Laos 12.03. - 31.05.2012
Die Demokratische Volksrepublik Laos mit ca. 6,5 Mio. Einwohnern hat ein Einparteiensystem und ist fast so groß wie die alte BRD. Die Staatsreligion wurde abgeschafft, aber 60 % der Einwohner praktizieren den Theravada-Buddhismus.
Politisch gilt das Land als stabil und seitdem es einen Reformkurs eingeschlagen hat, der das auf zentraler Planung beruhende Wirtschaftssystem langsam in ein marktwirtschaftlich orientiertes umwandelt, bestehen gute Beziehungen zu allen Anrainerstaaten. Laos ist von China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar umgeben. Es hat keinen Zugang zum Meer.
Die Genfer Konferenz von 1954 beendete die französische Kolonialzeit in Laos. Das Königreich von Laos wurde als eigenständiger Staat anerkannt. Es war jedoch danach noch von Kriegen gezeichnet. Obwohl Laos mit dem Vietnamkrieg nichts zu tun hatte, begannen die USA 1964 mit der Bombardierung des Landes und Laos wurde in den Strudel des eskalierenden Vietnamkonfliktes gezogen. Das Ergebnis war der Abwurf von mehr als 2 Millionen Tonnen Sprengstoff und 200.000 Tote.
Die Infos, die wir während unserer Reise in Kambodscha über den Grenzübertritt nach Laos bekamen waren sehr unterschiedlich und verunsicherten uns. Sie lauteten: „ da kommt ihr mit kambodschanischen Motorrädern nicht rüber“ oder die Aussage eines Interpol-Mannes: „ ihr kommt ins Gefängnis und man behauptet die Motorräder sind gestohlen“ (es war nicht möglich die Papiere auf unsere Namen umzuschreiben), bis hin zu: „no problem.“ Wir waren ganz schön gespannt was uns erwartet. Wie alles in Cambodia war auch der Grenzübergang eine Baustelle. Uns war echt schleierhaft, warum dort ein solch überdimensioniertes Grenzgebäude errichtet wird. Wir waren im Moment die Einzigen dort. Aber größer, weiter, mehr kann ja nie schaden!
Zuerst mussten wir zum kambodschanischen Zoll. Für jedes Moped füllte der Zollbeamte ein wichtiges Dokument (wofür auch immer) aus. Danach waren wir je Moped 10 Dollar ärmer. Natürlich nahm man uns auch für den Ausreisestempel im Reisepass ein paar Dollar ab. Die landeten in der Tasche des Grenzbeamten. Aber wir hatten es bis zum Niemandsland schon mal geschafft.
Jetzt die laotische Grenze. Die Visa hatten wir uns ja schon in Phnom Penh besorgt, so dass auch hier „nur“ die Gebühren für die Einreisestempel fällig waren. Die Zollabfertigung war erstaunlich einfach. Auch hier bekamen wir wieder -gegen eine Gebühr- hoch offiziell aussehende Formulare (wofür auch immer) mit einer einmonatigen Aufenthaltserlaubnis für unsere Mopeds, aber keinen Stempel im Pass. Somit ist also auch ein Verkauf in Laos möglich.
Reisende, die aus Laos kamen, schwärmten alle überschwänglich von den 4.000 Inseln im Mekong. Darunter konnten wir uns zwar nichts vorstellen, aber da wollten wir auf jeden Fall auch hin.
Jetzt wissen wir Bescheid: 40 km nach der Grenze weitet sich der Mekong durch eine Vielzahl von Kanälen, Stromschnellen und Wasserfällen zu der beeindruckenden Inselwelt Si Phan Don (4.000 Inseln) aus. Die meisten Inseln sind nur sehr klein, aber auch größere bewohnte Inseln sind entstanden. Auf dem fruchtbaren Boden wird Landwirtschaft betrieben. 3 Inseln davon sind touristisch erschlossen.
