Flores 04.09. - 28.09.2011
Flores hat etwa eine Million Einwohner und gehört zur Provinz Nusa Tenggara Timur. Etwa 91% der Einwohner sind Christen, die im 16. Jahrhundert von den Portugiesen missioniert wurden. Die Landschaft der Insel ist atemberaubend, sie hat viele Berge, kurvige Straßen, Reisfelder, Bambushaine, Bananenalleen und malerische Küsten. Zahlreiche Vulkane (einige davon aktiv) prägen die Landschaft. Ein Teil der Bevölkerung lebt noch auf traditionelle Art in kleinen Bergdörfern.
Am übernächsten Tag sind wir dann mit der Tagfähre nach Labuan Bajo (Flores) übergesetzt, in ca. 7 Stunden. Sie war ziemlich voll, aber als das open-air Oberdeck geöffnet wurde hatten wir dann letztendlich noch eine tolle Sightseeing-Fahrt vorbei an der malerischen Insel Komodo auf denen die Komodo-Warane leben.
Wir lernten dort einen jungen Österreicher kennen, der schon seit knapp einem Jahr unterwegs ist, für ca. 7 Euro am Tag für alles, allerdings sehr sehr einfach und ohne Bier zu trinken, denn das würde natürlich das knappe Budget sprengen. Dies nur zur Info für alle die denken, sie können sich eine Reise in Süd-Ost-Asien finanziell nicht erlauben.
Labuan Bajo ist ein sehr touristischer Fährort, insbesondere für Touristenfahrten nach Komodo und Rinca geeignet. In einer einstündigen Bootsfahrt ging es auf eine kleine wunderschöne Schnorchelinsel -Seraya kecil- mit sehr wenigen Touristen (zwischen 5 und 15) mit weißem Sandstrand und dem Riff direkt vor der Hütte.
Dort gab es eine traumhafte Unterwasserwelt mit tollen bunten Korallen und unendlich vielen Fischen in allen erdenklichen Farben. Die Highlights waren natürlich Haie, Adlerrochen und Schildkröten, die man hier sogar beim Schnorcheln sehen konnte.
Die Unterkunft war auch sehr idyllisch, aber einfach. Strom gab es von 18.00 - 22.00 Uhr, Frischwasser von 18.00 - 20.00 Uhr. Für die Toilette holte man das Wasser aus dem Meer. Kein Wunder, da das Wasser vom Festland in großen Fässern herangekarrt werden musste.
Heike hatte eine Begegnung der 3. Art: Ein Pilotfisch der seinen Hai als Wirt verloren hatte, fand Heikes langes, weißes Bein sehr attraktiv und versuchte mindestens 10 Minuten lang sich dort anzudocken. Alle Abwehrversuche, Strampeln und Zappeln waren erfolglos. Erst als wieder ein Hai vorbeikam, war er Heike leid und saugte sich an dem Hai fest. Welch ein Glück!!
Eigentlich wollten wir nur 2 Tage bleiben, es sind spontan aber doch 8 geworden. Das sagt doch wohl alles ...
Das alles und noch viel mehr kann man hier mit einer normalen Schnorchelausrüstung sehen …
Von Labuan Bajo bis nach Larantuka durchquerten wir Flores komplett von West nach Ost. In Flores sind die Straßen zurzeit alle in einem guten Zustand. Nur ab und an ist die Straße plötzlich für ein paar hundert Meter aufgerissen und es geht über schlechten Schotter weiter. Das gleiche Spielchen gibt es auch in Kurven und auf Brücken. Da für uns diese Straßenbaupolitik absolut nicht zu durchschauen ist, beschlossen wir, dass das Straßenbauministerium als Brücken- und Kurvenzuständige nur "Unfähige" eingestellt hat oder aber die Zuständigen für die geraden Strecken über ein größeres Durchsetzungsvermögen verfügen.
Ansonsten ist ganz Flores ein absolutes Motorrad-, Panorama- und Bummlerinnenparadies. Wir fahren immer rauf und runter durch tolle langgezogene Kurven, durchqueren Bambus-, Kokospalmen-, Bananen-, Mango- und Cashewnussalleen.
