Uganda 07.02. - 27.02.2015
Wie schön, wieder in Uganda zu sein. Es ist für uns ein tolles, üppig grünes und sehr bergiges Land, oft zwischen 1.200 und 2.400 m hoch. Die Menschen sind außerordentlich freundlich, was sie aber auch wissen und uns gerne mitteilen. Wenn sie lachen (was sie meistens tun), sehen sie sehr offen und schön aus und sie hören ständig Musik. Auto fahren können sie jedoch nicht. Sie fahren sehr waghalsig, schnibbeln die Kurven und große entgegen kommende Autos fahren, auch auf einspurigen Straßen nicht einmal ein paar Zentimeter zur Seite sondern ziehen einfach durch. Manchmal sahen wir uns schon im Graben. Wir haben den Eindruck, dass jeder Mann, wenn er das Auto startet sein Gehirn ausschaltet und wenn er das Auto verläßt, sein Gehirn wieder einschaltet ... . Frauen haben wir in Uganda noch nie am Steuer gesehen. Auch auf dem Fahrrad oder Moped höchstens eine Hand voll.
Wie unsere Route weiter gehen sollte, war uns noch nicht wirklich klar. Eins wußten wir aber, wir brauchten auf alle Fälle Grapefruit-Saft, da ein Sundowner-Bier mit Grapi das Größte ist. Die in Tanzania aufgefüllten Vorräte gingen langsam zur Neige und in Uganda gab es bisher keinen Saft zu kaufen. Unser Weg führte uns wieder durch Masaka, da es dort einige kleine Supermärkte gibt. Leider ohne Erfolg. Danach fuhren wir weiter nach Entebbe, weil es dort ein Einkaufszentrum mit einem großen Supermarkt (Nakumatt) gibt. Leider wieder ohne Erfolg. Welchen Aufwand wir doch für ein leckeres Getränk am Abend auf uns nehmen!!
Auch wollten wir noch mal „Dicker“ besuchen, der leider noch immer kein Urteil erhalten hat und mit viel Alkohol so langsam „vor die Hunde“ geht. Apropos Hund. Am späten Abend, als wir noch so gemütlich beisammen saßen und Bier mit unserem letzten Grapefruit-Saft tranken, hatte der sich bis dahin angeleinte Hund losgerissen, kam auf uns zu und sprang uns an. Man bekam ihn nicht unter Kontrolle. Das war der Grund für uns, ins Bett zu gehen. Leider hatte der Hund die gleiche Idee und legte sich neben unser Cab. Als Yvonne nachts raus musste, kam der blöde Hund auf sie zu gerannt, und sprang sie an. Heike wollte Yvonne helfen, kam mit ihren nackten Beinen auch raus und der Hund stürzte sich auf sie. Er kratzte sie und schnappte immer wieder zu. Nur mit unserem Stockschirm konnten wir ihn dann vertreiben, aber Heike behielt blutige Kratzer. Leider war der Hund kurz vorher 2 Monate ausgebüchst und obwohl wir uns in Deutschland gegen Tollwut haben impfen lassen, musste eine Nachimpfung her. Denn vorbeugen ist zwingend, da heilen bei einer ausgebrochenen Tollwut nicht möglich ist, sondern sie immer zum Tode führt. Da Heike im Abstand von 3 Tagen noch einmal gespritzt werden musste, veränderten wir unsere bis dahin entstandene Planung und fuhren stattdessen nach Jinja, dem viert größten Ort Ugandas. Dieser schöne Ort liegt in der Nähe des Austritts des weißen Nils an der Küste des Victoria Sees.
Vorher ging es aber nochmal in die Hauptstadt Kampala, da es dort einen Shoprite Supermarkt (Kette aus Südafrika) gibt, in dem wir in anderen Ländern bisher immer Grapefruit-Saft kaufen konnten. Im ersten Shoprite war es nicht auf Lager, aber dafür im 2. Aber leider gab es dort nur noch eine begrenzte Anzahl an Tüten ….oh wie schade…., dafür aber 12 Päckchen Vollkornbrot.
Direkt am Nil (mit 6.852 km ist er der längste Fluss der Erde) klappten wir unser Cab auf und sahen an den Stromschnellen beim Rafting und Kanu fahren zu. Heike bekam in Jinja ihre 2. Spritze gegen Tollwut, kaufte sich noch eine Jeans, ging zum Frisör, wir kauften noch mehrere Wasserkanister in einem kleinen Geschäft bei einem Inder und der hatte doch tatsächlich Grapefruit-Saft, den wir komplett aufkauften!!
Jetzt konnte es endlich weiter gehen zum Kidepo Valley NP, in den äußersten Nordosten von Uganda, an der Grenze zum Südsudan. Dieser Park ist so weit ab vom Schuss, dass er der am schwierigsten zu erreichende und einsamste Park Ugandas sein soll. Die Straße über Mbale war Asphalt und ziemlich neu. Das Hotel dort war einfach hatte aber einen schönen Garten, in dem wir sitzen und Essen konnten. Am nächsten Tag war die Strecke nach Lira auch geteert und gut, aber weiter in den Norden nach Kitgum war die Straße eine rote Piste, teilweise Wellblech aber relativ zügig zu befahren.