Wir entschieden uns für die ruhigere und größte der 3 Inseln, Don Khong, da die von Touristen bevölkerten Inseln Don Det und Don Khon „Party Inseln“ sein sollen. Eine gute Wahl. Sofort waren wir dem Charme der Insel erlegen und dann fanden wir auch noch das ultimative „Guesthouse Mali“. Alles war perfekt. Die Landschaft war traumhaft, Mali die Besitzerin des Hotels (Kanadierin / Laotin) verwöhnte uns mit ihrem selbstgekochten laotischen Essen und die Laoten „laufen hier einen Gang langsamer“. Sie lächeln viel und strahlen eine Zufriedenheit und Gelassenheit aus, von der wir etwas lernen können. Mit 2 netten Pärchen verquatschten wir die Abende auf der Holzterrasse über dem Mekong und auch das ein oder andere Beer Lao ist geflossen.
Zunächst erkundeten wir unsere Insel mit den Motorrädern. Außerdem verbrachten wir einen Tag mit „Insel-hüpfen“, um uns auch die Partyinseln anzusehen. Die kleinen wackeligen Fähren sind doch immer wieder gewöhnungsbedürftig. Leider sahen wir vormittags nicht viele Leute. Die meisten lagen noch, vor ihren malerisch am Mekong stehenden Holzhütten, in ihren Hängematten.
Nachdem wir Mali und ihre tollen Kochkünste verließen, mussten wir uns erst einmal mit den laotischen Eßgewohnheiten der „freien Wildbahn“ vertraut machen. In den ersten Tagen wunderten wir uns darüber, dass fast alle Frauen an den Essständen immer die gleichen roten Schürzen trugen und sie unser Essen mit weißem Pulver „verfeinerten“. Egal in welcher Stadt. Da wir leider die laotischen Zeichen nicht verstehen, wurde uns erst im Laufe der Zeit klar, dass es sich auf den Schürzen um Maggi-Werbung handelt! Maggi hat es hier offensichtlich leider geschafft, den Laoten die Welt der Geschmacksverstärker (MSG) „schmackhaft“ zu machen! Wir haben uns also den laotischen Namen für MSG, beng nua, angeeignet. Bei jeder Bestellung sagen wir nun dazu: „bo sai beng nua“ (bitte keine Geschmacksverstärker). Und siehe da, jeder versteht uns, überall! Guten Appetit!
So schwer uns der Abschied fiel, so sehr freuten wir uns aber auf´s Motorradfahren. Es ging nach Champasak zum nächsten Weltkulturerbe Wat Phou. Der Tempelkomplex gehört zu den frühesten und stimmungsvollsten Heiligtümern der Khmer außerhalb Kambodschas. Durch seine großartige Lage beeindruckte uns dieser Tempel sehr.
Über Pakse ging es dann ins Bolaven-Plateau, wo Kaffee und Tee angebaut werden. Leider hat es unterwegs immer wieder stark geregnet, so dass wir mehrfach Schutz unter den Stelzenhäusern suchen mussten. Aber es hatte sich gelohnt. Unser Vorurteil „in den Bergen regnet es immer“ wurde mal wieder bestätigt und wir fuhren bald auch wieder zurück in die Ebene.
Unser Weg führte uns immer weiter am Mekong entlang Richtung Norden, nach Savannakhet. Sie ist mit 110.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Laos und liegt direkt am Mekong. Die Stadt gefiel uns auf Anhieb und außerdem mussten wir mal wieder unseren Alltag organisieren. Einkaufen, Frisör, Wäsche waschen lassen und natürlich auch mal wieder in die Werkstatt. Yvonne hat sich unterwegs einen dicken Nagel in den Reifen gefahren. Der musste wieder raus. Ein Reifenflicker für Mopeds konnte uns nicht helfen und schickte uns zu einem Reifenhändler für PKW´s. Nachdem dort der Nagel entfernt wurde warteten wir auf den Ausbau des Hinterrades. Aber schneller als wir reagieren konnten vergrößerte der Mechaniker mit einer Art Schraubenzieher das Loch und drückte dort eine gummiartige Masse hinein. Uns blieb fast das Herz stehen. Damit hatten wir nun gar nicht gerechnet, da wir der festen Überzeugung waren unsere Reifen hätten Schläuche. Jetzt sind wir schlauer und der schlauchlose Reifen ist immer noch dicht!
Seit mehreren Tagen haben wir hier antarktische Temperaturen von 25 Grad und Wind. Wir glauben, wir hatten letzte Nacht Frost :-) Die Fliespullover und unsere Schals waren schon mehrfach im Einsatz. Wird es noch kälter, packen wir bald die lange Unterhose aus und geduscht wird auch nur noch mit warmem Wasser.
