Georgien 12.08. - 27.08.2018

1921 besetzte die rote Armee Georgien somit endete die seit 1918 bestehende Unabhängigkeit
1991 Unabhängigkeitserklärung von der Sowjetunion
Georgien hat sich nach der fünftägigen militärischen Auseinandersetzung mit Russland 2008 wieder aufgerappelt und seitdem in den Tourismus investiert. Dieser Boom hält mit großem Erfolg an. Der Tourismus ist inzwischen wohl der florierendste Wirtschaftszweig des kleinen Landes.

Gefahrene Route in Georgien ...

Auf diesem Relief von Georgien erkennt man sehr gut im Norden den großen Kaukasus und im Süden den kleinen Kaukasus.

Am Nachmittag brachen wir zur georgischen Grenze auf. Die Grenzschlange war kurz, aber trotzdem ging es irgendwann nicht mehr weiter. Geschlagene 4 Stunden standen wir an der Grenze und es wurde immer dunkler und später und wir hungriger und genervter.

Mittlerweile war es stockdunkel und wir fuhren um 23.00 Uhr bei strömendem Regen und ohne Geld über die Grenze südlich der Hafenstadt Batumi. Wir fühlten uns wie auf einem anderen Planeten. Überall blinkten Lämpchen an hunderten Casinos und Spielhöllen, an Wechselstuben, Alkoholläden, Bars und Puffs (klein Las Vegas). Alle waren nur leicht bekleidet, die Frauen kurz, kürzer, am kürzesten…, die Männer hatten die Mode der bunten Shorts und Flip Flops neu entdeckt. Dazwischen donnerten LKW´s und schwankten Betrunkene. In dieser Grenzstadt lassen viele Türken und Russen es so richtig krachen.

Übernachten wollten wir auf keinen Fall im Hafengebiet. Im Dunkeln und bei Regen war die Orientierung für uns sehr schwierig. Wir fuhren durch viele Straßen, an unzähligen Hochhäusern (50 Geschosse und mehr) vorbei, die meisten Häuser standen noch im Rohbau und wir kamen dem Zentrum immer näher.

Zwischen hohen Bürogebäuden fanden wir direkt an der Public Service Hall einen Übernachtungs-Parkplatz und von da aus auch einen Imbiss mit leckerem georgischem Essen.

Morgens schien die Sonne und Batumi zeigte sich in seiner ganzen Schönheit. Überall sahen wir ausgefallene und sehenswerte Prachtbauten.

Wir siedelten in die faszinierende und sehenswerte Altstadt mit ihren Plätzen, Kathedralen, Baudenkmälern und Casinos um und standen dort mit unserem Sprinter ein paar Tage in einer Seitenstraße. Abends sind die Gebäude und Plätze in der ganzen Stadt wunderschön illuminiert.

Hier in Batumi am Schwarzen Meer ist ein weißer Kieselstrand. Er ist sauber, hat Strandduschen etc. und ist natürlich in der Hauptsaison sehr voll. Aber auch wir hatten mal wieder Lust, hier schwimmen zu gehen. Parallel zum Meer führt eine sehr lange Promenade, an der alles angeboten wird, was das Touristenherz begehrt. Ob es Wasserboote, Gleitschirm, Bootsfahrten mit Bauchtanz, Essen und Trinken, abends Disco und Live Bands sind, hier gibt es alles. Auch Elektromobile gab´s dort, damit fuhren wir 30 km an der Strand-Promenade entlang … hat Spaß gemacht.

