Molukken 26.06. - 22.07.2012
Die Molukken sind eine indonesische Inselgruppe zwischen Sulawesi und Neuguinea mit ca. 2 Mio. Einwohnern. Die Inselgruppe ist in die zwei Provinzen Maluku (Süd-Molukken) und Maluku Utara (Nord-Molukken) unterteilt. Die Molukken sind auch als die „Gewürzinseln“ bekannt. Der hohe Anteil von Christen (ca. 33 %) ist durch die zahlreichen islamischen Einwanderer aus anderen Teilen Indonesiens (Transmigrasi ist ein von der Regierung unterstütztes Umsiedlungsprojekt) mittlerweile rückläufig. In Folge der Umsiedlung traten bewaffnete Konflikte zwischen den muslimischen Umsiedlern und den eigentlichen -größtenteils christlichen- Einwohnern auf. Zwischen 1998 und 2001 eskalierten die Unruhen zwischen Moslems und Christen, bei denen mehrere tausend Menschen starben.
Regelmäßig erschüttern auch Erdbeben und Vulkanausbrüche das Land. Um die Bevölkerung vor den Folgen eines Tsunamis zu schützen sind viele Fluchtwege ausgeschildert.
Auf Ternate, einer relativ kleinen Insel der Nord-Molukken, landeten wir. Hier sind die Hotels wirklich schrott und wir wohnten in einer überteuerten „Hundehütte“ mit Mandi. Die riesige Dachterrasse hat uns jedoch versöhnt. Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick auf den noch aktiven Vulkan Gunung Gamalama, der Ende 2011 letztmalig ausbrach und dessen Spitze meistens von Wolken umhüllt war. Außerdem hatten wir einen gigantischen Blick auf den Vulkan Kiematubu der Nachbarinsel Tidore und natürlich auch auf mindestens 10 Moscheen, die wir aber nicht nur sahen, sondern auch hörten. Wenn gleichzeitig aus allen Lautsprechern der Muezzin rief und das auch noch zwischen 4 und 5 Uhr morgens, war das für uns schon gewöhnungsbedürftig.
Auf Ternate sind die Menschen zuckersüß, hilfsbereit und freundlich, wie man aus den nachfolgenden Erlebnissen zweier Tage erkennen kann:
Kaum hatten wir unser Zimmer bezogen, stand die Rezeptionistin (im Hotel sprach niemand Englisch) mit Asri, einer etwas Englisch sprechenden jungen Frau vor uns. Ob sie uns helfen könne? Für den Abend verabredeten wir uns, zum jalan jalan (Spazierengehen) durch die Stadt.
Da Ternate die Insel der Moscheen ist, fühlten wir uns herausgefordert Bier Bintang, wenn möglich kalt, zu finden. In einem teureren Hotel (Zimmer trotzdem ohne Fenster), in dem Marty -die Frau am Empfang- gut Englisch sprach, freute sie sich so sehr „westliche Touristen“ zu sehen, dass sie uns das ganze Hotel persönlich zeigte. Auf der Dachterrasse bekamen wir dann auch tatsächlich ein Bintang, warm aber mit viel Eis! Das Bier kühlen haben wir an den darauffolgenden Tagen noch ein paar Mal gemeinsam geübt! Als wir sie nach einem Moped fragten, rief sie einen Freund an und 10 Minuten später übergab sie uns die Mopedschlüssel. Einfach genial!
Als wir anschließend -um ein Paket aufzugeben- mit dem Moped die Post suchten, verfuhren wir uns mal wieder. Ein Mopedfahrer fragte uns „mau kemana?“, wo wollt ihr hin? Er erklärte uns den Weg, kam aber kurz darauf doch hinterhergefahren, damit auch wirklich nichts schiefgeht. Wir verfolgten ihn quer durch die Stadt. Freudestrahlend verabschiedete er sich am Ziel.
