Iran 03.09. - 15.10.2018

 

 

Der Iran ist seit 1979 eine Islamische Republik. Das Staatsoberhaupt ist der Geistliche Führer, der eine fast unbeschränkte Macht hat. Er schreibt die Richtlinien für die Außenpolitik vor und kann alle Beschlüsse des Parlaments aufheben …

Zeittafel:
1926 - 1941  Reza Khan Shah krönte sich zum König
1941 - 1979  sein Sohn Mohammad Reza übernahm die Regierungsgeschäfte und wurde zum König gekrönt.
1979  Islamische Revolution unter Führung von Ayatollah Khomeini
1979  Studenten besetzten die amerikanische Botschaft in Teheran und nahmen 52 Botschaftsangestellte 444 Tage als Geisel
1980 - 1988  Iran-Irak-Krieg
1989  Ayatollah Khamenei wird Religiöser Führer
2017 Hassan Rohani wird als Präsident wiedergewählt

Komplette gefahrene Route im Iran ...

Gefahrene Route im Detail ...

Der Grenzübergang war mitten in einem riesigen Felsgebirge. Überall iranische Flaggen und Schilder in persischer Sprache. In langärmligem Hemd und Kopftuch gingen wir zum Grenzbeamten der etwas irritiert und sehr streng war. Erst als wir unsere Pässe vorzeigten wurde er sehr freundlich. Im Nachhinein glauben wir, dass er durch Heikes Kopftuch etwas irritiert war und dachte wir wollten ihn veräppeln …

Ansonsten war alles gut organisiert und lief reibungslos ab. Die Beamten waren freundlich und zuvorkommend sprachen englisch und in kürzester Zeit war alles geregelt. Der Zollbeamte fragte uns nur nach Alkohol, den Sprinter durchsuchte er aber nicht. Trotzdem wurden uns manchmal Blicke zugeworfen, als kommen wir von einem anderen Stern. Und als ein kleines Mädchen seine Mutter immer an stupste und auf Heike zeigte wussten wir, hier muss was verändert werden. Und da Heike groß ist, bekam sie eine Schirmkappe auf und wurde auf den ersten Blick in ihrem Männerhemd nicht sofort als Frau erkannt. Mal sehen, ob es Ärger gibt …

Die Fahrt nach Tabriz ging über kleine, kaum befahrene Straßen mitten durch ein massives Felsgebirge, trocken, zackig und schroff. Für uns einzigartig und kaum zu beschreiben. Riesige hintereinander gelagerte, spitze, kahle, hohe Felszacken schichteten sich hintereinander. Von dieser Gegend waren wir überwältigt, Weite, Einsamkeit, Ruhe …

Und dann kamen wir nach Tabriz, ein Moloch voll stinkender Autos.

Unser Navi funktionierte schon seit dem Morgen nicht mehr richtig, die Verkehrsführung war für uns undurchschaubar und die Verkehrsschilder auch. Aber ganz souverän fuhr Heike uns mit einigen Schlenkern und Umwegen in einen typisch iranischen Park, in dem wir die Nacht verbringen wollten, Free camping Tabriz. Auch das war für uns eine neue Dimension. Ein asphaltierter Platz mit etwas Grün an einer autobahnähnlichen Straße und überall auf dem Asphalt standen Zelte oder lagen Matten zwischen den Autos und überall ein Gewusel von Menschen.

Natürlich waren wir die Attraktion. Kaum standen wir und hatten die Tür geöffnet, kamen neugierige aber auch ganz freundliche, lächelnde Menschen vorbei, begrüßten und beobachteten uns. Die Frauen in der 1. Reihe, die Männer dahinter. Von all den Eindrücken waren wir wie erschlagen.

Wir wollten aber noch zum großen Bazar und etwas essen. Zwischenzeitlich war es dunkel, und das Taxi setzte uns direkt vor dem Bazar ab. So viele Menschen, so viele Händler und Waren, so viele Gerüche, wir waren überwältigt. Auch auf den Bürgersteigen war überall Ware, Massen an Menschen, kleine Stromaggregate erhellten die improvisierten Stände. Natürlich brachte uns ein deutschsprachiger Iraner zum gewünschten Telekommunikationsladen, der aber leider geschlossen war.

Kreuz und quer liefen wir durch die Straßen, fanden aber kein Restaurant. Erst einen Tag im Iran und schon schätzten wir die unaufdringliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und fragten uns so durch, aber ein Restaurant in der Nähe kannte niemand.

Elgoli Park

Etwas lockerer haben wir uns Tabriz schon vorgestellt. Unserem Gefühl nach waren die meisten Frauen ob alt oder jung in schwarze Gewänder gehüllt. Modern gekleidete Frauen, die ihr Kopftuch locker um den Kopf gebunden hatten und figurbetonte Kleidung trugen sahen wir seltener.

Der Iran gehört mit zu den ca. 8 Ländern der Welt, mit dem schlechtesten Diesel. Die PKW`s fahren mit Benzin oder Gas, und die meist uralten LKW`s fahren mit allem was qualmt. Aber unser Sprinter ist da leider wählerischer. Entweder wir finden Tankstellen mit Euro 4 Diesel oder wir müssen den Iran wieder verlassen. Zwischenzeitlich wussten wir, dass es in 8 Städten Euro 4 Diesel geben soll. Aber der Iran ist 4 ½ x so groß wie Deutschland und die Reichweite unseres 100 l Tanks muss von Tankstelle zu Tankstelle reichen.
Ein englischsprechender LKW-Fahrer verstand unser Problem. Mit einem Wasserglas demonstrierte er uns, dass Euro 4 Diesel durchsichtig wie Wasser ist und nicht gelb, wie der restliche Diesel. 1 l Diesel kostet hier 0,04 Euro.

