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Argentinien & Chile 19.01. - 08.04.2024

Kurz bevor es dunkel wurde, schafften wir es über die argentinische Grenze und blieben in Gualeguaychú, einem quirligen am See gelegen Ort. Im Dunkeln fanden wir nicht so schnell einen Übernachtungsplatz. Deshalb fuhren wir auf einen Campingplatz und sahen erst im Hellen, wie furchtbar es hier war. Durch Überschwemmungen war die Erde zusammengeschoben, das Waschhaus war viel schlimmer als in Afrika und wir wurden von Mücken überfallen. Danach waren für uns Campingplätze erst einmal tabu.

Von San Miguel del Monte (es war der Geburtstag von Yvonne) war unser nächstes Ziel mit dem schönen Namen Bahia Blanca, dort wollten wir etwas feiern. Doch so einen hässlichen Ort sahen wir selten und Heike gab sofort Gas. In Medanos waren leider am Sonntag alle Restaurants geschlossen und so fuhren wir auf einen Platz mit vielen Zelten und Autos, tranken leckeren Sekt und aßen „leckeres“ Brot. Unsere Stimmung wurde immer ausgelassener, bis der Betreiber des Platzes uns freundlich mitteilte, dass er um 22.00 Uhr schließt, in 5 Tagen erst wieder aufmacht und nun alle den Platz verlassen müssen.

Weit konnten wir auch nicht mehr fahren, und stellten uns an die nächste Straßenecke. Essen nicht geklappt, Campen nicht geklappt, aber der Sekt war prima … und das Klima am Abend sehr schön.

Die kleinen Orte in Argentinien sehen irgendwie alle gleich aus. Die Straßen sind wie ein Schachbrettmuster angelegt, sie sind extrem breit und überwiegend, bis auf die Hauptstraßen, Einbahnstraßen. An den Straßenrändern sind oft Bürgersteige mit auf Stelzen stehenden Müllkörben und dann kommen kleine, flache Häuser, einfach gebaut, manchmal auch Reihenhäuser. An der Hauptstraße befinden sich die kleinen Geschäfte. Jeder Ort hat einen Bäcker, einen Fleischer, einen Kiosk, einen Lebensmittelladen, alles sehr klein, aber das Wichtigste bekommt man dort. Polizei ist abends präsent, indem sie auf den Straßen herumsteht, auch schon mal ein Auto kontrolliert, aber alles sehr relaxt.

In Balneario El Cóndor leben 35.000 Papageien in einer Felswand direkt am Strand. Überall fliegen Schwärme von schreienden Papageien herum.

Im Reserva Punta Bermeja kann man Seelöwen beobachten, aber leider war die Anlage geschlossen. Wir quetschten uns durch den Zaun und konnten alleine und in Ruhe bei 37 Grad alles besichtigen. An einer Aussichtsplattform in Bajada de Echandi übernachteten wir, es war sehr warm, aber nachts wehte ein so starker Wind, dass unser Sprinter heftig schaukelte und wir kein Fenster öffnen konnten.

Immer an der Küste entlang fuhren wir auf der Straße Nr. 1 bis wir in den Ort Bahia Creek kamen, der von einer großen Wanderdüne umschlossen ist. Durch den starken Wind war viel Sand in der Luft. Einige Häuser waren teilweise durch den Sand schon zugeschüttet, es war furchtbar erdrückend und deprimierend. Für uns fühlte es sich apokalyptisch an … .

Die Küstenstraße endete abrupt in Sandverwehungen. 2 Autos vor uns hatten sich schon festgefahren. Darauf hatten wir so gar keine Lust, drehten um und nahmen dafür einen großen Umweg, wieder zurück auf die Straße Nr. 3, in Kauf.

Die Gegend ist überall platt, mit kleinen Büschen, Rindern und Zäunen, und das geht hunderte Kilometer so weiter.

Playas Doradas ist kein besonders schöner Ort, aber jetzt zur Hauptsaison sind am Strand bei 38 Grad Massen von Touristen. Fasziniert sind wir immer wieder von den alten Bussen der Argentinier, die hier herumfahren oder herumstehen. Wir können nicht erkennen, ob die Argentinier unterwegs und im Urlaub sind, oder ob der Bus ihr zu Hause ist.

Noch immer fahren wir auf der Straße Nr. 3 nach Puerto Madryn. Es ist eine Großstadt und es lagen 2 Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Gerne wären wir mal wieder unter Menschen, aber hier war alles zu voll und auch zu heiß.

Im Naturreservat Reserva Loberia de Punta Loma besuchten wir wieder Seelöwen. Diesmal war auf dem Strand viel los, die Bullen kämpften um die Weibchen und bissen sich gegenseitig weg.