Nach der gemütlichen Mekongstadt Thakhek wollten wir uns mal wieder zu einer längeren Tour abseits vom Mekong aufmachen. Im Internet fanden wir den Blog von Tanja und Uli, die in den Karstbergen nicht weit von uns entfernt ein Klettercamp neu eröffneten. Kurzfristig entschieden wir uns dort hinzufahren. Die Karstberge waren beeindruckend schön. Überall schroffe Felsspitzen. Das Camp lag in einem Tal, ist von Felsspitzen umgeben und war nur über einen schmalen Weg erreichbar. Mittlerweile sind dort über 100 Kletterrouten eingebohrt, in allen möglichen Schwierigkeitsgraden. … nein wir haben uns nicht in die steilen Wände gewagt, sind aber jetzt bestens informiert!! Schon das Zuschauen hat unsere Nerven genug strapaziert. So viel Aufregung können wir mittlerweile nicht mehr vertragen! :-))
2004 fand ein Laote beim Klettern zufällig eine Höhle, in der 229 Buddhastatuen unterschiedlicher Größe vor mehrehren Jahrhunderten versteckt und vergessen wurden. Die Buddhas sind aus Bronze und teilweise auch aus purem Gold. Leider war das Fotografieren in der Buddha-Höhle (Tham Nong Pa Fa) nicht erlaubt.
Wir machten uns auf den Weg Richtung Norden und passierten den umstrittenen Nam Theun 2 Staudamm. Der Fluss Nam Theun, ein Zufluss des Mekong, wurde dort zu einem 450 km⊃2; großen See aufgestaut. 15 Dörfer und mehr als 6.000 Menschen mussten für das Projekt umgesiedelt werden. 90 % des erzeugten Stroms wird zu dem energiehungrigen Nachbarn Thailand exportiert. Mit den Einnahmen will Laos seine wirtschaftliche Entwicklung antreiben. Aber natürlich gibt es auch viele Kritiker des erst vor ca. 2 Jahren in Betrieb genommenen Staudamms.
Fast 100 km rumpelten wir auf einer unbefestigten Straße durch die einsame und unwirkliche Gegend.
Bei der Durchfahrt durch dieses riesige geflutete Gebiet erhielten wir auch einen Eindruck von dem Eingriff in die Natur. Da hier zurzeit ja eigentlich Trockenzeit ist, wirkte es so, als ob der entstandene See immer wieder von trockenen Abschnitten unterbrochen wird. Wir fuhren vorbei an bizarr aus dem Wasser herausragenden toten Baumstämmen auf der rechten Seite der Straße und auf der linken Seite -im krassen Gegensatz dazu- noch der fast unberührt erscheinende Urwald.
Es ist schwierig in Worte zu fassen, aber diese einsame Landschaft hat uns sehr beeindruckt.
Eigentlich dachten wir es ist nicht möglich, aber die letzten 40 km vor Lak Xao wurde die „Straße“ noch schlechter und holpriger. Eine echte Herausforderung für unsere Motorräder ... und -zum Glück erst im Ort- gab dann auch das hintere Radlager von Yvonnes Motorrad den Geist auf. Das Hinterrad wackelte so stark, dass wir nicht mehr weiter kamen. In mehreren Werkstätten wurden wir abgewiesen. Keiner traute sich an die „großen Motorräder“ heran. Wir hatten schon Panik in den Augen, dass wir das Motorrad per Pickup in den nächsten größeren Ort schaffen müssen. In der kleinsten unscheinbarsten Mini-Werkstatt hat uns dann ein absolut kompetenter, ganz junger Mechaniker geholfen. Und das zu einem Preis von 2 Euro incl. Ersatzteil. Glück muss man haben!
Vientiane, die laotische Hauptstadt, spiegelt mit ihrem beschaulichen Eindruck das noch „verschlafene“ Land wider. Hier ist alles noch viel langsamer als in den Nachbarländern. Sogar die großen Geländewagen fahren in Vientiane im absoluten Schneckentempo.