Auch das ist Batumi …

Weil der Strand in Batumi so schön war, fuhren wir die Schwarzmeerküste weiter hoch. Leider wurde der Strand immer dunkler und unansehnlicher. Am Shekvetili Strand übernachteten wir mit anderen russischen und georgischen Touristen direkt am Meer. Als es dunkel war kamen 2 russische Männer Miroslav und Jurid (41 und 44 Jahre alt) mit selbstgebrautem Schnaps und setzten sich zu uns. Sie waren sehr nett, wir lachten viel, weil wir uns absolut -auch mit Übersetzungsprogrammen- nicht verstanden. Trotzdem gaben sie uns ihre E-Mail Adresse und luden uns nach Russland ein. Irgendwann wurden sie von ihren Frauen und Kindern abgeholt und die „hochqualifizierte“ Unterhaltung nahm ein jähes Ende  ;-))

Morgens schenkte uns ein junger Englisch sprechender Russe eine halbe Melone, deren Rest wir dann auch noch weiter verschenken konnten, so groß war sie … .

In Poti verließen wir dann die Schwarzmeerküste. Diese Hafenstadt war extrem hässlich mit seinen heruntergekommenen Häusern, großen Straßen, Plätzen und östlichem „Flair“, so gut wie ohne Restaurants etc. Hier schlug einem die Resignation nur so entgegen. Dazu kam, dass wir in dieser Nacht von ungefähr 30 Mücken gepiesackt wurden, aber alle haben mit dem Leben bezahlt … .

Es sieht so aus, als ob die Außenfassade jeder einzelnen Wohnung individuell gestaltet wird …

In Kutaissi, der drittgrößten Stadt Georgiens standen wir mitten im Zentrum in einer Seitenstraße an einer alten orthodoxen Kirche. Hier konnten wir als Außenstehende beobachten, wie die orthodoxen georgischen Christen ihren Glauben in der Kirche praktizieren.

Die Wände der orthodoxen Kirchen sind aufwändig bemalt. Die teilweise prächtigen und vergoldeten Ikonen, die Maria, Jesus und andere Heilige darstellen sind in der ganzen Kirche verteilt. Die Gläubigen bekreuzigen sich, teilweise küssen sie das Kirchenportal und den Kirchenboden. Sie zünden eine oder mehrere Kerzen an. Dann küssen sie einige oder auch alle Ikonen und bekreuzigen sich ständig. Diese Zeremonie kann nur ein paar Minuten dauern oder auch länger. Es ist ein Kommen und Gehen. Bänke gibt es in der orthodoxen Kirche fast keine. Die Georgier sind ein tief gläubiges Volk, wenn eine Kirchenglocke läutet, bekreuzigen sie sich, egal wo sie sich aufhalten. Die Frauen tragen in der Kirche Kopftücher. Einige sehr gläubige Frauen sind in ihrem schwarzen Gewand den Muslima sehr ähnlich. Alles in allem ist es für uns sehr befremdlich.

Kutaissi ...

Das Kloster Gelati bei Kutaissi ist Weltkulturerbe.

Wir fuhren über Land, durch Dörfer und Städte und der östliche Charme war unverkennbar: Breite, schlechte, löchrige Straßen, verbeulte alte Autos, auf dem Land große Grundstücke mit Häusern, deren Schönheit zwischenzeitlich verblichen ist. In den Städten große Mietshäuser, marode und heruntergekommen, Ladenzeilen mit blinden Scheiben und Leerstand.

Typische Herstellung des Fladenbrotes, in einem speziellen Steinofen, dem Tone, gebacken. Ein Hefeteigstück wird an die aufgeheizte Wand des Ofens geklatscht und nach einigen Minuten mit einem langen Haken wieder entfernt. Heiß ist es besonders lecker!

Typisch georgische Verlegung der Gasleitungen.

In Georgien werden 87% des Landes von Gebirgen und Vorgebirgen bedeckt. Somit gibt es nicht viele Ausweichstraßen, so dass wir oftmals gezwungen waren große Hauptstraßen zu benutzen. Und hier herrscht Anarchie, durch Kamikaze fahrende, knapp überholende, drängelnde, Kurven schneidende und zu schnell fahrende georgische Autofahrer. Außer in Indien, empfanden wir bisher den Straßenverkehr nirgendwo so gefährlich wie hier. Ein Beispiel: Wir fahren auf einer 4-spurigen Straße und werden auf der linken Seite von einem großen Wagen überholt. Dem dahinter fahrenden Fahrzeug war dies anscheinend nicht schnell genug. Es quetschte sich mit hoher Geschwindigkeit millimeterknapp zwischen uns und das überholende Fahrzeug. Das war mehr als eng für uns … .