Morgens wollten wir eine SIM Karte kaufen. Unsere Daten vom Pass wurden in das System eingetragen und … nichts ging mehr. Angeblich seien unsere Pässe nicht i. O. …

So von der „Außenwelt“ abgeschnitten waren wir schon lange nicht mehr, noch nicht einmal eine SMS ging raus. Wir recherchierten, suchten weiter, und fanden in der hintersten Ecke irgendwo in Tabriz einen Mini Shop, der SIM Karten ohne Namen verkaufte … endlich wieder online. Woher die Karte kam wollten wir nicht wissen.

In einem Kaffee trafen wir Parya, eine bildhübsche Iranerin. Sie trug ein Hijab (schwarzes eng am Kopf anliegendes und schulterbedeckendes Kopftuch), ansonsten war sie aber ganz modern und chic gekleidet. Fortschrittliche und modern gekleidete Frauen tragen ihre Kleidung und insbesondere das Kopftuch sehr lässig und aufreizend. Aber ohne Kopftuch, auch wenn es nur ein klein wenig die Haare bedeckt, geht hier im Iran gar nicht`s. Sie erzählte, dass an der Uni nicht nur ein Kopftuch sondern sogar Hijab-Pflicht besteht, dass sie das System hasst und es viele junge Menschen gibt, die die strengen islamischen Regeln umgehen und rauschende Partys mit Alkohol feiern.

Yvonne war, wie alle Iranerinnen auch ständig mit ihrem Kopftuch beschäftigt. Es musste immer wieder gezuppelt und gerade gezogen werden. Heike hatte mit ihrer Kappe und ihrer Rolle keine Probleme. Nur wenn sie auf eine Toilette wollte, musste sie unbemerkt ein Kopftuch über ihre Kappe ziehen.

Höhlenwohnungen in den Tuffsteinfelswänden im Dorf Kandovan

Der Orumiyeh-See ist 6 x größer als der Bodensee und seit einem Jahr fast völlig trocken. Durch Fehler in der Wasserwirtschaft ist eine Umweltkatastrophe riesigen Ausmaßes entstanden.

In der Nähe von Keshavarz standen wir abends am Fluss, der von Tagesausflüglern aus dem staubigen und trockenen Umland gerne aufgesucht wird. Hier wird geschwommen, gepicknickt und Shisha geraucht. Die Frauen sitzen gemeinsam in ihren langen Kleidern, Kopftüchern oder auch Tschadors auf Decken, kochen Tee und Essen, während die Männer in Badehosen im Fluss herumtollen …

Über kleine Straßen, durch trockene hügelige Berge mit weiter Sicht fuhren wir durch eine heufarbene Landschaft.

Hier leben viele Kurden und schon „tanzten“ wir auf einer kurdischen Hochzeit im Kreis. In unseren einfachen Hemden und Hosen fühlten wir uns etwas deplatziert zwischen den wunderschön angezogenen Frauen und den Männern in ihren Pluderhosenanzügen. Die Verständigung war sehr schwer, da die laute Musik eine Unterhaltung unmöglich machte und auch nur ein junger Mann englisch sprach. Aber Selfies sind international und Teetrinken kann man auch ohne …

Kurdisches Dorf mit Heuhaufen auf den Dächern.

Die jungen Männer kamen uns entgegen, drehten um, hielten uns an … um uns mit „willkommen im Iran“ zu begrüßen und zu fragen woher wir kommen … natürlich wie immer mit gegenseitigem Fotoshooting …

Das Weltkulturerbe Takht-e Soleiman (Feuertempel) liegt einsam auf einem Kalksteinplateau auf 2.200 m Höhe und ist von bis zu 3.300 m hohen Bergen umgeben.

Bienenstöcke

Unser Tank war fast leer und wir hofften in Hamadan Euro 4 Diesel zu bekommen. Entweder wir finden ihn dort oder wir müssen mit dem Taxi 200 km weiter nach Arak fahren um dort einen Kanister Diesel zu besorgen. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Taxi, von Tankstelle zu Tankstelle … doch unser Glastest zeigte immer dunkelgelb! Nach 25 km und 6 Tankstellen gaben wir frustriert auf. Doch plötzlich fuhr ein Mopedfahrer vor uns her, der wusste, wo es Euro 4 Diesel gab. Er fuhr durch kleine Straßen eines Wohngebietes und hielt vor einem alten verschlossenen Gebäude, suchte den Besitzer, der Taxifahrer organisierte zwischenzeitlich einen Reservekanister und aus einem alten Fass erhielten wir 20 l von unserem gewünschten Diesel. Die Menge reichte, um nach Arak zu kommen.

In Arak stellten wir unseren Sprinter in einer Seitenstraße eines Wohngebietes ab und liefen durch die Gassen, bis wir etwas zu essen fanden.

... und wie hoch ist die Rechnung?