Hier gibt es unendlich viele Wats (Tempel) zu sehen. Alleine unser Hotel war schon von vier Wats umgeben! Die mittlerweile gepflasterte Mekong-Promenade ist zwar leider nicht mehr so gemütlich wie früher, aber die Laoten lieben sie.
In Vientiane hatten wir auch neben dem Sightseeing noch ein volles Programm. Wir waren u.a. mit der Beantragung der Thai-Visa beschäftigt (ausschließlich in Baht zahlbar, aber ist ja eigentlich auch logisch, wir sind ja in Laos mit der Währung Kip, aber wenigstens ne gute Verdienstmöglichkeit für den Schwarzmarkt vor dem Thai-Konsulat!!), der Lao-Visa-Verlängerung, der Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis für unsere Motorräder (leider kennt sich keiner damit aus, so dass unsere Motorräder nun illegal in Laos sind!!).
In Laos trifft man sich oft wieder und es gibt immer was zu erzählen.
Wir pötterten gemütlich durch Vientiane, da krachte und knallte Heikes Motorrad plötzlich aus allen Löchern. Das Zündschloss hatte offensichtlich seine Funktion verloren und wir drückten erschrocken den Not-Schalter. Aber auch der beendete die Knallerei nicht. Da fiel uns noch der Benzinhahn ein und als das Benzin dann verbraucht war hielt das Motorrad endlich auch „seine Klappe“. Im Anschluss war es natürlich nicht mehr zu starten und auch das Anschieben war irgendwann nicht mehr möglich.
Da es vorher prima fuhr, haben wir beiden „Super-Mechanikerinnen“ ein Elektrik-Problem diagnostiziert. In der etwas abseits gelegenen Straße in der wir gerade unterwegs waren gab es in näherer Entfernung nur zwei Werkstätten. Die eine hat uns erschrocken abgewimmelt und der Mechaniker der anderen Werkstatt hat sich enthusiastisch auf Heikes Motorrad gestürzt. Na ja dachten wir -so motiviert wie er alle elektrischen Verbindungen gelöst und sie irgendwie anders wieder verbunden hat- er wird sich schon auskennen! Aber weit gefehlt: Nach ca. einer Stunde war die Batterie leer gerödelt, sein Blick wurde immer verzweifelter, er steckte alle von ihm gelösten Kabel unter die Abdeckung, stopfte den ganzen Kabelbaum wieder hinter den vorderen Scheinwerfer und sagte: „NO!!“. Wir schauten uns entsetzt an und dachten uns verhört zu haben. Aber weit gefehlt! Ehe wir uns von dem Schreck erholt hatten war er im Hinterzimmer verschwunden.
Wir dachten wir sind „im falschen Film“: Wie kriegen wir denn nun (ohne den ADAC ;-) ) das kaputte Motorrad hier weg und wo finden wir eine geeignete Werkstatt?
Ein Motorradvermieter für Enduros konnte uns zwar nicht helfen, aber sie hatten zum Glück die Adresse einer Werkstatt -der offensichtlich einzigen in Vientiane- die sich auch mit Enduros auskennt. Also wieder zurück zum Motorrad, das nächste Tuk-Tuk angehalten, kurze Verhandlung und rein in den Fahrgastraum mit dem kaputten Teil.
Ca. 100 km nördlich von Vientiane waren wir am Nam-Ngum-Stausee, dem zweitgrößten Wasserreservoir von Laos. Vor der Flutung machte sich niemand Gedanken, welche Reichtümer in den 250 km⊃2; großen Teak- und Rosenholzwäldern stecken. So kamen erst später findige Geschäftsleute auf die Idee, die kostbaren Bäume unter Wasser zu fällen.
Vang Vieng ist ein absolutes Touristendorf, überwiegend für junge Leute, in einer landschaftlichen 1a Lage. Es gibt eigentlich nur 2 größere und ein paar kleine Straßen, eine alte staubige Landebahn aus dem Indochinakrieg, Guesthouses, Restaurants, Kneipen und ein paar Läden mit Tubing-Zubehör. Und natürlich den wichtigen Fluss, Nam Song, der sich zwischen dem Dorf und den Karstbergen entlang schlängelt.
