Zimbabwe 26.07. - 23.08.2022
Zimbabwe war früher ein blühendes, schönes und einfach zu bereisendes afrikanisches Land. Seit den Farmbesetzungen und der Vertreibung der weißen Farmer ab dem Jahr 2000 trudelte es in einer rasanten Abwärtsspirale in die Krise, die für die Bevölkerung zu großer Armut führte. Trotz allem sind die Menschen hier liebenswert, freundlich, offen und hilfsbereit. Der jetzige Präsident Emmerson Mnangagwa hat vor ca. 5 Jahren Mugabe aus dem Amt geputscht und geht noch härter als sein Vorgänger vor.
Als wir im südlichen Afrika ankommen, ist dort Winter, tagsüber mit stahlblauem Himmel, strahlender Sonne bei ca. 24 Grad, ein Traum. Die Sonne geht um ca. 6.30 Uhr auf und um 5.30 Uhr unter, aber sobald es dunkelt wird es lausekalt, nachts bis ca. 5 Grad. Dann liegen wir mit Schlafsack, zusätzlichen Decken, dickem Schlafanzug, langer Unterhose, langem Unterhemd, Socken, Schal und ab und zu mit Mütze im Bett. Abends machen wir uns ein Lagerfeuer und genießen es in voller Montur und unseren wunderbaren langen Daunenmänteln.
Ein Teil von Südafrika und vom östlichen Afrika liegt auf einem Hochplateau, ca. 1.000 – 1.500 m. Hierdurch ist das Klima tagsüber wunderbar und auch nicht zu heiß, aber abends wird es insbesondere im Winter und Frühjahr entprechend kalt.
Die einzige Grenze von Südafrika nach Zimbabwe ist Beitbridge. Sie ist bekannt als Horrorgrenze. Vor 8 Jahren standen wir 4,5 Stunden in der glühenden Hitze mit hunderten anderer Leute. Diesmal benötigten wir, trotz neuem Grenzgebäude, 2,5 Stunden. Es war leer, hektisch, chaotisch und alle waren unfreundlich. Völlig unorganisiert wurden wir von A nach B geschickt, auch die Preise waren undurchschaubar. Eins war für uns aber offensichtlich, sie wollen dort alle abzocken. Wir haben aber Glück gehabt ...
Im Lion & Elephant Motel, unserem 1. Übernachtungsplatz, trafen wir Sabine und Reinhard, die bei ihrem Grenzübertritt total ausgenommen wurden und davon noch ganz fertig waren. Mehrere Schlepper lotsten die beiden auf einen einsamen Parkplatz und gingen nur mit Reinhard zusammen zur Immigration. Sabine blieb alleine am unverschlossenen Auto ohne Schlüssel. Zwei der Schlepper kamen zu Sabine zurück und forderten 200 US-$, die Reinhard angeblich noch fehlen. Sie war weit und breit alleine, konnte den Wagen nicht wegfahren und auch nicht abschließen und hat Ihnen das Geld gegeben. Reinhard haben sie an der Grenze dann auch noch viel Geld aus der Tasche gezogen. Beide waren froh, dass nicht noch mehr passiert ist. Wir lenkten sie von ihrem "Elend" etwas ab und hatten einen schönen gemeinsamen Abend.
Es dämmerte und wir suchten ein Campsite. Auf einmal waren wir von Elefanten umzingelt. Sie standen auf den Wegen, in den Büschen und wenn uns die Elefanten sahen, drehten sie sich nach uns um, tröteten, wedelten mit den Ohren und kratzten mit den Beinen oder führten "Scheinattacken“ aus. Für uns extrem bedrohlich.
Wir erfuhren, dass die Elefanten (anscheinend durch Wilderei) sehr aggressiv geworden sind. An den Elefanten kamen wir über eine Stunde nicht vorbei. Mittlerweile war es fast dunkel und verbotener Weise mussten wir irgendwo im Busch übernachten. Am Flussufer zwischen den Büschen fanden wir einen kleinen ebenen Platz. Gerade als wir unser Cab aufschlagen wollten kamen Elefanten um die Ecke. Wir waren wohl auf einem Elefanten-Trail gelandet. 10 m vor unserem Hilux bog eine große Elefantenherde ins Gebüsch ab. Vorher aber blieb jeder Elefant vor uns stehen schaute gefühlt unendlich lange in unsere Richtung und schien abzuschätzen, ob von uns eine Gefahr ausgeht. Wir atmeten kaum, bewegten uns nicht und hatten auch Angst vor einem Angriff. Wahrscheinlich quatsch, aber in der Dunkelheit schon echt gruselig. Ans Kochen war nicht zu denken, wir aßen in unserem Auto nur Knäckebrot mit hartgekochten Eiern und als der Spuk endlich vorbei war bauten wir in Windeseile unser Cab auf, schmissen die Abfalltüte mit Apfelschalen weit ins Gebüsch (Elefanten lieben Äpfel) und legten uns schlafen.
