Südafrika 09.07. - 11.08.2014
Erzbischof Tutu prägte 1991 den Begriff "Rainbow Nation", Regenbogennation, als Bezeichnung für Südafrika. In den ca. 20 Jahren seit den ersten demokratischen Wahlen ist die Gesellschaft homogener geworden. Dennoch hat das Land noch ein langen Weg vor sich, es braucht sicherlich noch mehrere Generationen um zusammenzuwachsen. Derweil sorgen Hassreden, die Umkehrung der Diskriminierung und die Korruption innerhalb der Regierung und die Schere zwischen Arm und Reich immer wieder für neuen Zündstoff. In Südafrika leben ca. 80% Schwarze, 10% Farbige und 10% Weiße.
1948 wurde die Apartheid institutionalisiert. 1990 wird Mandela nach 27 Jahren aus der Haft entlassen und 1994 fanden die ersten demokratischen Wahlen statt.
Am 09.07.2014 ging es endlich los, mit der Air France über Paris nach Johannesburg. Unser Gepäck war ganz schön schwer. Jeweils 23 kg im Hauptgepäck und je 13 kg im Handgepäck.
Morgens kamen wir im eiskalten aber sonnigen Johannisburg an (in den ersten Tagen sind wir nur mit Fleece-Pullover, Schal und langer Unterhose herumgelaufen) stiegen sofort in unseren Mietwagen und fuhren nach Pretoria um unser AHA-Cab zu besichtigen. Tolles Teil!!!
Südafrikanische Freunde von Freunden -Heinz, Reulene und die Tochter Monika- luden uns zu sich nach Hause ein. Sie boten uns an, bei ihnen so lange zu wohnen bis wir mit unserem Auto und dem AHA-Cab startklar für unsere Reise durch Afrika sind. Keiner hat jedoch damit gerechnet, dass es soooooo lange dauern wird. Obwohl wir uns nicht kannten, nahmen wir die Einladung sehr gerne an. Es ist eine ganz tolle Familie. Wir wurden herzlich aufgenommen, erhielten ein schönes Gästezimmer, wurden bekocht und rund um verwöhnt. Unter anderem schauten wir mit der ganzen Familie die Fußball-WM oder machten das, was alle Südafrikaner lieben, grillen!!
Die Familie von Heinz waren Einwanderer aus Deutschland. Er spricht ein perfektes Deutsch. Reulene und Monika verstehen Deutsch und sprechen sonst Afrikaans und Englisch. Viele Wörter in Afrikaans sind dem Deutschen sehr ähnlich. So haben wir durch sie Einblick in den südafrikanischen Alltag und in die Geschichte Südafrikas erhalten. So hautnah, spannend und informativ kann kein Reisführer sein. Und das alles aus 1. Hand. Diese neuen Informationen über die in Südafrika lebenden Menschen haben unsere Sicht doch verändert.
Pretoria und Johannisburg sind größer, weiter, mehr. Bewegt wird sich hier nur mit dem PKW, die Straßen sind wie Autobahnen und eingekauft wird in Malls. Spazieren gehen und Fahrrad fahren, ist außer in Parks nicht möglich. Die Wohnanlagen sind durch Mauern gesichert und zusätzlich kontrolliert ein Security-Dienst die Eingänge und er fährt ständig durch die Straßen Wache.
Anfangs waren wir sehr irritiert, für uns war diese Art zu leben so ungewohnt und fremd. Man glaubt aber kaum, wie schnell man sich doch eingewöhnt und auch wohlfühlt.
Wir haben den Eindruck erhalten, dass wir als nicht Südafrikanerinnen die vielen Probleme des Landes -insbesondere das Zusammenleben der schwarzen und weißen Bevölkerung- schwer verstehen können.
Wir erfuhren, dass es 2 große Straßen in Pretoria gibt in denen Autos verkauft werden. Einmal die Sefako Makgatho Dr (ehemals Zambezi Drive), eine riesige Straße, an der ein Autohändler neben dem Anderen auf einfachen Plätzen -teilweise mit und ohne Sonnenschutz- Autos anbieten und dann noch die Steve Biko Road (ehemals Voortrekker Street). Hier sind überwiegend bessere Autohäuser, die uns vor den „fliegenden Händlern“ (auf der Zambezi) warnten. Wieder einmal waren wir verunsichert, da wir eigentlich keine Ahnung von Autos haben. Wir liefen gefühlte 100 Händler ab. Auf die Frage nach unserem Wunschauto erhielten wir meistens die Antwort: „Das wird aber schwierig ….“. Fast wollten wir es schon aufgeben bzw. uns umorientieren, aber nach 3 Tagen intensiver Suche fanden wir DREI interessante Autos. Jetzt konnten wir uns wieder nicht entscheiden, jedes Auto hatte seine Vor- und Nachteile und wir natürlich keine Ahnung.