Zwischenzeitlich hatte sich die Landschaft stark verändert. Sie wurde sehr trocken mit einzeln stehenden Laubbäumen und teilweise auch Sumpfgebiet. Die Dörfer waren -für Uganda untypisch- aus runden Lehmhütten, die vorhandenen Backsteinhäuser waren sehr trist, da in dieser einsamen und armen Gegend kein Unternehmen Interesse an bunter Werbung an den Häusern hat.
Die Einfahrt in den Kidepo NP war phantastisch. Eine riesige Grassavanne (Pan) mit unterschiedlichen Farbschattierungen, unterbrochen von einzeln stehenden Kakteen und anderen großen Bäumen empfing uns. Diese Weite war großartig. Umgeben wurde diese riesige Grassavanne fast ganz von einem Felsmassiv, mit auffälligen zackigen Spitzen. Die Gegend erinnerte uns etwas an die Serengeti, natürlich nur kleiner. Leider war es aber diesig.
Aufgrund des Massakers im Bwindi NP 1999 erklärte der Präsident die Sicherheit der Touristen in den NP's zur Chefsache. Da der Kidepo NP direkt an der Grenze zum Südsudan liegt, kam über Nacht ein Ranger mit Gewehr auf das Campsite, der auf uns aufpassen sollte. Er hieß Daniel und war sehr aufmerksam und wir unterhielten uns nett. Er ist 32 Jahre alt, hat 4 Kinder und eine Ehefrau. Nach einer zweiten Frau würde er gerade Ausschau halten und er wollte auch noch mehr Kinder. Wichtig wäre es, damit die Frauen sich nicht streiten, jeder Frauen die gleiche Aufmerksam und Zeit zu widmen (was für ein Stress!). In Uganda können Männer, die es sich finanziell leisten können, mehrere Frauen heiraten.
Wegen des Neumondes war die Nacht stockfinster. Wir saßen zusammen am Lagerfeuer und plötzlich stand Daniel auf und sagte: Da sind Büffel … wir hatten nichts gehört und auch nichts gesehen. Und tatsächlich zog eine Büffelherde an unserem Platz vorbei.
Am nächsten Morgen standen wir frühzeitig auf um Löwen zu sehen. Frühstück und Zähneputzen ließen wir ausfallen und machten sofort unseren gamedrive. Wir sahen eine riesige Büffelherde, bestimmt so 1.000 Tiere, Elefanten, Wasserböcke, Ducker, Vögel und noch viele andere Tiere. Im Abendrot zogen direkt an unserem Platz 2 Elefantenherden und eine riesige Büffelherde vorbei. Tolles Schauspiel.
Am nächsten Morgen war die Sicht klar, der Himmel blau mit weißen Schäfchenwolken man sah deutlich in der Ferne die spitzen Berge. Die Grassavanne leuchtete wunderbar in all ihren Schattierungen. In dieser trockenen und so niederschlagsarmen Gegend fing es doch auf einmal an zu regnen. Dies war für uns das Zeichen aufzubrechen und den Rückweg anzutreten. Wir fuhren einen „Nebenweg“ und blieben fast in der tiefen Patsche stecken. An einigen Stellen wurde es so glitschig, dass der Wagen nicht unter Kontrolle gehalten werden konnte. Er rutschte und schlingerte heftiger als auf Glatteis hin und her und auf unserem „Nebenweg“ hätte uns auch so schnell niemand helfen können.
In der schwach besiedelten Gegend nahe der kenyanischen Grenze fuhren wir zurück in die „Zivilisation“. Da dies nur über unbefestigte Wege möglich war und wir den Zustand der Pisten nicht kannten planten wir für unsere Rückfahrt 3 Tage ein. Die Gegend durch die wir fuhren mit ihrer Grassavanne, ihrer Weite, ihrer Trockenheit, ihren Bergen im Hintergrund, ihren Kakteen und anderen Bäumen war einfach nur grandios.
Uns war bekannt, dass in dieser ärmsten und trockensten Gegend Ugandas die Volksgruppe der Karamojong lebte. In Lolelia, einem kleinen staubigen Ort, standen wir an einer Gabelung und orientierten uns gerade, als wir von mindestens 40 Karamojongs umringt wurden, es waren überwiegend alte ausgezehrte Frauen, die uns ihre Hände entgegenstreckten und Essen oder Geld wollten. In dieser Situation waren wir völlig überfordert. Die Karamojongs sind ein sehr armes Volk, die vom Klimawandel stark betroffen sind. Häufig gibt es Dürrekatastrophen oder auch Überschwemmungen, die die gesamte Ernte vernichten. Diese Gegend ist so arm, dass wir in den 3 Tagen unserer Fahrt so gut wie kein Fahrrad und kein Moped sahen und wenn uns dann doch mal ein Auto entgegen kam gehörte es einer Hilfsorganisation. Untypisch war auch, dass es anscheinend keine Busverbindung gab, jedenfalls haben wir keinen Bus gesehen. Armut kann ja auch sehr exotisch wirken. Die Männer hatten meistens ein kleines Hütchen auf, oft mit einer Feder, statt einer Hose hatten sie ein Tuch um ihre Hüften, in der einen Hand einen Stock gegen Schlangen, in der anderen ein winziges Höckerchen oft silberne Ohrringe und Perlenketten.