Beim Verlassen des Parks kam für uns dann die nächste Aufregung. Wir fuhren durch 3 Wasserarme und überquerten Sandinseln mit Tiefsand. Leider konnten wir nicht erkennen wie die Spur verlief und im tiefen Sand durften wir nicht stehen bleiben und schon gar nicht wenden. Es sollte Stöcke im Wasser geben, durch die wir angeblich die Fahrtrichtung erkennen könnten. Wasser ist für uns immer sehr aufregend, aber mit 4 x 4 low im 2. Gang haben wir es prima geschafft.
Der Hammer war der Campsite im Ngezi Recreational Park. Erst sollten wir 48 US-$ bezahlen, aber ehe wir wieder wegfuhren, bekamen wir dann doch den einheimischen Tarif. Die Campsites waren alle verfallen und der Park total zugewuchert. Von Toilette oder Wasser war nur zu träumen. Tiere oder andere Besucher trafen wir auch nicht.
Wir landeten in einem kleinen von Mauern und Stacheldraht umgebenen Guesthouse. Hier war aber alles sehr entspannt und wir breiteten uns draußen im "überladenen Kunstgarten" aus. Gewöhnungsbedürftig für uns waren die vergitterten Fenster und das Eisengitter, das nachts zusätzlich zur Tür von innen mit einem großen Sicherheitsschloss gesichert werden musste.
Mit 82 % bilden die Shona die stärkste Volksgemeinschaft in Zimbabwe. Ihre moderne Steinbildhauerei existiert erst seit 1960 und zählt zu den besten Bildhauerstilen weltweit. In Harare und im Künstlerdorf Tengenenge ist sie entstanden. Im Chapungu Sculpture Park werden auf einem 5 ha großen Gartengelände Exponate namhafter Shona-Künstler ausgestellt.
Von den Exponaten waren wir so fasziniert, dass wir auch Skulpturen erwerben wollten. Mit einem unaufdringlichen Künstler durchstreiften wir den riesigen Skulpturen beladen mystischen Garten. Wenn uns eine Figur gefiel, rief er den zuständigen Künstler oder eine Galerie an, um den Preis zu erfahren. Gleichzeitig setzte er sich mit dem “Shipper“ in Verbindung, um die Frachtkosten zu erfragen. Diese schweren Steine können nur per Schiff transportiert werden, und bezahlt werden kann nur in US-$ und zwar cash. Am 2. Tag ging die Verhandlung mit noch 2 Künstlern und dem Shipper mit dem Ergebnis weiter:
Die Künstler wurden von uns ohne Vertrag, sonstige Papiere oder Sicherheiten bar bezahlt. Mit Handschlag versprachen sie uns, die Skulpturen frachtfertig zu verpacken und Ende Oktober vom “Shipper“ verschiffen zu lassen. Es wird schon werden …
Die Preisangaben des “Shippers“ waren uns etwas suspekt. Deshalb fuhren wir anschließend ins Warehouse, von dem aus unsere Fracht verschifft werden soll. Der Leiter des Lagers zeigte uns stolz die Lagerhallen und bestätigte auch die Angaben des “Shippers“. Es war ein großes Unternehmen mit sehr vielen Angestellten und stolz stellte er uns seinen Chef vor.
Wir wollten uns gerne eine Tabakauktion anschauen. Leider war dort nichts los und 5 Mitarbeiter informierten uns unabhängig voneinander, dass die Auktion erst am nächsten Tag stattfinden soll. Über die Öffnungszeiten hatte jeder eine andere Information auf Lager. Am nächsten Tag fand sie wieder nicht statt. In der Auktionshalle trafen wir den "Vorarbeiter", der anscheinend als einziger in diesem riesigen Laden Ahnung hatte. Er erklärte uns, dass für eine Auktion nicht genug Tabak vorhanden sei, und es erst nächste Woche weitergehen soll. Manchmal sind wir doch sehr erstaunt, über die Uninformiertheit bzw. das Desinteresse der Mitarbeiter.