In der Post erklärte uns ein Postbeamter mit größter Hilfsbereitschaft: „No Problem, ich helfe euch mit dem Paket und kümmere mich um alle notwendigen Papiere.“ Da hier alles etwas langsamer geht, dauerte der Papierkram und das Packen des Päckchens (unsere Motorradsachen) 1 ½ Stunden. Die Arbeitszeit des Postbeamten war schon längst überschritten, aber mit zwei seiner Kollegen machte er für uns Überstunden und lud uns anschließend sogar noch zum Essen im Post-Office ein.
Aber auch kleine Aufmerksamkeiten erleben wir hier regelmäßig: Als wir unser Moped vor einem Geschäft parken, konnten wir den Ladenbesitzer nicht davon abhalten persönlich auf unsere Helme aufzupassen. Später war der Sattel unseres Mopeds nach einem kleinen Schauer nass, da kam eine Frau zu uns und gab uns einen Lappen um ihn trocken zu reiben … .
Rusdi, ein Arbeitskollege von Marty, besuchte uns -um uns kennen zu lernen- extra in unserem Hotel. Am Morgen vor unserer Abfahrt kam er direkt nach seiner Nachtschicht nochmals bei uns vorbei, um uns zum Hafen zu fahren. Wie er uns beide mit unserem Gepäck auf seinem kleinen Motorrad fahren wollte bleibt uns zwar schleierhaft, aber da wir eh noch nicht fertig waren, werden wir es wohl nie erfahren … .
Wo wir gehen und stehen werden wir angesprochen. Alles was wir sagen, wird sofort dem Nachbarn, dem Vorbeifahrenden oder wem auch immer zugerufen. Wo wir herkommen, wo wir übernachten und wo wir überhaupt jetzt gerade im Moment hin wollen sind immer die ersten Fragen! Auch wenn wir Tee ohne Zucker bestellen, weiß das sofort das ganze Lokal und alle lachen sich kaputt, da ein Tee ohne Zucker doch ungenießbar ist!
Soviel Freundlichkeit und Aufmerksamkeit macht uns oft sprachlos. Sprachlos sind wir aber auch über die anscheinenden Gedankengänge der Menschen hier. Z.B. haben wir in einem Lokal, schon mehrfach Orangensaft ohne Eis und Zucker bestellt und auch so bekommen. Auf einmal wurde uns gekochter!!! O-Saft serviert, obwohl wir auf Indonesisch bestellt hatten, und die Bestellung sogar wiederholt wurde. Wir konnten uns so richtig vorstellen, wie 6 Kellnerinnen in der Küche darüber diskutierten was die „Bule´s“ Fremden denn jetzt wohl wollen. Wenn doch kein Eis im O-Saft sein soll, soll er also auch nicht kalt sein. Dann muss er doch sicherlich warm sein oder besser noch gekocht werden. :-))) Manchmal überfordern wir doch die Menschen mit unseren für sie nicht nachvollziehbaren Wünschen!
Die Menschen hier sind sehr stolz auf ihren Sultanspalast.
Mit einem sogenannten Schnellboot kamen wir in Jailolo auf der Insel Halmahera an. Diese Insel lebt von der Landwirtschaft, ist üppig grün und verkehrstechnisch nicht so wirklich erschlossen.
Auf Ternate dachten wir ernsthaft unser Hotelzimmer ist schlecht … . Na ja, so kann man sich irren. Yvonne hat einen ganz tollen Trick: Sie nimmt am liebsten die Brille ab, dann ist alles nur noch halb so wild!
Sobald wir mit dem Schiff oder dem Bus in einem Ort ankommen, lassen wir uns von jeweils einem Ojek-Fahrer zu einem Penginapan, Wisma oder Hotel fahren. Das ist ein Moped-Taxi, sehr effektiv und praktisch.
Dort fragen wir sofort nach einem Moped, und immer kennt jemand jemanden, der kennt wieder einen anderen, der sein Moped an uns vermieten will. Und dann kann´s los gehen. Bisher klappte das immer prima.
Die Indonesier lieben Karaoke und wir die dazugehörigen Bars, denn dort gibt es Bier. Hier mietet man sich stundenweise mit mehreren ein Séparée und kann ganz ungestört und laut loslegen. Wir haben es auch versucht, uns hat das Ergebnis aber nicht überzeugt!