So sehen hier viele Autos aus!
Gegend kurz vor Tbilisi (Tiflis).

Tbilisi (Tiflis), die Hauptstadt Georgiens, ist eine Stadt im Aufbruch. Sie versprüht südländisches Flair und war Schnittpunkt mehrerer Handelsrouten zwischen Asien und Europa, darunter der Seidenstraße. Hierdurch kam sie zu Reichtum, der auch heute noch zu bewundern ist.

Die Stadt ist etwas ganz Besonderes, wo man hinsieht stehen historische Gebäude neben neuem Prunk und verfallenen oder heruntergekommenen Häusern. Dazwischen Touristengeschäfte, Restaurants und Bars. Die Altstadt zieht sich in die Berge, die Häuser stehen verwinkelt in den Gassen oder hängen an den Hügeln. Der Fluss Mtkwari durchschlängelt die Stadt von West nach Ost. Den Schwefelbädern südlich der Altstadt hat Tbilisi seinen Namen zu verdanken. Die Stadt ist faszinierend und jederzeit eine oder mehrere Reisen wert … .

Viertel der Schwefelbäder ...

Natürlich probierten wir die so gesunden Schwefelbäder aus. Um 22.30 Uhr mieteten wir „private Räumlichkeiten“ im Orbeliani Bad, in denen wir ein eigenes Schwefelbecken, Duschen, Liegen etc. hatten. Das Wasser soll 43 – 45 Grad haben, Heike besteht darauf, dass es mindestens 70 Grad heiß war :-))  Entsprechend lange dauerte das Eintauchen ins Becken und länger als 5 Minuten hielten wir die Hitze auch nicht aus.

Orbeliani Bad

Schlucht der Feigen, hier fließt das Wasser für die Schwefelbäder

Anschließend wollten wir noch ein Bier trinken gehen. Da wir uns nur mit Schwefelwasser abduschen konnten, hatten wir Sorge nachher noch nach Schwefel zu „stinken“ ... aber in der Jazzkneipe rümpfte keiner die Nase!

Da scheint einer von beiden reif für´s Bett zu sein …

Zum Abschluss von Georgien besuchten wir noch die Region Kachetien, die Wiege des Weinanbaus mit einer über 7000 Jahre zurückreichenden Tradition.

Der Ort Sighnaghi:

Amphoren zum traditionellen Ausbau der trockenen georgischen Weine.

Obwohl wir Georgien ja eigentlich gar nicht bereisen wollten, sind wir nun doch froh hier gewesen zu sein. Nun geht es weiter durch Armenien in den Iran …

Hier ein paar Fakten zu Georgien:

Einwohner: ca. 4,7 Millionen
Religion: 84 % der Bevölkerung gehören der christlich orthodoxen Kirche an
Größe Georgien: ca. 69.700 km² (etwa so groß wie Bayern)
1 Euro: 2,9 Lari
1 Lari: 0,35 Euro
1 l Diesel: 0,87 Euro
Wasser (1,5 l): 0,30 Euro
1 Bier (0,5 l): 0,70 Euro
1 Bier (0,5 l) im Restaurant: 1,00 Euro
Obst (1kg): 0,90 Euro
Abendessen p. P.: 5,00 – 7,00 Euro
Campingplätze: so gut wie nicht vorhanden
15 GB Internet: 10,50 Euro
Verständigung: schwierig, junge Menschen sprechen in den Touristengebieten häufiger englisch
Sicherheit: Fühlten uns überall sicher
Km gefahren: 945 km
Übernachtungsplätze: 15 x übernachtet an 11 verschiedenen Übernachtungsplätzen