Hier ist „Tubing“ die große Attraktion. Per Tuk-Tuk fahren Horden von Tubern mit je einem LKW-Schlauch bewaffnet 4 km weit flussaufwärts, um dort in den Fluss zu springen und sich mit der Strömung nach Vang Vieng zurücktreiben zu lassen. Allein das ist ja nicht besonders spektakulär, aber dabei wird natürlich den ganzen Tag gefeiert. Am „Einstieg“ ist erst einmal eine Kneipe mit dröhnender Musik. Man wird dort mit einem kostenlosen shot (Schnaps) begrüßt und trinkt sich erst einmal warm. Kaum ist man im Wasser, wird man von der nächsten Kneipe abgefangen, indem man mit einer an einem Seil befestigten Plastikflasche an Land gezogen wird. Und es wird weiter gefeiert und getrunken, den ganzen Tag, immer wieder und abends wird man dann in Vang Vieng ziemlich fertig angetrieben.
Leider werden -trotz schriftlicher Aufforderung sich ordnungsgemäß zu kleiden- die laotischen Traditionen oftmals missachtet, da viele Tuber hier nur mit Bikinis und Badehosen bekleidet durch die Dorfstraßen laufen. Und das auch noch volltrunken und bedröhnt. Die Drogen in Verbindung mit Tubing sind der Hauptgrund dafür, dass es hier jedes Jahr viele Tote gibt.
Nach ihren anstrengenden Erlebnissen sitzen die Tuber dann mit großer Freude in den Restaurants und Kneipen, um sich wortlos bei hirnlosen Soaps zu „amüsieren“. Es ist schon ein Phänomen, wie es offensichtlich so viele junge Leute hier vor die Glotze ziehen kann. Und dann läuft auch noch überall, immer wieder, jeden Tag von morgens bis abends der gleiche Blödsinn, genannt „friends“, und parallel immer wieder ein und dieselbe Zeichentrickserie.
Großartig ist auch ein Ausflug mit dem Moped oder Fahrrad durch die Karstberge, vorbei an einer Vielzahl von Höhlen. Eine der schönsten Höhlen ist die Tham Pou Kham, oberhalb einer blauen Lagune gelegen. Den Eingang der Höhle erreicht man nach einem sehr steilen und schweißtreibenden Aufstieg. Wir waren sehr beeindruckt von der sensationellen Höhle mit einer liegenden Buddhastatue.
Wir entdeckten ein etwas abgelegenes Restaurant mit Bar, das gerade von Michael, einem Österreicher, neu eröffnet wurde. Ganz ohne Fernseher in einer traumhaften sundowner-Lage. Es schmeckt wirklich lecker hier, und das Bier dazu haben wir schon ausgiebig mit netten Leuten getrunken, die wir schon vorher öfters getroffen haben.
In Vang Vieng erleben wir nun zum 3. Mal in diesem Jahr ein Neujahrsfest. Diesmal das Buddhistische (Pi Mai). Drei Tage lang herrscht Ausnahmezustand. Überall wird so ausgiebig gefeiert, dass einigen Lokalen schon das Bier ausgegangen ist.
Traditionell werden an diesem Tag die Buddhastatuen in den Klöstern mit Wasser übergossen.
Heutzutage findet eine 3-tägige Wasserschlacht statt. Überall stehen Leute mit Schläuchen, riesigen Tonnen und Eimern voll mit Wasser. Jeder Vorbeikommende wird mit einem Schwall Wasser „begrüßt“. Es fahren sogar Pickup´s herum, von denen man mit großen Wasserpistolen nass gespritzt wird. So reinigen sich die Buddhisten symbolisch, bevor sie ins neue Jahr eintreten. Sobald man das Haus verlässt ist man klatschnass, was bei den Temperaturen ja nicht wirklich schlimm ist. Wichtig ist, dass man seinen wasserdichten Beutel nicht vergisst, in dem das Geld oder der Fotoapparat vor den Wassermassen geschützt wird. Auch wir waren immer mit unseren Beuteln unterwegs. Alle haben gute Laune und überall ist Musik zu hören, entweder aus der Dose oder es wird selbst gesungen.