Playa Union hat uns gut gefallen, aber es war dort heiß (39 Grad), es gab keinen Schatten, die Wellen waren zu hoch uns so fuhren wir leider am nächsten Tag weiter zur Farm Estancia La Antoineta, mit guten Bewertungen. So einen absoluten Reinfall hatten wir schon lange nicht mehr, auch wenn die Landschaft rundherum nett war. Es war sehr teuer, keine gute (gerade) Abstellmöglichkeit für unseren Sprinter, kein Wasser und das schlechteste Essen während unserer ganzen Reise … .

Dafür wurden wir anschließend in dem Naturreservat für Magellan-Pinguine, Punta Tombo, reich beschenkt. Es war ein wunderbarer Spaziergang auf abgegrenzten Wegen, hügelig mit Büschen, teilweise auf Holzplanken, teilweise auf Schotter und überall watschelten kleine süße Pinguine ohne Scheu vor uns her. Rechts und links des Weges standen oder lagen sie in ihren Höhlen herum oder schaufelten ihre neuen Höhlen aus. Auf den Wegen durften wir uns frei bewegen, aber die Pinguine hatten immer Vorfahrt, sie durften nicht gestreichelt und nicht gefüttert werden. Die Guanakos sprangen am Meer entlang, es war eine wunderbare friedliche Atmosphäre. In Punta Tombo sollen zwischen 500.000 und 2 Mio. Tiere leben.

Nochmal einige km zurück Richtung Norden, am Playa Isla Escondida, der Kiesstrand ging schon in kleine mit Moos bewachsene Felsplatten über, sahen wir endlich diese fetten Tiere mit ihren faltigen, schlabbrigen verlängerten Nasen, die See-Elefanten. Von weitem erkannten wir keine Konturen, sie sahen aus wie fette Nacktschnecken.

Zwischen November und Mai häuten sich an der Küste die See-Elefanten. Von ihrer langen Reise im Meer müssen sie sich regenerieren und dürfen sich nur so wenig wie möglich bewegen. Viel Bewegung und Stress würden sie auf Dauer nicht überleben. Deshalb darf man sie auf gar keinen Fall stören oder ihnen zu nahe kommen.

Von da aus landeten wir im kleinen, beschaulichen, am Meer gelegenen Ort Camarones, in dem wir uns erst einmal, abwechselnd bei Wind, Sonne, Regen, starken Böen aber dafür nur 30 Grad heiß, etwas ausruhten.

Die Gegend ist hier wie überall platt mit kleinen Hügeln und Bewuchs.

Am Cabo Dos Bahias gibt es auch eine Schutzzone für kleine Magellan-Pinguine an einer wunderschönen Küste.

Von Rada Tilly an der Küste 

fuhren wir quer durch die Pampa auf der Straße Nr. 26 Richtung Chile zu den versteinerten Wäldern (Bosque Petrificado Sarmiento). Dort erwartete uns eine karge Hügellandschaft, aus der Felsen in unterschiedlichen Farben herausragten und die mit bis zu 65 Mio. Jahre alten versteinerten Baumstämmen übersät war.

Heute kann bestimmt werden, in welchem Jahrtausend die einzelnen Erdschichten entstanden sind. Früher war dort eine Landschaft aus Lagunen, Palmwäldern, Farnen und Nadelbäumen, die durch Erdbeben verschüttet wurde und versteinerte. Durch den ständig vorherrschenden Westwind wurden über viele Jahrtausende die Erdschichten weggeweht und hinterließen dieses Schauspiel. Die versteinerten Stämme liegen überall herum und sehen aus wie normales Holz, nur eben aus Stein.

Diese Kargheit, diese farbigen Berge, dazu dieses wunderbare Licht, es war großartig.

Die Gegend bis Perito Moreno entlang der Straße Nr. 40 war relativ langweilig, rechts und links ganz platt, alles Steppe und es ging immer geradeaus. Manchmal sahen wir ein paar Hügel, etwas Grün und dann wurde es wieder platt. Schlimm war der unglaublich starke Seitenwind.

Abends kamen wir in Perito Moreno an. Der Ort war voll mit Campern und großen Allradwagen, überall Touristen, überwiegend Chilenen. So viele Touristen sahen wir schon lange nicht mehr.

Der Campingplatz war trotz guten Bewertungen im Netz für uns „Nebel des Grauens“. Zwischen zwei LKW`s aus Österreich war für uns noch ein Platz frei. Und so lernten wir die österreichische Combo Gertrud, Pepi, Heinz und Dietmar kennen.