Auf dem Weg zurück zu unserem Auto hielt in einer kleinen dunklen Straße ein Wagen neben uns an, ein Mann sprang heraus und hielt uns seinen Polizeiausweis unter die Nase. Er war in Zivil und wollte unsere Pässe sehen. Die hatten wir aber nicht dabei. Er sprach kein Englisch, sagte aber alles ok und fuhr weiter. 5 Minuten später hielt ein Pick-Up vor uns, einer der Männer stieg aus, es war wieder ein Polizist in Zivil, und er wollte auch unsere Pässe sehen. Die waren aber immer noch in unserem Sprinter. Er forderte uns auf, in seinen Pick-Up einzusteigen. Wir weigerten uns und so liefen wir gemeinsam 2 km zu unserem Auto. Der Pick-Up fuhr langsam hinter uns her. Nicht gerade angenehm, in den dunklen einsamen Straßen.
Nach Überprüfung unserer Pässe auf, sollten wir unseren Parkplatz verlassen, dieser sei nicht sicher. Wir weigerten uns. Nach längerem hin und her fuhr er endlich mit seinem Kollegen weiter.

Wir waren schon „bettfein“, da klopfte es mehrfach laut und nachhaltig an die Tür. Diesmal standen 2 Polizisten in Uniform mit einem Streifenwagen vor uns. Der Polizist sprach Englisch und forderte uns sehr ernst und massiv auf, hinter ihnen her zu fahren. Sie würden uns in einen Park bringen, der sicherer für uns sei. Zwischenzeitlich waren mindestens 20 Anwohner auf der Straße und beobachteten das Schauspiel. Standhaft weigerten wir uns, da es schon sehr spät, dunkel und wir auch sehr müde waren. Nach langen Diskussionen fuhr irgendwann der Polizeiwagen davon. Einige Anwohner luden uns zum Essen und Tee ein, aber wir waren von dem ganzen Tag fix und fertig und hatten noch nicht einmal mehr Lust auf einen GnT.

Am nächsten Tag parkte schon wieder ein Polizeiauto hinter uns … ehe man uns ansprechen konnte sind wir jedoch abgehauen …

Historisches Hamam in Arak

Geburtshaus von Ayatollah Khomeini in Khomein.

Abends kamen wir in einer der schönsten Städte Irans, Esfahan, an. Hier übernachteten wir in einem Park, direkt an einer 10-spurigen Straße, mit mindestens 200 anderen Iranern. Alle sind sehr interessiert an uns. Sobald wir die Tür oder ein Fenster öffnen sind wir nicht mehr allein, …welcome to Iran, where are you from, what`s your name, can I take foto … Wirklich sehr nett, freundlich und liebenswert, für uns ungewohnt und eine echte Herausforderung. Etwas lesen, schreiben oder einfach nur entspannen geht nicht. Wenn wir alleine sein wollen, müssen wir im Sprinter bleiben und die Türen schließen. Aber das geht nur früh morgens oder abends, da es tagsüber im Sprinter viel zu heiß ist. Unser Eindruck ist, der Iran ist eine einzige große Wüste, zumindest in den meisten Gegenden in denen wir uns aufhielten.

Esfahan ist bekannt als die schönste Stadt des Iran. Wie eine Oase liegt sie mitten in der Wüste im Zentrum des Landes. Sie hat 1,5 Mio. Einwohner, große Straßen, viele Autos und viele sagenhafte Sehenswürdigkeiten. Mehrere Tage verbrachten wir hier und waren fasziniert von den großartigen Bauwerken und beeindruckt von den Menschen und der Kultur. Durch die ständigen für uns so fremden Eindrücke ist der Iran sehr anstrengend, aber auch sehr aufregend und eindrücklich.

Der Platz Meydan-e Imam ist der zweitgrößte Platz der Welt, nur der Platz des Himmlischen Friedens in Peking ist größer, aber bestimmt nicht schöner …

Imam Moschee auf dem Meydan-e Imam …

Lotfullah-Moschee, Privatmoschee der safawidischen Königsfamilie, auf dem Meydan-e Imam …

Ali-Qapu-Palast, auf dem Meydan-e Imam …

Bazar am Meydan-e Imam …

Hasht-Behesht-Palast

Chehel-Sotun-Palast

Jame Moschee

Auch das ist Esfahan …

Brücke Si-o-se Pol ...

Khaju-Brücke …

Taubentürme aus dem 16. – 18. Jh., in denen früher Tauben siedelten, deren Kot als Dünger beim Anbau von Melonen und Gurken benutzt wurde ...

Auf kleinen Straßen kamen wir im Ort Izadkhast an. Wie in allen Dörfern gab es auch hier keine Möglichkeit etwas zu essen. In mehreren kleinen Geschäften kauften wir Käse, Obst und Brot und fuhren dann zu der einsam am Rande der Stadt gelegenen Karawanserei, wo wir übernachten wollten. Kaum angekommen, teilte man uns mit, der Platz ist nicht sicher. Niemand sprach englisch, deshalb bekam Heike ein Telefon in die Hand gedrückt. Im perfekten Englisch redete eine Frau auf sie ein, es sei dort zu unsicher, wir könnten in ihrem Haus wohnen, bei ihr essen und Tee trinken … doch wir wollten dort bleiben. 5 Minuten später fuhr eine im Tschador gekleidete Frau vor, die nicht eher locker ließ, bis wir mitkamen und in ihrer Einfahrt parkten. Morgens lud sie uns zum Frühstück ein. Das Haus war ein wunderschön altes, traditionelles, aber renoviertes und geschmackvoll eingerichtetes iranisches Lehmhaus. Die Zimmer befanden sich um den großen Innenhof herum. Morgens war sie modern gekleidet und ohne Kopftuch. Verwundert fragten wir sie nach ihrem Tschador. Sie erklärte uns, dass sie den Tschador nur im Dorf trägt, da dies dort erwartet wird??!! In Shiraz trägt sie nur ein Kopftuch …

Meistens schlafen Iraner mit Matten auf dem Boden
Karawanserei
Sie luden uns zum Tee ein

In Izadkhast thront auf einem Berg die Ruine eines Dorfes aus sassanidischer Zeit.