Unvorhergesehen hat sich unser Aufenthalt in Vang Vieng sehr verlängert, da wir hier nach einem Unfall quasi „gestrandet“ sind. So erleben wir nun schon seit Wochen den laotischen Alltag! Wir haben uns hier schon so gut eingelebt, dass „Invalidin“ Yvonne und „Krankenschwester“ Heike hier nicht mehr so schnell weg wollen. ;-)
Ein längerer Aufenthalt in einem kleinen Ort wie Vang Vieng hat den Vorteil, dass man den laotischen Alltag etwas intensiver miterlebt, viele Kontakte knüpft, und fast alle einen kennen. Durch Michael, der ein Restaurant mit Terrassenblick auf die grandiosen Karstberge und eine fantastische laotisch / österreichische Küche hat und dem laotischen Koch Joe schlossen wir schnell auch mit Anderen Kontakt.
Viel zu erzählen und zu feiern gab es mit Rudi, der halb in Vang Vieng und halb in Deutschland lebt. Er hat sich in Park Pore, einem kleinen Dorf 5 km nördlich von Vang Vieng, ein traumhaftes Häuschen, mit einem wunderbaren Weitblick über Reisfelder und auf die Karstberge, gebaut.
Das Rocket-Festival wird in allen Dörfern und Städten von Laos gefeiert. Es soll die Regenzeit anlocken und ist gleichzeitig ein Fruchtbarkeitsfest, auf dem auch Männer Frauenkleider anziehen und Phallussymbole eine wichtige Rolle spielen.
Rudi hat uns zum Fest in sein Dorf eingeladen und mit seinem Tuk Tuk abgeholt. Dort wird noch sehr ursprünglich gefeiert und es war für uns ein echtes Erlebnis. Das ganze Dorf war bis zur Dunkelheit auf den Beinen, eine Band hat gespielt, es wurde getanzt, gefeiert, Raketen abgeschossen, die Kinder haben im Fluss gespielt (auch Heike) und es wurde natürlich im Lao-Style Beerlao getrunken, d.h. ein Glas mit Bier macht ständig die Runde und wird andauernd gefüllt. Anfangs hatten wir zwar mit den Eiswürfeln im Bier so unsere Probleme, da wir normalerweise nie etwas mit Eis trinken. Aber als wir merkten, dass die Bierflaschen mind. 45 Grad warm waren und man sich beim Anfassen fast Brandblasen zuzog, blieb uns nichts anderes übrig als uns dem Lao-Style anzupassen, erst skeptisch dann aber mit größter Freude.
Die Raketen bleiben über Nacht im Tempel und werden mittags in einer Prozession zum Festplatz gebracht. Selbstgebrannter darf dabei natürlich nicht fehlen. Die meisten Familien stellen ihre Raketen mit Schwarzpulver selbst her, teilweise ganz schöne Klopper. Im Laufe des Tages werden nach und nach die Raketen von einer Abschussrampe gezündet. Die Rakete, die am höchsten fliegt, hat gewonnen. Manchmal haben auch große Raketen einfach den „Geist aufgegeben“ und nur weißen Qualm produziert. Es ist nicht so, größer fliegt weiter. Leider hat Rudis Rakete auch etwas geschwächelt.
Nirgendwo in Laos wird die Wäsche so billig gewaschen wie in Vang Vieng, sagt auch der Reiseführer. Und tatsächlich, 1 kg Wäsche kostet die Hälfte von dem, was man sonst bezahlt. Wir waren begeistert, auch wenn wir die Sachen so knubbelig wie nie zuvor zurückbekommen haben und auch leider manchmal etwas fehlte. Als wir aber unsere Motorradsachen waschen ließen und feststellten, dass sie angeblich doppelt so schwer waren wie die Male davor, wurde es uns dann doch zu bunt. Wir nahmen 1 Wasserflasche aus dem Kühlregal, stellten sie auf die Waage und siehe da, sie zeigte das doppelte Gewicht an! Leider war das im ganzen Ort anscheinend so üblich, so dass wir noch 9 Wäschereien ausprobierten, bis wir zufrieden waren und dann leider auch abreisten.
Eine Besonderheit Vang Viengs sind auch die Pancake-Frauen. Überall im Ort, an den seltsamsten Stellen, stehen sie mit ihrem mobilen Wagen und backen Pancakes in allen möglichen Variationen. Insbesondere nachts, wenn alle Restaurants schon geschlossen sind, versorgen sie die Nachtschwärmer bis in den frühen Morgen.