Nach so langer Stadtluft mussten wir wieder in die Natur. Da uns Hauptstraßen zu uninteressant und vor allem zu gefährlich sind, versuchen wir uns so oft es geht auf kleinen Straßen fortzubewegen. Diesmal haben wir innerhalb von 10 Minuten 2 schwere Unfälle mit LKW Beteiligung gesehen. Die PKWˋs waren kaum noch zu erkennen und ein Toter lag noch am Straßenrand.
Kleine Straßen in Zimbabwe bedeuten meistens für 50 km brauchen wir ungefähr 3 - 4 Stunden. Auch diesmal fuhren wir wieder auf einer Horrorstraße. Das sind ehemalige Asphaltstraßen, die aber nur noch aus Löchern bestehen. Nur Allradstrecken mit riesigen und spitzen Steinen können noch schlimmer sein.
Das Hippo Pools Wilderness Camp im Umfurudzi Park war bisher das am besten geführte Camp. Man konnte hier wandern, Kanu fahren, angeln, mountainbiken etc. Alles war top. Der Caretaker warnte uns vor Leberwurstbäumen unter denen wir standen. Eine “Leberwurst“ wiegt ca. 7 - 12 kg. Sollte man am Kopf getroffen werden, dann hat man ein gewaltiges Problem. Drei dieser riesigen Biester sind neben uns runtergekracht …
Es ging weiter durch kleine, heruntergekommene und verdreckte Städte. So hatten wir es nicht in Erinnerung. Dafür sind die Menschen umso netter. Alle lachen, winken und freuen sich uns zu sehen.
Die Gegend hier ist wunderschön. Wir fahren durch eine Hochebene (ca. 1.000 m) und sind fast rundherum von 3 - 4 Bergrücken umgeben.
Die Mzarabani Wilderness Area war wunderschön mit viel Natur, Bäumen und Rasen, alles einfach aber sehr gepflegt. Der Caretaker war wieder ein "Sahneschnittchen", der den Holzofen für warmes Wasser anfeuerte. Ansonsten Afrika pur. Alles stockdunkel, gekocht, am Feuer gesessen und den gigantischen Sternenhimmel bewundert.
Wir streifen durch die open air Kunstausstellung. Ein Künstler zeigt uns, wie der Stein bearbeitet wird. Es ist nicht zu glauben, aber alle Kunstwerke werden ohne elektrische Maschinen erstellt.
70 Künstler mit ihren Familien leben hier. Es ist eine organisierte Gemeinschaft. Jeder zahlt von seinem Verkaufserlös 35 % in die Gemeinschaftskasse ein. Hiervon wird das Management bezahlt, die Familie kann umsonst im Dorf wohnen und die Steine, die aus dem der Gemeinschaft gehörenden Steinbruch stammen, werden von 4 Männern herbeigeschafft und sind kostenlos. Jeder Künstler kann auf einer Parzelle seine Kunst ausstellen.
Morgens bei Sonnenaufgang sehen wir die Künstlerfrauen, die jede einzelne Skulptur ihrer Männer pflichtbewusst entstaubt und säubert. Zu uns sind hier alle sehr freundlich, nett und gar nicht aufdringlich und trotzdem fühlen wir uns als "weiße Wohlstandsbürger" sehr fehl am Platz.
Kariba liegt am Karibasee und wird das ganze Jahr von der Sonne verwöhnt. Das macht den Ort zu einem beliebten Ferienziel. Damals wurde der Ort sehr weitläufig angelegt. Direkt am schwülen Ufer wurden die schwarzen Arbeiter angesiedelt, während die Europäer 345 m höher in luftiger Höhe in Kariba Heights wohnten.
Hier in Kariba war es nachts das erste Mal angenehm warm war und wir haben unsere Daunenmäntel nicht mehr gebraucht.