Nomaden auf dem Weg nach Shiraz

Kurz vor Shiraz ist die Gegend mit den hohen kargen Bergen sehr schön. Der Parkplatz auf dem wir übernachteten war proppe voll. Es war sehr sehr heiß.
Die Iraner lieben Picknick. Überall wo Platz und Schatten ist, sitzen sie auf Decken vor ihren Zelten oder Autos, meistens auf Asphalt. Da Schatten aber so selten ist, picknicken sie mit ihren Zelten auch auf Verkehrsinseln. Das ist so, als ob wir auf dem Borsigplatz zelten.

Das Shah-Cheragh-Heiligtum in Shiraz enthält den drittheiligsten Schrein der Schiiten im Iran. Frauen kommen nur mit Tschador, den man dort ausleihen kann, rein. Heike hat sich noch schnell ein Kopftuch über die Kappe gezogen, damit sie auch in der Frauenschlange vor dem Eingang stehen durfte. Das Tragen des Tschadors war eine neue Erfahrung. Andere Frauen zeigten uns wie man ihn trägt und trotzdem waren wir fast ausschließlich damit beschäftigt darauf zu achten, dass er nicht herunterrutscht. Oft ohne Erfolg. Warum tut sich eine Gesellschaft so etwas an??

Betttuch (Tschador)-Verleih

Mal wieder ein von uns gerne besuchter Bazar …

Vakil Moschee ...

Madrese Khan, berühmteste traditionelle theologische Hochschule von Shiraz …

Jame-Moschee …

Immer ein Thema … der Frisörbesuch ;-)) Wie kann frau in einem Land, in dem sie kein Wort lesen kann, in dem es kein einsehbares Ladenlokal für Frauen gibt und in dem auch keine Frauenbilder mit Haaren sichtbar sind, einen Friseursalon finden? Wir waren ratlos! Auch Frauen die wir ansprachen konnten uns nicht weiterhelfen. In einem Kaffee bekam der junge Eigentümer unser Problem mit. Er rief seine Frau an, die wiederrum eine Freundin anrief, die dann einen Termin bei einer Frisörin festlegte. Mit dem Taxi fuhren wir 10 km zu einem kleinen Einkaufszentrum und dort im 2. Stockwerk, fanden wir dann den versteckten Frisörsalon. Diese Aktion hat insgesamt 5 Stunden gedauert … . Die Haare sind jetzt rappelkurz, sieht total doof aus, aber da Yvonne ja ein Kopftuch und Heike eine Kappe trägt, ist das sowieso völlig egal.

Nach dem Frisörbesuch war die Innenstadt gesperrt. Überall sahen wir schwarz gekleidete Männer, die sich mit Ketten geißelten, trommelten und mit hell erleuchteten Bildern und immer gleichen Versen und Gesang durch die Straßen zogen. Es war der heilige 1. Monat des iranischen Jahres 1397 (Muharram)!! Bis zum 10. Tag (Aschura) werden überall an Straßen und Moscheen Stände aufgestellt und Tee umsonst ausgeschenkt. Während dieser 10 Trauertage sind die Männer mit schwarzen Hosen und Hemden und die Frauen mit schwarzem Tschador bekleidet. Überall in den Städten hängen schwarze Fahnen und Banner. Das ging uns langsam ganz schön auf die Nerven … .

Persepolis bedeutet auf Griechisch „Stadt der Perser“. Durch das „Tor aller Länder“, das von riesigen Stierfiguren mit Menschenköpfen bewacht wird, betraten wir diese geschichtsträchtige Stätte der Iraner. Sie war eine der Hauptstädte des antiken Perserreiches unter den Achämeniden und wurde 520 v. Chr. gegründet. Über Jahrtausende waren die Überreste der Paläste unter Schutt und Sand begraben Erst in den 1920er Jahren begannen unter anderem deutsche Archäologen mit den Ausgrabungen. Einmalig war das Angebot mit einer VR-Brille in die virtuelle Realität abzutauchen, in der wir die Paläste in ihrer ehemaligen Schönheit und Größe bestaunten.

Es dunkelte und wir fanden einen Übernachtungsplatz abseits der Straße in einem trockenen Flussbett. Kaum wollten wir essen, kamen zwei junge Männer im Auto vorbei und klopften an, dann kamen 3 junge Männer auf einem Moped vorbei, einer sprach englisch und sie fragten, ob wir was essen wollen, oder ob wir morgens Brot haben wollen … sehr nett … Später kam noch einmal ein junger Mann der klopfte, den wir aber nicht verstanden … So hatten wir uns die Einsamkeit nicht vorgestellt.
Morgens stand der Eigentümer des Grundstücks vor unserem Fenster und lud uns, in einwandfreiem Englisch, zu sich nach Hause ein. Wir besuchten ihn und erfuhren, wie die Menschen in einem ganz kleinen Dorf leben. Gegen seine Gastfreundschaft konnten wir uns kaum erwehren …

Auf dem Weg in die Wüstenstadt Yazd …

Einer unserer Tage in der Wüstenstadt Yazd:
Yazd ist nach der Trauerzeremonie (Aschura) noch etwas verschlafen. Der Bazar und die Geschäfte sind geschlossen und wir wandeln zwischen den Lehmhäusern mit ihren überdachten Gängen und Kuppeln und ihren markanten Windtürmen vorbei an historischen hochherrschaftlichen Häusern und Plätzen. Es gibt hier so viel zu sehen. Die „Straßen“ sind sehr eng, und nur selten haben kleine Autos Platz. Doch dann kommt man zu Plätzen, die plötzlich auftauchen, mit Bänken und kleinen Grünflächen. Ganz schnell verlaufen wir uns, aber alles ist hier interessant. Und die Menschen sind liebenswürdig, lustig, höflich und neugierig. Überall werden wir mit „welcome to Iran“ begrüßt.