Erhält man Einsicht in das laotische Leben, lernt man die Arbeitsweise der Laoten kennen und auch etwas bewundern. Hier wird es mit den Arbeitszeiten oder Arbeitstagen nicht so genau genommen. Steht ein Fest an, wird einfach gefeiert und man geht nicht arbeiten, oftmals auch ohne dem Arbeitgeber Bescheid zu geben. Alles ganz normal! Muss ein Fest vorbereitet werden, hat das natürlich Vorrang vor der eigentlichen Arbeit. Will man nicht mehr arbeiten, hört man von einem auf den anderen Tag auf und zieht wieder zu den Eltern. Kündigungsfristen, was ist das denn?
Wenn der Koch Kartoffeln kaufen soll, kann das schon mal 5 Stunden dauern bis er wieder da ist und wenn die Köchin eines Restaurants betrunken ist, wird das Lokal nicht geöffnet und wenn dann doch ganz plötzlich :-)) eine angemeldete Gruppe eintrifft, fragt man den Koch von „nebenan“, ob er nicht sofort aushilft. Alles im Lao-Style, charmant, lächelnd und entspannt.
Ist gerade mal kein Kunde da, legen sich die Laoten gerne zum Schlafen hin. Ob auf dem Boden, im Bett, auf einer Liege oder auf einem Holzstuhl, alles ist „kundenorientiert“ direkt im Verkaufsraum, im Restaurant, an der Tankstelle etc.. Nur die Hängematten, wie in Kambodscha, gibt es hier nur selten.
Durch unseren langen Aufenthalt in Vang Vieng hat uns leider die Regenzeit eingeholt. Angeblich soll sie sehr selten so früh und heftig beginnen. Eigentlich wollten wir weiter Richtung Norden in die Berge und dann noch nach Thailand.
Nachdem es 3 Tage sehr viel regnete, beschlossen wir beim Frühstück unsere Motorräder -wenn möglich in Vang Vieng- zu verkaufen. Wir haben sie sofort waschen lassen und mit den Verkaufsgesprächen begonnen (schluchtz).
Will man während der Regenzeit nicht mit einem Motorrad durch´s Land fahren (viele unbefestigte Straßen sind dann unpassierbar) hat diese Zeit absolut ihren Charme. Oft regnet es nur nachts (dafür sintflutartig) oder es gießt tagsüber nur kurz, dann aber wie aus Kübeln. Anschießend sind Luft und Sicht klar, alles wird grün und das Klima ist wunderbar, ist man nass wird man auch schnell wieder trocken.
An unserem letzten Tag in Vang Vieng hatten wir gerade unsere Motorräder verkauft und gingen ganz traurig -zu Fuß- durch`s Dorf. Da rief uns jemand zu, hey Ladys seid ihr nicht die 2 aus Kampot (Kambodscha)? Und tatsächlich, es war Martin, mit dem wir in Kampot einen sehr lustigen Abend verbracht hatten. Er war erst einen Tag hier und schon „Rezeptionist“ in einem ganz kleinen Guesthouse mit 5 Zimmern. Sofort erzählte er -wie damals- die verrücktesten Geschichten.
Plötzlich standen Nicky und Joe vor uns. Sie waren extra mit 2 Mopeds gekommen, um uns zu einem Abschiedsabend mit Life-Musik abzuholen. Das Lokal lag etwas außerhalb und wird überwiegend von Laoten besucht. Es war ein ganz toller Abend, und wir lernten noch viele „Persönlichkeiten“ von Vang Vieng kennen. Am Ende wurden wir brav mit dem Moped zu unserem Hotel gebracht, und der Abschied fiel uns somit noch viel schwerer.
Laos, mit seinen netten Menschen und der abwechslungsreichen Landschaft, hat uns mal wieder super gefallen. Da wir vor ein paar Jahren schon einmal eine tolle Motorradtour im Norden unternommen hatten fällt es uns nicht ganz so schwer abzureisen, ohne dass wir nochmals dort waren.
Wir lernten während unserer Zeit in Laos viel, insbesondere den Lao-Style zu leben:
Es gibt viel zu tun … warten wir´s ab …