Die Gegend hier ist traumhaft schön. Von überall aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Berge (meistens Vulkane), man sieht schöne Buchten mit entwicklungsfähigen Stränden und fährt durch üppiges Grün, Bananen- und Palmenhaine. Alles blüht und vor den Häusern liegen Matten mit Nelken und Muskatnüssen, die einen intensiven Duft verbreiten. Nelken sind die Grundsubstanz der hier in Indonesien so beliebten Kretek-Zigaretten.
Impressionen aus Jailolo:
Weiter ging es nach Tobelo, einer geschäftigen Kleinstadt an der Nord-Ostküste Halmaheras. Dort machten wir Ausflüge in die Umgebung und stießen dabei auf eine kleine Bungalow-Anlage in Kupa-Kupa, 15 km südlich von Tobelo. Ona und Lutz leben dort in einem kleinen Paradies, inmitten eines tropischen Gartens, direkt am weißen menschenleeren Sandstrand. Nur sonntags füllt sich der idyllische Sandstrand mit lautstarken indonesischen Groß- und Kleingruppen. Auch Karaoke im Strandrestaurant von Ona und Lutz ist äußerst beliebt.
Besonders gerne schnorchelten wir dort im warmen Wasser und bewunderten die -wie in einer Steinwüste gelegene- Korallenlandschaft.
Abends erzählte Lutz spannende Geschichten, die er -als leidenschaftlicher Botaniker und Käfersammler- in entlegenen Ecken Indonesiens abseits von jeglicher Zivilisation erlebt hat. Eines abends surrte ein riesiger Hirschkäfer beim Essen über unsere Köpfe. Lutz fing ihn ein und „spielte“ mindestens eine halbe Stunde liebevoll mit ihm, bis er ihn wieder fliegen ließ!
Wir verließen die Insel Halmahera mit dem Flugzeug von Galela aus über Ternate nach Ambon, in den Süden der Molukken, wo momentan Regenzeit herrscht.
Am frühen Morgen wurden wir mit dem Auto in Kupa-Kupa abgeholt. Fast eine Stunde zu spät ging es Richtung Flughafen. Wir hatten Angst unseren Flug zu verpassen. Lutz beruhigte uns aber: „die Flieger auf Halmahera starten erst dann, wenn auch alle Passagiere da sind.“ Wahrscheinlich hoben wir deswegen 2 Stunden zu spät ab.
Die Stadt Ambon zu beschreiben ist schwierig. Durch die im Juli ziemlich ausgeprägte Regenzeit wird der Eindruck von Ambon „als Metropole der Molukken mit marodem Scharm“ noch verstärkt. Nicht nur die Wohnhäuser, auch die Geschäftshäuser und die Marktstände sind offensichtlich dem permanenten Verfall „geweiht“. Auch die Straßen -teils unbefestigt- stehen knöcheltief unter Wasser bzw. gleichen eher Schlammpisten. Fahrradrikschas, Ojeks und Busse bestimmen das Straßenbild dieser turbulenten und aktiven Stadt. Diese Gegensätze faszinieren uns an Ambon.
Von Tulehu, einer der Häfen Ambons, wollten wir mit dem Speedboat nach Haria auf Saparua übersetzen. Es gibt hier keine festen Abfahrtszeiten. Die Boote fahren dann, wenn alle Plätze verkauft sind. Auf der wichtigen Liste waren wir leider erst die dritten und vierten Passagiere (von 15) und so hieß es warten, warten, warten …
Als wir dann auch am Anleger ankamen, war das Boot voll, einschließlich der ca. 7 blinden Passagiere, die sich dazwischen gemogelt hatten. Obwohl es sintflutartig regnete und stürmte, sollten unsere Rucksäcke auf´s Dach und wir sollten uns in das völlig überladene (Mini-)Boot quetschen. Wohin war uns nicht ganz klar … .