Unser Campingplatz vor dem Silk Road Hotel

Ein Mann steckt uns zwei Beutel mit Fladenbrot, Gurke und Schafskäse zu. Eine Frau schickt uns in eine „Küche“, in der wir den Männern beim Reis kochen, der für die Gläubigen ist, zusehen. In der Küche ist es heiß und feucht, einer kommt vorbei und bietet uns Tee an. Alle sind entspannt und freuen sich wenn wir uns für sie interessieren.

Frauen und Männer warten getrennt auf die Essensausgabe …

Im Mausoleum Rokn od-Din setzen wir uns in den Schatten und schon bekommen wir Tee gereicht …

Die großen Hauseingangstüren sind aus Holz mit zwei Tür-Klopfern. Einer für Frauen und einer für Männer. Der für Frauen klingt heller …

Im Lariha-Wohnhaus gelangt man durch einen Vorraum in einen Innenhof oder Garten, in dem ein Wasserbecken oder Springbrunnen steht. Rundherum befinden sich die Räume, die jeweils durch Holztüren verschlossen werden. So sind viele der größeren Wohnhäuser im Iran aufgebaut. Windtürme funktionieren wie heutzutage die Klima-Anlage nur viel angenehmer.
Frauen kommen zu uns und schenken uns Plätzchen aus Yazd und einen Stadtplan. Sie wollen wissen, woher wir kommen, was wir machen, was uns gefällt. Es kommen noch andere Frauen, Kinder und auch Männer dazu und gemeinsam schaffen wir es, die bestehende Sprachhürde zu überwinden. Aber es ist reizend nicht anstrengend oder aufdringlich und wir fühlen uns wieder einmal im Iran angekommen und willkommen.

Abends sitzen wir auf einer der vielen Dachterrassen. Hier weht ein kühler Wind und der Blick über die alte Wüstenstadt mit ihren Minaretten, Kuppeln, Lehm-Dächern und der Wüste im Hintergrund ist verzaubernd. Tee getrunken, relaxt und gegessen wird im Iran immer auf „ Liegesitzen“. Nur wo westliche Touristen sind, gibt es auch mal Stühle. Für uns ein echtes, unbequemes Problem ...

Yvonne wird meistens von Frauen und Heike mit ihrer Kappe meistens von Männern angesprochen. Auch die schwarz gekleideten Frauen sind reizend, sie haben keine Scheu und sind sehr interessiert an uns.

Meydan-e Amir Chaqmaq

Im einzigartigen Wassermuseum wird durch Werkzeuge, Fotos und Erklärungen anschaulich dargestellt, wie die historische Wasserversorgung von Wüstenstädten erfolgte. Es wurden schmale enge Qanten per Hand von Männern gegraben. Diese verliefen vom Gebirge aus bis unter die Städte und transportierten so das dringend benötigte Wasser. Alle 30 m wurde von der Oberfläche ein tiefes enges Loch gegraben. Es war eine sehr gefährliche Arbeit. Die Arbeiter trugen weiße Kleidung, damit sie bei einem tödlichen Unfall schon ihr Leichentuch trugen.

Auch das ist Yazd

Von Yazd aus fuhren wir eine Runde durch die Wüste Dasht-e Kavir. Auf der Karte sah alles sehr nah aus, aber unsere Wüstentour war über 800 km lang und unser Tank anschließend leer. Wir fuhren von Wüstendörfern zu Oasen, von Karawansereien zu Wasserspeichern, von verfallenen Lehmdörfern zu Moscheen. Und immer war es sehr sehr heiß und staubig. Die Wüste empfanden wir nie als langweilig sondern abwechslungsreich, mit ihrem Sand, Geröll und Stein und den farblich unterschiedlichen Bergen im Hintergrund.

Chupanan ist für uns der erste Wüstenort. Erstmalig im Iran wurden wir von den Menschen dort völlig ignoriert.

Über Jandaq erreichten wir die Oasenstadt Mesr. Aus allen Ecken sprudelte Wasser

Farahzad ist mit einem Hotel, Wüstentouren und Kamelreiten absolut gerüstet für den Tourismus …

Mitten in der Wüste Dasht-e Kavir im nirgendwo sahen wir aus Lehm oder Ziegeln gebaute kleine Gebäude mit Kuppeldach, einige auch mit einer gemauerten Rinne davor. Nachdem wir über eine steile Treppe in die Tiefe gelangten sahen wir … Wasser. Ob die heute noch benutzt werden?

Karawanserei mit Wasserhaus …

Ein paar Fotos aus Iraj, Abgarm, Garmeh und Bayaziyeh …

Im Dunkeln sind wir in Kharanaq angekommen, wo es für Touristen mit der alten Lehmstadt viel zu sehen gibt … trotzdem haben wir nur an der Tankstelle in einem kleinen Imbiss was zu essen bekommen und verdurstet wären wir auch mal wieder ohne unseren eigenen Kühlschrank ;-))
Eines Morgens war unser Fußboden voller Wasser und der Kühlschrank warm. Wir überprüften alle Sicherungen etc. … erfolglos. Für uns eine riesengroße Katastrophe und es wäre das Ende unserer Iranreise gewesen! Aber nachdem wir auch die versteckten Kabel überprüft hatten brummte er tatsächlich wieder.