Da die einzige durchgehende Straße in Flores keine Gebirgskette auslässt und zwischenzeitlich eher an eine Achterbahnfahrt erinnert, gerät man allerdings auch schon mal in -im Nachhinein erst- witzige Situationen: Schon etwas länger verfolgten wir einen Bus, da uns zum einen die Passagiere auf dem Busdach in ihr Herz geschlossen haben und zum anderen die Kurven etwas Vorsicht gebieten. Auf dem Sprung zum Überholen, hingen wir dem Bus dann eine zeitlang ziemlich nahe auf der Pelle. Der Bus kippte in den Kurven teilweise abenteuerlich zur Seite, was wohl auch den Passagieren auf den Magen geschlagen ist. Aus einem der hinteren Fenster flog eine voll beladene Tüte direkt an Heikes Helm vorbei (oh Schreck ...) und krachte spritzend vor Yvonnes Vorderreifen auf den Asphalt (iiieehhh ...). Tja Pech gehabt nennt man das, denn einige Spritzer sind noch auf Yvonnes Motorradhose gelandet :-))
Über die in den Bergen gelegene Provinzhauptstadt Ruteng sind wir dann bergab, bergauf nach Bajawa weitergefahren. Dort wollten wir uns, wie die anderen meist größeren Reisegruppen auch, eines der noch mehr oder weniger traditionellen Bergdörfer anschauen. So sind wir auf einer der vielen kleinen Straßen in die Pampa gefahren. An einer Art Dorfeingangstor hielten wir an um ein Foto zu schießen, da eilte eine Frau auf uns zu, bewaffnet mit einem großen Buch und einem Quittungsblock. Sie machte uns klar, dass wir eine Gebühr zu zahlen haben und quittierte uns die erhaltene Summe. Wir fragten nach dem weiteren Weg und sie deutete uns an, dass wir rechts, links und geradeaus fahren müssen, ungefähr noch 5 km. Na da kann ja nichts mehr schiefgehen auf dem Weg zu einem der wichtigen Bergdörfer!! Da wir nun schon Eintritt bezahlt haben, hat uns natürlich auch der Ehrgeiz gepackt, aber wie schon befürchtet stellte sich die Wegbeschreibung mehr als dürftig heraus. Die Wege wurden zu Pfaden, immer kleiner und schwieriger zu befahren und immer höher hinaus... Aber wir sind ja auch auf der Suche nach einem Bergdorf! Zum Glück trafen wir an einer ganz seltsamen Abzweigung eine Betelnuss kauende Frau, und wir versuchten, sie nach dem Dorfnamen auf unserer Quittung zu fragen. Sie schien zu verstehen was wir wollten und schickte uns den kleineren der beiden Wege noch weiter in die Berge.
Das ging ca. noch 1 km gut, dann war kein Weiterkommen mehr und wir parkten unsere Mopeds auf einer Art Anhöhe. Man hatte einen wunderbaren Blick, aber von einem Dorf war weit und breit nichts zu sehen. Wir wussten nicht mehr weiter, da kam wie aus dem Nichts ein Mann mit einer Machete auf uns zu. Aber keine Angst, eine Machete hat hier jeder mit, außer uns!!
Mit Händen und Füßen versuchten wir ihm klar zu machen wohin wir wollen. Er forderte uns auf, ihm zu folgen. Wir waren uns eigentlich ziemlich sicher, dass er in diesem Dorf wohnen wird. Also gaben wir uns alle Mühe hinterherzukommen, aber er wartete netterweise ab und an auf uns! Wir sind im Moment offensichtlich besser im Moped fahren als im Berg besteigen!
Nach ca. 30 min Fußmarsch stoppte er jedoch und machte uns klar, dass sich unsere Wege nun trennen. Er wollte weiter ins Unterholz, für uns nicht zu begreifen wo es da wohl hingeht. Er zeigte auf einen entfernt liegenden Bergkamm -auf dem zwar kein Weg erkennbar war- den wir aber entlang gehen sollten.
Es war zwar anstrengend, die Ausblicke aber traumhaft. Aber unser Dorf .... Fast hatten wir es schon aufgegeben, da sahen wir durch’s Gebüsch einen tiefen schwefelfarbenen Krater und nebenan einen noch rauchenden Vulkankegel des Vulkans Wawo Muda, letztmalig ausgebrochen im Jahr 2001. Schlagartig wurde uns klar, dass dies wohl unser vermeintliches Bergdorf ist. So ist das, wenn unsere Bahasa Indonesia Kenntnisse an ihre Grenzen stoßen. Aber wir fanden es nicht wirklich schlimm, da wir sonst wohl niemals in diese einsame und wirklich tolle Berggegend gekommen wären.
Aber am nächsten Tag schafften auch wir es, ein traditionelles Dorf zu finden!!