Durch die in der Karibaschlucht entstandene Staumauer, die den Zambesi staut, ist ein See entstanden, 10 x größer als der Bodensee. Durch diesen gigantisch großen See hat sich nicht nur das Landschaftsbild sondern auch das Klima und das ökologische Zusammenspiel der Region verändert und auch verbessert. Das bemerkenswerte an Kariba ist jedoch, dass gleichberechtigte Zusammenleben der Menschen mit frei lebenden zum Teil gefährlichen Wildtieren. Die Tiere halten sich in der Stadt, auf den Straßen, am See oder auch auf Privatgrundstücken auf. An unserem Auto wurden wir von Zebras, Hippos und Elefanten besucht. Helle Aufregung herrschte, als eine Elefantenherde mit einem bekannten, sehr gefährlichen aggressiven Bullen aufs Gelände wollte. Es wurde versucht ihn mit Warnschüssen und mit großen stinkenden Feuern zu vertreiben, Wächter mit Lampen beobachteten ihn die ganze Nacht. Er verschwand aber erst als er Lust dazu hatte. Eine Elefantenherde brach durchs Dickicht auf unseren Platz, ging den Weg zum Ausgang, der Schlagbaum wurde angehoben und sie verschwanden auf der Straße.
Die offizielle Währung in Zimbabwe ist der Zimbabwe Dollar, eine nicht konvertierbare Währung.
Die harte Währung, mit der hier Sprit, Hotel- und Campingübernachtungen, Restaurants und teurere Anschaffungen möglich sind, ist der US-Dollar.
Deshalb versucht -wer kann- an US-Dollar zu kommen. Schwarzumtausch ist aber verboten. Während unseres Aufenthalts in Zimbabwe nahm der Wert des Zimbabwe Dollar kontinuierlich ab.
Als wir das erste Mal in Zimbabwe in einem Supermarkt Lebensmittel einkaufen wollten, stellten wir fest, dass sämtliche Waren in Zimbabwe Dollar ausgeschildert sind. Die hatten wir natürlich nicht. Der ausgewiesene offizielle Wechselkurs war grottig. Eine Frau mit einem leeren Einkaufswagen lief uns immer hinterher und fragte uns, ob sie für uns swipen kann. Sie nannte uns einen höheren Wechselkurs ging mit unseren Einkäufen zur Kasse, bezahlte mit Karte in Zimbabwe Dollar und wir verließen das Geschäft. Vor der Tür tauschten wir dann unsere Einkäufe gegen US-Dollar.
Zimbabwe erlebten wir als ein armes Land, mit grottenschlechten Straßen, nicht funktionierender Müllabfuhr, desolater Elektrizität und sehr schlechtem Internetempfang. Dafür waren die Menschen mit denen wir täglich zu tun hatten super freundlich, hilfsbereit, locker, unaufdringlich und lachten gerne und viel.
Die Polizei hatte wohl klare Anweisungen jeden erkennbaren Ausländer durch die Straßenkontrollen zu winken. Tagsüber fühlten wir uns immer sicher, gut aufgehoben und sehr wohl. Unsicher dagegen fühlten wir uns auf den großen Hauptstraßen, auf denen riesige LKW´s an uns vorbeidonnerten. Wenn möglich wichen wir auf kleine Straßen aus, die aber fast alle extrem schlecht waren. Nachts beunruhigten uns in den Städten die total vergitterten Häuser und die leeren Straßen. Insbesondere in Harare versuchten wir immer im Dunkeln an Ort und Stelle zu sein. Gebettelt wurde hier gar nicht.
Hier ein paar Zahlen:
28 Tage in Zimbabwe gewesen
16 x die Unterkunft gewechselt
2.740 km in Zimbabwe gefahren
28 US-$ im Durchschnitt für die Übernachtung auf Campsites und in Hotels ausgegeben
Diesel 1 l 1,74 US-$
Wasser 5 l 1,60 US-$
Wasser 2 l 0,70 US-$
Milch 1 l 2,00 US-$
Bierdose 0,5 l 1,50 US-$
Joghurt 500 g (hier hergestellt) 5,00 US-$
Saft 100 % 6,00 US-$
Toilettenpapier 10 Rollen 15,00 US-$
Nescafé 100 g 6,00 US-$
Übernachtung auf Campsite 20,00 US-$
Übernachtung im einfachen Guesthouse 30 – 40 US $
Obst und Gemüse am Straßenstand in verschiedenen Mengen immer 1,00 US-$