Der Feuertempel Chak Chak ist eine Zarathustrische-Pilgerstätte, die in der Einsamkeit der Wüste liegt. Eine Quelle im Feuertempel macht durch tropfende Geräusche „Chak Chak“. Damit man in der Höhle keine nassen Füße bekommt, werden Gummilatschen verliehen. Der Anstieg war sehr schweißtreibend und die angeblich ewige Flamme erloschen.

In Meybod gab es den von uns benötigten Diesel und das von uns bevorzugte russische Bier. Vorsichtshalber haben wir sofort den gesamten Vorrat aufgekauft. Nur so können wir hier überleben. Es ist schwierig (natürlich nicht in den Hotspots), ein Lokal oder einen Schnellimbiss zu finden, indem wir etwas zu Essen oder auch nur Tee bekommen. Wurden wir fündig, gibt es fast immer nur Kebab, aus Lamm, Hühnchen oder Rind, mit gegrillten Tomaten, eingelegten Essig-Gurken, Zwiebeln, Brot und auf Wunsch Reis. Das Fleisch war immer gut. Aber die Getränke … . Wenn es schon nur alkoholfreies Bier gibt, sollte es gekühlt und nicht mit künstlicher Himbeere, Limone, Minze etc. verunreinigt sein … das geht gar nicht. Das Bier Classic gibt es auch, aber irgendwie haben die Lokalitäten die Getränke nicht im Griff. Natürlich haben wir vorgesorgt und immer eiskaltes Bier und 100 % Grapefruitsaft im Kühlschrank. Zur Belohnung gibt es auch manchmal als sundowner Gin Tonic mit Zitrone … .
Alkohol ist in Iran ausnahmslos verboten und wird auch streng bestraft. Privat wird über den Schwarzmarkt bzw. selbst hergestellt das Alkoholverbot umgangen.

Leider ist Hey Day ungenießbar!

Meybod hat eine aus Lehmziegeln erstellte sehr sehenswerte Altstadt mit Festung, Karawanserei, Zisterne und Eishaus. Manchmal fühlen wir uns von den ganzen Sehenswürdigkeiten, insbesondere in der Hitze der Wüstenregion, erschöpft und erschlagen. Aber dann sind wir auch wieder fasziniert und neugierig auf diese uns so fremde Kultur.

Unser Übernachtungsplatz

Besonders fasziniert hat uns das Eishaus. Es hat eine 15 m hohe Kuppel und verfügt über komplexe Belüftungssysteme, die dafür sorgten, dass das im Winter eingelagerte Eis während der Sommermonate nicht schmilzt. Die Außenmauer ist am Fundament 2,4 Meter dick und wird nach oben hin immer dünner. Unter dem kuppelartigen Aufbau befindet sich ein unterirdischer 15 m tiefer Speicherraum. Nördlich von der Kuppel ist eine 12 m hohe, über 40 m lange und bis zu 2 m dicke Schattenwerfermauer.

Abyaneh ist ein 2.500 Jahre alter malerischer Ort, dessen rote Lehmziegelhäuser sich an die Berge schmiegen. Die Kleidung der Frauen ist farbenfroh, die Kopftücher haben ein Rosenmuster. Auch die Männer tragen eine besondere Tracht. Sie unterscheiden sich äußerlich sehr vom tristen Einheitsschwarz der übrigen Iraner. Auch die Touristen verkleiden sich gern und ziehen mit traditioneller Kleidung durch den Ort. Dadurch ist hier alles bunt, lustig und lebendig.

Kashan ist u.a. bekannt für sein Rosenwasser. Überall wird aus frisch gezupften Rosenblüten Rosenwasser oder Rosenöl hergestellt. Auch Tee wird hier mit Rosenwasser gekocht. Kashan ist zwar eine Wüstenstadt, aber trotzdem sprudelt und gluckert Wasser überall, z. B. laufen offene Wasserkanäle durch die Restaurants, Wasser fließt in Springbrunnen und Wasserbecken und sprudelt weiter die Straße hinunter.

Der Basar in Kashan gehört zu den sehenswertesten Basaren Irans
Teehaus im historischen Hamam im Basar

Das Tabatabaei-Historical-House ist ein 5.000 m² großes, wunderschönes, prachtvolles Wohnhaus, welches damals einer reichen Kaufmannsfamilie gehörte. Ansonsten standen wir 2 Tage im City Park, einer großen seltsamen Grünanlage in der wir fast ganz alleine waren und taten … nichts.

In der Nähe von Kashan, in Aran Va Bidgol, steht der Heilige Schrein von Imamzadeh Helal Ali. Wieder mussten wir bei der Besichtigung einen Tschador tragen. Aber das war für uns das allerletzte Mal. Kein Schrein kann so wichtig, heilig oder schön sein, dass wir uns noch einmal so ein „Betttuch“ umhängen.