Es hat uns in dieser Gegend sehr befremdet, dass vor fast jedem Haus direkt vor der Hauseingangstür die Gräber der Angehörigen sind. Sehr auffällig in ganz Flores ist außerdem, dass fast alle Häuser (auch Kirchen und öffentliche Gebäude) Blechdächer haben. Was das insbesondere in der Regenzeit heißt, haben wir letzte Nacht am eigenen Leib erfahren, als es wie aus Kübeln schüttete …
Über Ende ging es weiter bis nach Moni, dem Ausgangsdorf um den Kelimutu -die größte Sehenswürdigkeit von Flores- zu bewundern. Die drei Vulkanseen dort verändern regelmäßig ihre Farbe. Bei dem Anblick wurde uns klar, warum diese häufig besucht werden. Wir hatten trotzdem das Glück dort alleine zu sein. Somit war genug Zeit für eine ungestörte Selbstauslöser-Session.
In den Bergen wird es landschaftlich immer schöner. Die Bergdörfer werden immer einfacher und die Leute führen dort ein viel ärmeres und härteres Leben als weiter unten. Auch die Atmosphäre ist eine andere.
Wir haben viele Leute getroffen, die vom Kauen der Betelnüsse rote Lippen, rotes Zahnfleisch und rote Zähne haben, falls überhaupt noch Zähne vorhanden waren. Betelnüsse werden überwiegend in den Bergen gekaut um den harten Alltag besser zu bewältigen.
In Maumere angekommen, war für uns zunächst die Einwanderungsbehörde (Imigrasi) von größter Bedeutung. Die Aussagen darüber waren etwas widersprüchlich. Wir waren sehr gespannt, ob in Maumere nun tatsächlich die Einwanderungsbehörde ist, da nicht jede Insel über ein Imigrasi verfügt, und ob eine Verlängerung des 60-Tage-Visums nun möglich ist oder nicht.
Klappt die Verlängerung nicht, bedeutet das zwangsläufig eine Ausreise aus Indonesien. Das ist zum einen sehr kostspielig und zum anderen natürlich auch sehr nervig. Zum Glück hat aber alles gut geklappt und mit einer Wartezeit von 3 Tagen (warum ein Stempel so lange dauert wollen wir nun aber nicht hinterfragen!!) hatten wir eine Verlängerung um weitere 30 Tage in unserem Reisepass.
So hatten wir genug Zeit in Maumere, um dort alle Plastikgeschäfte zu durchstöbern! Wir haben nämlich festgestellt, dass es wohl besser ist, unseren ganzen elektronischen Klimbim den wir so mitführen lieber in Plastikdosen zu verpacken, weil die Strippen mit denen wir unsere Rucksäcke auf den Mopeds festzurren schon Spuren hinterlassen haben. Leider haben wir zwar keine der tollen lock & lock Dosen gefunden aber so vorübergehend tun´s andere Dosen sicher auch.
In Wodong, 25 Kilometer östlich von Maumere, waren wir noch mal ein paar Tage am Strand. Es war ein kleines Paradies, aber wir bekamen hautnah mit, was es bedeutet etwas abgeschieden zu leben. Das Wasser kommt noch aus dem Brunnen, die Bambushütten sind sehr sehr einfach aber trotzdem schön, es gibt nur das auf die Gabel was da ist oder was in der Umgebung gerade zu kaufen ist. So haben wir es nicht geschafft dort Fisch zu essen, obwohl wir doch dachten an der Quelle zu sitzen.
Die Bierversorgung machte aber zum Glück nicht schlapp, was hier insbesondere unserer nächtlichen Sicherheit diente. Wir konnten unsere Hütte tagsüber auch nicht verschließen, aber nachts ist das besonders unangenehm, zumal wir mittlerweile so erholt sind, dass wir schlafen wie die Löwinnen. Dank der Bintang-Flaschen nahm unsere Sicherheit in der kleinen Bambushütte von Nacht zu Nacht zu ... Wir haben unser komplettes Leergut nachts hinter unserer tollen Tür aufgereiht. Erst war es eine Reihe, später zwei. Auf alle Fälle wird bei einem nächtlichen Einbruch der Lärm der umfallenden Bierflaschen dazu führen, dass wir aus dem Bett fallen und der Einbrecher sofort an einem Herzinfarkt stirbt! Das machen wir so, seitdem wir nachts schon mal besucht wurden. Dem Deppen haben wir aber den „Marsch geblasen“.
Der Fährort Larantuka, ganz im Osten von Flores, ist unsere letzte Station bevor es zur Insel Lembata weitergeht.