Heinz war so nett, mit uns einen ganzen Tag von Händler zu Händler zu fahren. Wir machten Probefahrten und verhandelten mit den Autohändlern. Unsere Escheidung war ein silber-grauer Toyota Hilux, Diesel, 3,0 Liter, 4x4, Double-Cab. Das ist genau das richtige Auto für uns!
Wir wollten unseren Hilux gleich mitnehmen, aber die Bank des Autohändlers war leider auch nach 1 ½ Stunden nicht in der Lage, Geld von unserer Kreditkarte auf das Konto des Autohändlers umzubuchen. Also musste online überwiesen werden. Leider dauern online-Überweisungen nach Afrika 5 - 7 Arbeitstage und so lange bleibt der Hilux beim Händler. Langsam wurden wir unruhig. Der Wagen musste noch angemeldet werden, in die Werkstatt und das AHA-Cab noch obendrauf. Bisher haben wir schon über eine Woche die Gastfreundschaft von Heinz und Reulene strapaziert und können nur hoffen, dass das Geld schnell dem Konto gutgeschrieben wird.
Aber das alles war nichts gegen das Problem, dass ein paar Tage vorher aufgetreten war und unsere geplante Afrikareise fast scheitern ließ.
In Capetown erhielten wir im Dezember die Info, dass Ausländer Autos erwerben können.
Jetzt skypten wir mit Simone und Andi aus Österreich, die kurz vor uns ein Auto für Afrika kaufen und anmelden wollten. Das Kaufen war kein Problem, aber als es ans Anmelden ging, erfuhren sie, dass die Bestimmungen sich vor ein paar Wochen wohl geändert hatten und jetzt Ausländer nur mit einem Langzeit-Visum (Arbeits- oder Study-Visum) ein Auto anmelden können. Die normalen Touristenvisa sind aber nur 3 Monate gültig und genügen nicht den neuen Anforderungen.
Wir schliefen schlecht -wir hatten doch auch schon das AHA-Cab bestellt- waren ganz verzweifelt und sahen uns schon wieder in Asien. Eine Reise durch Afrika ohne eigenen Wagen ist nämlich nur sehr schwer möglich. Am nächsten Tag kam Heinz nach Hause. Wir erzählten ihm von unserem großen Problem und er bot uns (obwohl er uns doch nicht kannte) spontan an, unser Auto auf seinen Namen anzumelden. Soviel Hilfsbereitschaft ist einmalig. Ohne Heinz hätten wir den Hilux nicht kaufen können und unsere Afrikareise wäre beendet gewesen, bevor sie richtig angefangen hat.
Daaaaanke Heinz und Reulene!!!!!!!
Zwischenzeitlich haben wir alles organisiert und eingekauft was für unsere Reise nötig ist. Solange wir auf das Auto und die Autoanmeldung warten können wir die Umgebung von Pretoria und Johannesburg nun in Ruhe erkunden.
Ein paar Sehenswürdigkeiten:
Circa on Jellioce Gallery, Johannesburg
The Everard Read Gallery, Johannesburg
Apartheid Museum, Johannesburg
Cradle of Humankind (Wiege der Menschheit)
Union Buildings, Pretoria
Voortrekker Monument, Pretoria
Nun sind wir schon 2 Wochen in Pretoria, warten immer noch darauf, dass wir unser Auto mitnehmen dürfen, dass es angemeldet wird und fallen Heinz und Reulene noch weiterhin auf die Nerven … Aber wir sind trotzdem noch gut gelaunt -es wundert uns selbst- und hoffen auf Morgen, so wie auch schon an den Tagen davor …
Freitagmorgens konnten wir endlich unser lang ersehntes Auto abholen. Da ist es:
Anschließend trafen wir uns mit Andi und Simone -Freunde aus Österreich- in Pretoria. Da unsere Treffen meistens bis tief in die Nacht dauern, quartierten wir uns an diesem Abend gemeinsam in einem Hotel in Pretoria mit Bar und Restaurant ein. Diesmal haben wir wohl einen neuen Rekord gebrochen: Geschlagene 15 Stunden unterhielten wir uns ununterbrochen, umrahmt von einem feucht fröhlichen Ambiente, ab 24 Uhr in der geschlossenen Hotelbar mit den Weinresten von Andi und Simone bis um 4 Uhr morgens.
Nach einer kurzen Nacht fuhren Andi und Simone zum Flughafen um nach Madagaskar weiter zu fliegen und uns erwartete ein „ganz normaler Tag“ zweier Autokäuferinnen in Afrika:
Unser Ziel war mal wieder unser „geliebter Autohändler“ auf der Zambesi Road. Wie gesagt konnten wir gestern endlich unser Auto aber nicht die Papiere mitnehmen, die aber am Samstag ganz ganz sicher da seien. Wir quälten uns wieder durch die halbe Stadt und ganz Pretoria war auf den Straßen. Die Papiere waren da, aber die Nummernschilder hatten sie natürlich noch nicht in Auftrag gegeben, aber am Montag kümmern sie sich ganz ganz sicher drum …
Plötzlich stellten wir fest, dass ein Reifen (die Reifen hatten wir direkt nach dem Kauf erneuern lassen), schon halb „platt“ war, also ab zum Reifenhändler … war ja auch kein Thema, die kannten uns da noch alle aber leider war das Wochenende schon eingeläutet und außer Luft aufpumpen lief vor Montag gar nichts mehr.