Die Frauen schmücken sich mit Perlenketten und auch silbernen Ohrringen, sie trugen kurze Röcke aus mehreren unterschiedlichen Stoffbahnen und Mustern. Wenn sie gingen wippten ihre Röcke hin und her. Ansonsten haben wir die Frauen nur arbeiten oder schwere Lasten tragen gesehen. Sie besitzen kein Höckerchen, da sie vor lauter Arbeit keine Zeit haben sich zu setzen. :-(((
Die Karamojong leben in einem patriarchalischen System in dem nur der Mann ausschließlich das Sagen hat und in dem nur dem Mann alles gehört. Der Mann und die Jungens hüten das Vieh, das den Reichtum eines Mannes symbolisiert. Die Frauen sind für alles andere wie Wasser holen, Holz schleppen, Hausarbeit, Kinder ernähren, Feldarbeit zuständig. Die Frauen bekommen im Durchschnitt knapp 7 Kinder. Für Schulbesuche ist keine Zeit, die Analphabetenrate liegt bei 90 %. Sie leben in Dörfern in runden Lehmhütten.
Unsere erste Nacht verbrachten wir in Kaabong, einem „einfachen“ Ort. Zum Glück gab es dort ein relativ neues Guesthouse, einfach, klein aber sauber. Mit soviel „Komfort“ hatten wir gar nicht gerechnet, aber uns wurde ein Doppelzimmer verweigert. Der Eigentümer war nicht bereit, an gleichgeschlechtliche Personen zu vermieten. Nachdem wir unser Unverständnis zum Ausdruck brachten, klappte es dann doch gegen einen Aufpreis. Auch kaltes Bier gab es nicht (die Alternative wäre warme Cola oder Wasser gewesen) und auf unsere Frage, ob wir im Restaurant unser eigenes Bier trinken könnten, teilte uns die Bedienung mit, ihr Chef erlaubt es nicht, dass in seinem Hotel Bier getrunken wird. Wir sollten noch etwas warten, nachher wäre ihr Chef weg und dann können wir auch gerne unser Bier trinken.
Häuser in Kaabong ...
Unsere Fahrt führte uns weiter durch eine schöne Landschaft, aber durch extrem schmutzige Orte, auf einer Piste die kurz vor Ende so verschlammt bzw. rutschig war, dass wir Angst hatten nicht durchzukommen. Eine Alternative gab es aber auch nicht.
Das ist keine Müllhalde ...
Hier war´s noch easy ...
Von dem Ort Moroto fuhren wir zu den Sipi Falls, einem sehr kleinen Ort mit einem gut vermarkteten Wasserfall, wo wir auf einem Hochplatteau mit weiter Sicht unsere Erlebnisse in Uganda nachbereiteten. Dort trafen wir Regina und Tom, die open-end unterwegs sind. Sie fanden hier im Ort den kleinen Hund Ginger, den sie sofort in ihr Herz schlossen und der ab jetzt mitreist. Gemeinsam verbrachten wir viele schöne feucht fröhliche Stunden!
Mount Moroto ...
Sipi Falls ...
Nach dem Antrittsbesuch mit Enkel, kam die Großmutter Imelda jeden Morgen zu uns, um uns einen schönen Tag zu wünschen …
Leider verlassen wir jetzt Uganda, ein Land, das wir mit seinen tollen Menschen und der abwechslungsreichen Landschaft sehr genossen haben. Wir fühlten uns immer willkommen und sicher hier.
Hier ein paar Zahlen:
55 Tage in Uganda gewesen
31 x Unterkunft gewechselt
4.420 km in Uganda gefahren
10,00 € im Durchschnitt für die Übernachtung auf Campsites und in Hotels ausgegeben
43,00 € im Durchschnitt pro Person pro Tag Nationalparkeintritt incl. Auto
1 Dose Bier 500 ml 1,15 €
1 Flasche Bier 500 ml 0,70 €
1 Liter Milch 1,20 €
1,5 l stilles Wasser 0,30 €
5 l Wasserkanister 0,90 €
1 l Diesel 0,90 €
1 l Saft 2,30 €
1 kg Waschpulver 2,30 €
0,5 l Joghurt 1,05 €
250 g Cheddar 4,00 €
1 kg Müsli 5,00 €
1 kg Rinderfilet 8,00 €
250 g Butter 1,80 €
1 Ei 0,12 €
1 Avocado 0,15 €
1 Banane 0,05 €
1 kg Tomaten 0,40 €
1 kg Zwiebeln 0,40 €
Einfaches Abendessen 3,00 €
Die offizielle Währung ist der Uganda Shilling (UGX)
3.300 UGX = 1 € (Wechselkurs)