Heike das Schrein-Gespenst

Auf dem Weg zum Namak-Salzsee der Maranjab Wüste, wurden wir an einem Kontrollposten angehalten. Keine Durchfahrt möglich, es sei denn ein Allradfahrzeug fährt vor uns her!? Was soll das denn? Und dann noch den ganzen Staub schlucken?? Das kam für uns gar nicht in Frage! Wir drehten um und fuhren einen anderen Weg, dann querfeldein, so lange bis wir nach etlichen Kilometern wieder auf die gesperrte Straße kamen. Ha, ausgetrickst dachten wir… . Plötzlich stand ein Mann mit Gewehr vor uns. Eine Verständigung war nicht möglich. Offensichtlich wollte er Kontakt zum 1. Kontrollposten aufnehmen, aber eine Telefonverbindung existierte in der Wüste nicht. Der Mann wusste sich aber zu helfen, stieg auf einen Tisch, hielt sein Handy über den Kopf und erreichte (leider) den 1. Kontrollposten. Wie peinlich. Sofort schickte er uns zurück.

Abends standen wir in einer kleinen Seitenstraße des Dorfes Qomrud. Wie erwartet klopfte wieder die Polizei an unsere Tür. Es sei zu unsicher dort und so mussten wir dem Polizeiwagen mit Blaulicht bis zur Wache folgen. Vor dem Tor in einer lauten stinkigen Ecke verbrachten wir die Nacht. Aber der Polizist war sehr nett.

Diese Autobahn-Auffahrt haben wir lange gesucht!

Die zahlreichen Opfer des verheerenden ersten Golfkrieges ab 1980 zwischen dem Irak und dem Iran befeuerten den in der Geschichte der Schiiten ohnehin ausgeprägten Märtyrerkult. Ayatollah Khomeini hat es damals schon verstanden, politische Ereignisse mit religiös propagandistischen Elementen zu vermischen. Der Märtyrerkult wird auch heute noch sehr erfolgreich als Propagandainstrument eingesetzt. An Straßen, Wänden, Moscheen auch in den kleinsten Dörfern, findet man Fotos der Märtyrer. Sie sind überall präsent.

Sowohl der Tote (Ayatollah Khomeini) als auch der Lebendige (Ayatollah Khamenei) religiöse und politische Führer „bewachen“ auf Schritt und Tritt das ganze Land. Präsident Rohani ist fast nie zu sehen.

Der einsame Stellplatz auf 2.500 m mit Blick auf den 5.671 m hohen, schneebedeckten Vulkan Damavand war einmalig. Er ist der höchste Berg des Iran.

Quer durchs Gebirge fuhren wir zum Kaspischen Meer nach Abbasabad. Es war eine spektakuläre Strecke, durch enge und sehr volle Straßen, durch riesige Felsschluchten mit vielen Kurven.

Und das Wetter wurde immer schlechter …

Am Kaspischen Meer wollten wir gerne die Frauenstrände sehen, die mit Tüchern weit ins Meer hinaus abgetrennt sein sollen, um die Frauen vor den lüsternen Blicken der Männer zu schützen!?! Leider sahen wir diese nicht, da es während unserem Aufenthalt am Kaspischen Meer ununterbrochen gewitterte und wie aus Kübeln goss.

Während des sintflutartigen Regens verließen wir das Restaurant und wollten zu unserem Sprinter, da wir Angst hatten, dass er absäuft … . Es war dunkel, alles war überflutet, das Wasser floss in Strömen. Auf den Fußwegen und den Straßen sind ab und zu ca. 30 cm breite und 50 cm tiefe Wasserablaufrinnen. Diese waren jetzt so voll, dass man sie nicht mehr sah und Yvonne ist voll Lotte mit beiden Beinen hineingefallen. Das hört sich nach 3 Promille an … aber weit gefehlt, wir waren doch im Iran …

Die Folge waren eine große verdreckte Fleischwunde, ein großer Bluterguss und eine tennisballgroße Beule. Die Beule konnten wir noch mit unserem eisgekühlten Bier verkleinern, aber bei der Wundversorgung hat Krankenschwester Heike völlig versagt, was uns kurz darauf mit riesigen Eitermengen quittiert wurde.

Mit ca. 12 Millionen Einwohnern ist Teheran die Hauptstadt des Iran und hat eine Vielzahl von großartigen Palästen und Museen. Um diese Stadt zu erkunden braucht man viel Zeit und Ausdauer. Unseren Sprinter stellten wir für ein paar Tage an dem kleinen sehr zentral gelegenen Aghaghia Park in einer Wohnstraße ab und erkundeten von da aus Teheran mit dem Taxi. Auch hier wurden wir wieder von Anwohnerinnen eingeladen, eine brachte uns morgens sogar Eier und Butter fürs Frühstück ... .

Der Golestan-Palast war Regierungssitz der qajarischen Könige. Dort wurde 1925 Reza Shah Pahlavi und 1967 sein Sohn Mohammad Reza Shah gekrönt.

Krone von Farah Diba
Krone vom Shah (nationale Juwelenschatzkammer)

Die ehemalige amerikanische Botschaft wurde 1979 von revolutionären Studenten gestürmt und 52 amerikanische Botschaftsmitarbeiter wurden als Geiseln genommen. Erst nach 444 Tagen durften sie das Land verlassen. Von hier aus soll auch Spionage betrieben worden sein.

