)))
Joseph ist Tanzanier und ein toller Typ. Er kümmert sich intensiv um die Dorfgemeinschaft und gibt dort vielen Leuten Arbeit. Seine Frau ist Schwäbin und meistens in Deutschland. Auf seinem Grundstück hat er mehrere Wasserstellen mit gefiltertem Seewasser eingerichtet. Die Frauen aus dem Dorf kommen morgens und abends und füllen dort ihre großen Wassereimer. Da unser Cab an so einer Wasserstelle stand, war bei uns immer viel los und für die Kinder waren wir eine kleine Sehenswürdigkeit. Der Sandstrand war großartig und das Wasser klar. Hier wollten wir gar nicht mehr weg und blieben lange ...
Wir wollten direkt am Lake Nyasa ganz hoch Richtung Norden bis nach Matema fahren, aber wir bekamen keinerlei Informationen darüber, ob die Straße existiert und ob es eine Fähre über den Fluss Ruhuhu gibt.
Die Fahrt direkt am See war wunderbar, wir fuhren durch kleine einfache Dörfer, sahen Fischer mir ihren Netzen und wurden von den Menschen sehr freundlich begrüßt. Es existierte tatsächlich keine Fähre und wir konnten unseren Augen nicht trauen … es gab dort eine ganz neu errichtete Brücke mit 5 km perfektem Asphalt dahinter aber danach hinauf in die Berge blieb dann die Straße genaus schlecht wie zuvor. Ab dem Ort Manda war die Seestraße nämlich zu Ende …
In Tanzania wird täglich für viele Stunden der Strom abgeschaltet (load shedding) und das Bier ist dadurch oft warm. Eine sehr geschäftstüchtige Barfrau versprach uns kaltes Bier, setzt sich auf eine Moped-Taxi fuhr wohin auch immer und kam nach längerer Zeit tatsächlich mit kaltem Bier wieder. Hier in der Bar war das Bier billiger als im Geschäft ...
Uns hat dieser road trip trotz der Anstrengung sehr gut gefallen. Eine Alternative ist es, die schöne Seestraße bis nach Manda zu fahren und dort mit dem einmal in der Woche verkehrenden Fährschiff bis zum Ende des Sees hochzufahren. (Am Freitag kommt das Schiff in Mbamba Bay an und fährt am Samstag zurück nach Matema oder Itungi Port). Im schönen Ngonga Beach Resort, wir waren wieder alleine, ließen wir unseren Tanzania-Trip ausklingen und bereiteten uns seelisch und moralisch auf die nächste Aufregung beim Grenzübertritt nach Malawi vor.
Hier ein paar Zahlen:
50 Tage in Tanzania gewesen
29 x die Unterkunft gewechselt
27 € im Durchschnitt für Übernachtung auf Campsites & in Hotels ausgegeben
5.472 km in Tanzania gefahren
2.250 Tanzania Schilling (TZS) = 1 Euro
Diesel 1 l 1,40 €
Wasser 1,5 l 0,33 €
Milch 1 l 2,60 €
Bier 0,5 l 1,30 €
Tonic, 0,33 l 0,80 €
Saft 100 % 2,20 €
1 Ei 0,20 €
Cheddar, 200 g 10,00 €
Schwarzbrot, 500 g 10,00 €
Butter, 200 g 5,60 €
1 Banane 0,05 €
1 Ananas 0,90 €
1 Papaya 1,30 €
1 Wassermelone 1,30 €
1 Essen mit viel Ugali, Soße mit etwas Fleisch, etwas grünes Gemüse 1,50 €
Übernachtung im Hotel für einheimische Geschäftsleute, DZ 6,50 € - 20 €