Pepi sprach uns am nächsten Morgen sofort an „ na, was seid ihr denn für welche“. Er war sehr kommunikativ und lud uns ein, mit ihnen die Straße Nr. 41 statt 40 zu fahren, die sehr schön und einsam sein soll. Dazu hatten wir große Lust. Im Ort kauften wir Fleisch und Wein und trafen uns dann mit ihnen an der Abzweigung zur 41. Da wir meistens zu faul sind, lassen wir auch auf Wellblechpisten oder Sand ganz selten Luft ab. Aber da wir mit so tatkräftigen Männern unterwegs waren, kamen wir nicht drum herum.

Die Gegend war großartig. An jeder „Gießkanne“ wurde angehalten und Heike schoss sehr viele Fotos. Dieser wunderbar blaue Himmel mit kleinen Wolken, diese Felsformationen, dazwischen Steppe, Wüste, Büsche, es war unwahrscheinlich schön und auch warm.

Wir fanden einen Traumplatz mit Feuerstelle und einer wunderbaren Aussicht. Dort verbrachten wir die Nacht und grillten. Gertrud, Pepi, Heinz, Dietmar und wir saßen zusammen am Feuer unter einem klaren Sternenhimmel, aßen lecker, tranken, quatschten und wurden immer etwas betrunkener. Abends kühlte es ab, aber wir hatten ja unsere warmen Daunenmäntel dabei. Nachts fing es an zu nieseln, aber wir saßen mit unserem Regenschirm so lange am Feuer, bis die Flaschen leer waren ...

Morgens fuhren wir zusammen los. Diese furchtbaren Frühaufsteher ;-)) hatten schon gefrühstückt und wir kamen gerade aus dem Bett. Zum Zähneputzen hat die Zeit aber noch gereicht. Die Gegend? Ist unbeschreiblich schön. Dazu kam natürlich noch die Sonne, der blaue Himmel mit seinen weißen Wolken, die Berggipfel und -zipfel und die riesigen Kormorane, die in der Thermik schwebten. Es war eine Schotterstraße, mal mit Wellblech mal ohne und sehr einsam.

Abends wurde es lause kalt und es stürmte. Unsere Autos stellten wir wie ein U auf.

Morgens trennten sich unsere Wege, alle fuhren in eine andere Richtung. Wir fuhren in den kleinen Ort Lago Posadas, dort gab es eine Tankstelle (Tankstellen gibt es hier extrem wenige und nicht alle haben Diesel) einen kleinen Laden, Wasser, Brötchen und Internet.

Die nächsten 300 km waren die Hölle. Der Wind war so stark, dass wir Angst hatten, dass unsere Dachflächenfenster abreißen, so wackelten sie. Ausgekuppelt rollte unser Sprinter weiter, manchmal wurde er auch zur Seite gedrängt. Es fühlte sich alles sehr bedrohlich an. In der Wüstenlandschaft konnte sich der Sandsturm so richtig aufbauen. Der Wind ist schon schlimm, aber die plötzlichen Böen hauen alles um. Die Motorradfahrer, die uns entgegen kamen, hingen aufgrund des starken Seitenwindes so schräg, dass sie kurz vor dem Umkippen waren. Die Größten für uns auf den Straßen waren die Fahrradfahrer. Aber diesmal war der Sturm so stark, dass sie von ihrem Fahrrad geweht wurden. Uns war schleierhaft, wo sie sich unterstellen konnten. Sie standen im absoluten Nichts.

 

Im Nationalpark Perito Moreno standen wir am phantastischen türkis blauen Lago Belgrano. Die Färbung entsteht, da das Wasser aus Gletscherflüssen kommt, die Partikel in Suspension enthalten und eine milchig weiße Farbe erzeugen. Hier in dem Park konnten wir schön wandern. Wir wechselten an den Lago Burmeister, aber das Wetter war nicht gut, es war kalt, regnerisch und sehr windig. In der Nacht sollte es wieder einen Sturm geben. Am nächsten Tag verließen wir diesen schönen Park aufgrund des schlechten Wetters.

Die Landschaft von Patagonien empfinden wir als unwahrscheinlich schön, uns stört aber der unglaubliche Wind / Sturm mit seinen Böen. Er ist manchmal so heftig, dass wir im Sprinter bleiben oder in ein Lokal gehen müssen. Spazieren gehen ist nicht möglich. Manchmal bekommen wir die Türen auch nicht auf, auch unsere Schiebetür können wir manchmal nur zu zweit öffnen.

Abends kamen wir an der In-Tankstelle in Gobernador Gregores an. Hier pulsierte das Leben, von überall kamen Motorradfahrer, Camper, PKWˋs, Fahrräder und LKWˋs. Es wird getankt, gegessen, geduscht und nebenan im Supermarkt noch schnell eingekauft. Hier konnten wir all das kaufen, was wir so lange vermissten. Sogar Internetempfang gab es hier, mal besser, mal schlechter und natürlich gab es Duschen. Obwohl wir in unserem Sprinter eine außen- und innenliegende Dusche haben, finden wir es spannend an Tankstellen, Rastplätzen oder Hostels zu duschen. Dabei gibt es immer wieder etwas Neues zu erleben.