Es begann eine lebhafte Diskussion mit den Bootsleuten über die Anzahl der Passagiere an Bord. Sie nahmen unser „Problem“ aber nicht wirklich ernst. Nachdem wir uns dann kategorisch weigerten an Bord zu gehen und unser Geld zurückforderten, gab es dann wie aus heiterem Himmel ein zweites Boot. Auch wenn der „Kapitän“ durch die beschlagene Frontscheibe nichts mehr sah und deshalb seinen Kopf aus dem Seitenfenster stecken musste, kamen wir doch wohlbehalten in einem normal besetzten Boot auf Saparua an. Geht doch …! Leider lagen unsere Rucksäcke während der Fahrt in einer ordentlichen Wasserlache und auch die Regenhüllen konnten die Feuchtigkeit in den Rucksäcken natürlich nicht ganz verhindern. Na ja, ein bisschen Schwund ist immer!!
Saparua ist bekannt für Sago, welches aus dem Stamm der Sagopalme gewonnen wird. Unseren Geschmack trifft es nicht gerade. Es schmeckt nämlich nach gar nichts! Getrocknete Kokosnüsse, aus denen hochwertiges Öl gewonnen wird, nennt man Kobra. Es riecht sehr streng, ist aber ein wichtiger Geschäftszweig auf den Molukken.
Durch Asis wurde uns noch einmal klar, wie schlimm die Unruhen ab 1998 auf den Molukken waren. Er flüchtete damals nach Sulawesi und kam erst nach 8 Jahren zurück. In dieser Zeit hatten die Termiten seine Bungalows leider zerstört. Asis konnte ganz toll kochen und hat seine neu aufgebaute Bungalow-Anlage -für einen Indonesier völlig untypisch- künstlerisch gestaltet. Die Lage am weißen Sandstrand inmitten üppigster Vegetation war wirklich großartig, wenn auch sehr einsam. So einsam, dass keine Stromleitung vorhanden war und jede einzelne Flasche Bintang mit dem Moped aus dem 4 km entfernten Kulur abends „eingeflogen“ wurde. Beim Schnorcheln sahen wir viele Fischschwärme mit großen Fischen, unter anderem auch einigen Haien. Leider regnete es oft und das Meer war ganz schön kalt. Vom Strand aus sahen wir auf die gegenüberliegende Insel Seram, die immer von Wolken verhangen war. Trotz Regenzeit wollten wir dorthin, wir dachten: wird schon nicht so schlimm werden …
3 Stunden warteten wir auf die Fähre, für nur 1 Stunde Überfahrt. Wir fuhren dann vom Nichts auf Saparua in´s gar Nichts auf Seram und kamen im strömenden Regen dort an. Es war ein Ort im Nirgendwo mit ein paar kleinen Büdchen, einem Schlammplatz und vielen Menschen, die auf unsere Fähre drängten. Wir fanden aber sofort einen Bus, mit dem wir 3 Stunden durch dichten Regenwald bis nach Masohi fuhren. Der Bus war voll, so dass auch unsere Rucksäcke auf´s Dach mussten. Weiterhin regnete es ununterbrochen und als wir endlich ankamen war die wasserdichte Abdeckplane völlig verrutscht und unsere Rucksäcke samt Inhalt wieder einmal nass.
Es hörte nicht auf zu regnen. Wir passten uns natürlich an und kauften uns die üblichen Regenumhänge, aber auch damit konnten wir nicht viel unternehmen und es regnete und regnete immer, immer weiter. Wir erfuhren, dass die Straße in den Norden, die einmal quer über die Insel durch den bergigen Regenwald führt, aufgrund des Regens vorübergehend unpassierbar ist. Aufgrund dessen entschlossen wir uns am nächsten Tag die Molukken zu verlassen und wieder in die Sonne zu fahren.
Diesmal ging es mit einem sehr großen Expressboot wieder zurück in die Zivilisation nach Ambon. Durch den Sturm und die hohen Wellen schaukelte das Boot so stark, dass alleine direkt um uns herum 6 Leute „kotzten“. Und mit jeder erneuten Welle kamen welche dazu … . Zum Glück hat uns beide unser Magen verschont, wir hatten unsere Plastiktüten auch schon alle verteilt.
Der erste Weg in Ambon führte uns zu Sriwijaya Air, um unseren bei dieser Airline bereits online gebuchten Flug nach Jakarta umzubuchen.