Teheraner Basare …

Gaz
Sohan

Der Freiheitsturm (Azadi Tower) ist das Wahrzeichen des modernen Teheran …

Die Saadabad-Palastanlage, im nördlichen Stadtgebiet Teherans, umfasst 18 Paläste. In den 20er Jahren wurde die Anlage von Reza Schah Pahlavi und ab den 70er Jahren von seinem Sohn Mohammad Reza Pahlavi zu Amts- und Wohnzwecken benutzt. Im Zuge der islamisch-iranischen Revolution wurde sie ein Museum …

Grüner Palast (hier durfte leider nicht fotografiert werden)

Weißer Palast …

Von Mohammad Reza Pahlavi blieben nur noch die Beine übrig …

So konservativ hatten wir uns den Iran nicht vorgestellt. Im Straßenbild sahen wir überwiegend (gefühlte 80 %) schwarz gekleidete Frauen, die meisten davon in einen Tschador gehüllt. Der Tschador ist meistens ein schwarzes weites Tuch, welches mit einer Hand vor dem Gesicht zusammen gehalten wird, und nur noch die Nase und die Augen frei lässt. Selbstverständlich gibt es auch moderne Frauen, die bunte Tücher so lässig tragen, dass ihr Haar kaum bedeckt ist. Sie sind chic und figurbetont gekleidet. Aber solche Frauen sahen wir nur selten und dann meist in den Großstädten.

Es wurde für uns immer schwieriger an sauberen bzw. überhaupt an Diesel zu kommen. Zum Tanken benötigt jeder eine Tankkarte, die uns anfangs vom Tankwart zur Verfügung gestellt wurde. Ohne Tankkarte kein Diesel. Und von heute auf morgen hatten die Tankwarte keine Tankkarte mehr und auch der vorher so reine durchsichtige Diesel war leicht gelblich. Somit wurde das Tanken zu einem ständigen Kampf. Manchmal besorgte uns der Tankwart von den LKW-Fahrern eine Karte, auf die wir tanken konnten. Manchmal auch nicht. Dann blieben wir einfach solange an der Zapfsäule stehen (wir blockierten natürlich alles) bis uns jemand aus seinem Kontingent Diesel abgab. Manchmal auch nur 20 oder 30 Liter, so dass wir mehrere Fahrer „anpumpen“ mussten. Sehr nervenaufreibend. Um den Schmuggel zu unterbinden (1 Liter Diesel kostet im Iran 0,02 Euro), soll die Regierung die Diesel-Kontingente der LKW-Fahrer drastisch gekürzt und den Tankwarten teilweise die Tankkarte abgenommen haben.
Die Tankstellen waren voll, eng, hektisch und der Boden super versifft mit schmierigem Diesel und Öl, … und dann wieder ab in den Sprinter mit Teppichboden im Fahrerhaus!!
Mit einem Wasserglas überprüften wir jedes Mal die Qualität des Diesels. Das Bild ist natürlich nicht an einer Tankstelle entstanden, dort hatten wir nicht die Nerven dafür.

Diese alten Schätzchen können alles tanken was qualmt …

Zum Abschluss unserer Iranreise fuhren wir noch einmal durch kleine Straßen und Dörfer Richtung Türkei. In einem kurdischen Dorf sahen wir in einem Schaufenster 2 Brote liegen. Die Tür der Bäckerei war aber verschlossen. Sofort war wieder einmal ein „Helfer“ zur Stelle. Er fand den Bäcker mit dem Schlüssel und schenkte uns das Brot … .

In Qareh Kelisa, direkt vor dem armenischen Kloster Sankt Thaddäus, verbrachten wir eine wunderbar ruhige Nacht und fuhren am nächsten Morgen zur Grenze in Gürbulak und weiter nach Dogubayazit. In 45 Minuten hatten wir die Iranisch-Türkische-Grenze überschritten.

Die IranerInnen sind sehr interessiert daran, was wir von ihrem Land und seinen Menschen halten. Ihnen ist es enorm wichtig, dass wir einen guten Eindruck mit nach Hause nehmen und sie tun wirklich alles dafür!!!

Wir behalten den Iran in Erinnerung, als ein Land voller Widersprüche zwischen Regierung und Bevölkerung, zwischen Tradition und Moderne. Die Menschen versprühten Lebensfreude, Witz, Freundlichkeit und Gastfreundschaft, wie wir es bisher noch nicht erlebt haben.

Hier ein paar Fakten zu Iran:

Einwohner: ca. 82 Millionen
Religion: 99 % Muslime (90 % Schiiten, 9 % Sunniten)
Größe Iran: 1.648.000 km² (4,5 mal so groß wie Deutschland)
1 Euro: 150.000 Rial (IRR), der Rial verliert stark an Wert
10.000 IRR: 0,07 Euro
1 l Diesel: 0,04 Euro, wir haben für insgesamt 25 Euro in Iran getankt!!!
Taxi für 5 – 15 km: 0,70 - 1,40 Euro
Wasser (1,5 l): 0,15 Euro
1 alkoholfreies Bier (0,5 l): 0,70 Euro
Eintritt in Sehenswürdigkeiten p. P.: 0,60 - 1,40 Euro
Abendessen p. P.: 1,50 - 3,00 Euro
Campingplätze: keine vorhanden, Iraner campen im Park
72 GB Internet: 8,40 Euro
Deutsche: bei Iranern sehr beliebt
Verständigung: Englisch wird meistens nur ein paar Worte gesprochen, es gibt natürlich Ausnahmen
Sicherheit: Fühlten uns extrem sicher, man könnte fast vergessen die Autotür abzuschließen
Geographie: Riesige Gebirgsketten mit mehr als 40 Bergen über 4.000 m durchziehen das Land. Wir hielten uns überwiegend zwischen 1.000 und 1.500 m auf
Km gefahren: 6.040 km
Übernachtungsplätze: 42 x übernachtet an 29 verschiedenen Übernachtungsplätzen