Obwohl die Sonne schien, war der Wind so stark, dass wir nicht raus konnten. Irgendwie wussten wir nicht so richtig weiter … sahen dann aber in der Wetter-App, dass das Wetter in El Chaltén sonnig und die Spitzen des Fitz Roy sogar sichtbar sind. Es ging also los und 5 Stunden später waren wir auf einer traumhaften Panoramastraße. Der Fitz Roy in seiner ganzen Pracht und Schönheit direkt vor uns (Parque Nacional Los Glaciares). Rechts daneben ein wunderbares Gebirge und wunderschöne Wolken, die wie Ufo`s aussahen. Eigentlich war das Wetter traumhaft. Die Sonne schien, der Fitz Roy war wolkenlos aber der starke Wind und die Böen setzten uns manchmal richtig zu. Ein scharfes Foto zu knipsen, ohne die Möglichkeit das Handy aufzulegen, war nicht möglich. Der Fitz Roy ist mit seinen 3.400 m nicht der höchste Berg in dieser Gegend, aber der imposanteste und auffälligste. Wer ihn einmal gesehen hat, vergisst ihn nie.

In der Abendsonne saßen wir in Patagonien das 1. Mal draußen und tranken ein Bier. Natürlich mit dicker Jacke und Schal. Aber wir haben es sehr genossen.

El Chaltén am Lago Viedma ist einer unserer Lieblingsorte. Hier sind überwiegend junge Menschen mit Rucksack, Zelt und Isomatte unterwegs. Es ist ein schönes Treiben. Trotz Hochsaison ist die Atmosphäre locker und entspannt. Hier ist alles möglich: klettern, angeln, Kajak fahren, wandern und trecken. Es ist für uns der 1. Ort in Argentinien, der nicht wie ein Schachbrettmuster angelegt ist. Auch das ist das charmante, alles etwas durcheinander und die Straßen aus Schotter.

In El Calafate am Lago Argentino trafen wir Inge und Hans wieder, die wir bereits in Montevideo kennen lernten. Unsere beiden Sprinter befanden sich auf demselben Frachter. Abends saßen wir noch mit einer Kölner Familie (2 Kinder) zusammen im kleinen Sprinter und hatten viel Spaß.

Morgens besuchten wir das, wie ein Eisberg gestaltete, schöne Gletschermuseum (Glaciarium Patagonian), in dem ausführlich die Entstehung der Gletscher dargestellt wird. Dazu gehörte eine Glacio-Bar, in der alles aus Eis ist.

Abends fuhren wir eine ¾ Stunde über eine ganz furchtbare Schotterstrecke in den Parque Nacional Los Glaciares. Es war ein wunderschöner Platz mit toller Aussicht, blauem Himmel, Sonnenschein, einsam und ruhig. Nur die Ranger kamen vorbei und Ingrid und Hans warteten auf uns.

Am nächsten Tag erlebten wir ein großartiges Schauspiel und das Highlight unserer Reise die Gletscher im Nationalpark Los Glaciares. Der Gletscher kann über mehrere Routen besichtigt werden. Die Routen sind durch Metalltreppen miteinander verbunden und von Aussichtsplattformen hat man eine spektakuläre Aussicht. Das Eis schimmerte hellblau. Schiffe, vollgestopft mit Touristen fuhren Richtung Eisberg (Gletscherzunge) hielten aber immer Abstand, da beim Kalben des Gletschers Wellen entstehen. Auch Kajaks waren unterwegs. Der Perito Moreno-Gletscher, dessen Gletscherzunge sich 60 m hoch und 4 km breit aus dem Lago Argentino erhebt, ist nicht der größte aber wohl der spektakulärste Gletscher Patagoniens, den man fast auf Meereshöhe bewundern kann.

Alle waren aufgeregt, wenn es donnerte und wussten, jetzt kalbt irgendwo der Gletscher. Die Kameras wurden gezückt, meistens aber vergebens. Es ging alles so schnell. Nur wer sehr viel Glück hatte, konnte einen Film drehen oder ein Foto schießen.

Über weite Strecken ging es treppauf und treppab, und sogar hier hatten die Argentinier ihre Thermoskanne mit heißem Wasser und ihren Becher mit Matetee im Arm. Manchmal entsteht der Eindruck, die Thermoskanne und der Matebecher sind angewachsen. Es war ein super toller Tag, die Sonne schien, es war 26 Grad warm und windstill. Alle Bäume und Büsche waren grün.