Kaum waren wir wieder auf der Straße blinkte eine wichtige Warnlampe rot auf. In unserem zum Glück vorhandenen Handbuch stand: „fahren Sie nicht weiter sondern suchen sie sofort einen Toyota-Händler auf.“ Es war die Warnlampe für Wasser im Dieselfilter. Laut Handbuch musste dringend Wasser aus der Box in der sich der Dieselfilter befindet abgelassen werden. Wir dachten, das können wir auch! Aber leider war die zu lockernde Schraube so fest angezogen, dass wir sie nicht lösen konnten. Die meisten Geschäfte und Werkstätten waren schon zu. Durch Zufall fanden wir aber eine Motorrad-Werkstatt und der Mechaniker war so nett (und stark), dass er die Schraube lösen und Wasser ablassen konnte. Aber leider leuchtete die Warnlampe noch immer und ein anderer netter Südafrikaner riet uns zum sofortigen Filterwechsel.
Zum Glück kannten wir uns ja mittlerweile gut aus. Also hin zum nächsten Ersatzteilhändler. Das Ersatzteil war da, die Mechaniker hatten aber Wochenende. Ein Kunde der neben uns stand, bekam unser Problem mit und tauschte kurz entschlossen unseren Dieselfilter aus!!
Es ist schon unglaublich wie hilfsbereit die Südafrikaner sind. Aber leider leuchtete die rote Warnleuchte immer noch auf.
Also ab zum Schrauber, den uns Heinz empfohlen hat. Leider war nun schon später Nachmittag und wir trafen nur noch seine Frau an. Also warten … die Ferndiagnose war aber, ihr könnt ruhig weiter fahren. Zwischenzeitlich wissen wir, wie man die Elektronik so resetet, dass die blinkende Lampe ausgeht, drei Werkstätten waren vorher dazu nicht in der Lage! Jede Werkstatt hatte eine andere Idee zur Fehlerbeseitigung, aber bei allen sollte es ein Vermögen kosten! Nochmal Glück gehabt!!
Dann ging alles Schlag auf Schlag. Montag wurde das Cab aufgebaut, Dienstag besorgten wir die Zollpapiere (Carnet de Passages), Mittwoch ging der Wagen zur Inspektion in die Werkstatt und wir mit Heinz zur Polizei, die noch seinen Ausweis und das „Letter of Authorisation“ beglaubigen musste.
Manufaktur des Cab-Herstellers:
Am Donnerstag genau nach 3 Wochen verließen wir Reulene, Heinz, Monika und Pretoria um mit unserem Hilux und dem fantastischen Cab das süd-östliche Afrika zu bereisen.
Im Dunkeln kamen wir in Middelburg an, eine Stadt deren Landschaft schwarz ist von Kohlestaub und Kohlehalden und durch deren Straßen LKW`s mit riesig beladenen Kohleanhängern donnern. Auf einer Farm verbringen wir unsere erste Nacht in unserem Cab zwischen Gewächshäusern. Es ist lause kalt, trotz langer Unterhose, Schal, Mütze und Pullover. Morgens werden wir von der Sonne und von den Farmarbeitern, die direkt an unserem Cab buddeln geweckt.
Da wir große Probleme mit dem Zusammenbau unseres Cabs hatten (wir wollten schon zurück nach Pretoria fahren) kamen wir erst spät weiter und blieben auf einem wunderschönen Platz an einem Fluss nicht weit von Middelburg.
Unterwegs sprachen wir mit einem jungen Südafrikaner, der uns stolz erzählte, dass er schon einmal in Deutschland bei einem Freund in Aplerbeck war. Die U-Bahn, das Westfalenstadion und sein Lieblingsbier „Kronen“ kannte er gut. Er war uns sehr sympathisch, gab uns Tipps und so änderten wir unsere Route, und fuhren in die Wärme.
Unser Ziel war der dritt größte Canyon der Welt, der Blyde River Canyon mit seinem großartigen Panorama. Wir hatten das Glück, in eine Hochzeitsgesellschaft zu geraten, mit Gesang, tollen farbenfrohen Kleidern und offenen Menschen.
Im Winter ist das Klima hier phantastisch. Tagsüber scheint immer die Sonne und der Himmel ist blau. Es ist so warm wie bei uns im Sommer, aber sehr trocken und im Schatten angenehm kühl. Seit dem wir nicht mehr so „hoch“ sind, ist es nachts angenehm.
Nashörner kannten wir nur aus dem Zoo. Im Krüger National Park wollten wir diese riesigen Tiere unbedingt einmal in Freiheit sehen. Am ersten und zweiten Tag standen oder lagen sie am Straßenrand, so dass wir voll auf unsere Kosten kamen.