Indien 16.12.2024 - 14.01.2025
Nun ist es schon 15 Jahre her, dass wir das letzte Mal in Indien waren. Bisher waren wir der Meinung, dass Indien das exotischste Land ist, das wir je bereist haben. Das wollten wir unbedingt noch einmal überprüfen!! Früher hatten wir uns immer Royal Enfields gemietet, aber aus dem Alter sind wir nun raus … und so sind wir mit einem kleinen Mietwagen losgebraust …
Der Flug mit Air India nach Delhi dauerte ca. 8 Stunden, bei einer Zeitverschiebung von 4,5 Std. Unser Autovermieter holte uns vom Flughafen ab. Erst einmal waren wir zufrieden, bis wir feststellten, dass der kleine SUV heruntergekommen und die Scheinwerfer vorne defekt waren, dass das Seitenfenster nicht geöffnet werden konnte und die Reifen mittlerweile Slicks waren. So ein Auto wollten wir nicht, aber woher so schnell Ersatz bekommen? Dabei stellten wir fest, dass die Autovermietung nur ein Vermittler war und somit keine eigenen PKWˋs hatte. Es wurde verhandelt und telefoniert und plötzlich stand ein anderes kleineres Auto, ein Tata Punch, vor uns. Ein seltsamer, seitenlanger und von uns nicht lesbarer Vertrag ohne Angaben des Eigentümers wurde unterzeichnet und ohne Papiere oder anderweitige Dokumente fuhren wir los. Später erhielten wir per WhatsApp das "Vehicle Registration Certificate".
Der Verkehr war die Hölle. Auf einer dreispurigen Autobahn brauchten wir für 100 km 3 Stunden. Obwohl Heike ganz toll alle schwierigen und brenzligen Situationen meisterte, war es doch sehr anstrengend. Aus 3 Spuren wurden 4 oder 5. Es wurde rechts und links, manchmal auch doppelt überholt. Auf der rechten Spur, für uns die Überholspur und überwiegend von LKWˋs und Bussen befahren, fuhr ein SUV rückwärts. Auf der rechten und linken Spur kamen uns genauso wie auf der Einfahrt zur Autobahn PKWˋs entgegen. Trotz des riesigen Verkehrs überquerten Kühe, Fußgänger und Fahrradfahrer die Fahrbahnspuren und wer am lautesten hupte hat gewonnen.
Leider war das wunderschöne Taj Mahal vom Smog umgeben. Der Großmogul Shah Jahan ließ den Bau für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal als Symbol der Liebe errichten. Es dauerte fast 22 Jahre und 20.000 Handwerker waren beschäftigt, bis das Taj Mahal 1648 fertiggestellt wurde. Man sollte sich jedoch nicht in der Romantik verlieren, der Großmogul hatte 72 Frauen und das Taj Mahal war sicherlich auch eine Demonstration seiner Macht und nicht nur ein Denkmal unvergänglicher Liebe …
Jaipur wird die "Pink City" genannt, obwohl die Häuser in der orientalisch anmutenden Altstadt eher Ocker-Orange sind. Alle Häuser wurden anlässlich des Besuches von Prinz Albert 1876 in den Begrüßungsfarben Rosa-Orange gestrichen. Seit dem hat sich kaum etwas verändert, die Altstadt ist nahezu unverändert und steht unter Denkmalschutz.
Der Boulevard ist sechsspurig und sehr stark befahren. Um die Straße zu überqueren, muss man sich in den fahrenden Verkehr wagen und sich zwischen Autos, Mopeds, Scootern und Fahrrädern hindurch schlängeln, sehr gewöhnungsbedürftig. Aber die Fahrer finden immer einen Weg nur Millimeter entfernt rechts und links an Hindernissen und uns vorbei zu brausen.
Der Palast der Winde (Hawa Mahal) ist von außen wunderschön anzusehen. Es ist aber ein Luftschloss im wahrsten Sinne des Wortes, da er nur aus einer Fassade mit 953 Nischen, Fenstern und einem Treppenaufgang besteht. Der Palast wurde für die Haremsfrauen errichtet, damit sie sich die pompösen Festumzüge ansehen konnten, ohne selber gesehen zu werden.
In Sawai Madhopur übernachteten wir in einem etwas außerhalb des Getümmels liegendem Hotel. Wir wollten die im Ranthambhore-Nationalpark lebenden Tiger sehen, die in Indien fast als ausgestorben gelten. Morgens um 06.15 Uhr sollten wir abgeholt werden, für uns viiieeel zu früh. Tatsächlich ging es auch erst um 7.00 Uhr los, mit einem Jeep für 20 Personen. Die Sitze waren sehr klein, wohl für Inder ausgelegt, so dass es für uns ganz schön eng wurde. Bisher hatten wir alle Safaris in Afrika alleine durchgeführt. Dies war die erste und wohl auch die letzte Safari, die wir organisiert erleben. Es war genauso schrecklich wie wir es uns vorgestellt hatten, aber mit dem eigenen Auto durften wir in den Park nicht hinein. Großzügig entschädigt wurden wir aber durch die Tigerin Noor, die direkt an uns vorbei lief.
Bundi sollte eine ganz entspannte und schöne Stadt sein. Unser Ziel war ein Hotel in der Altstadt, am kleinen See Nawal Sagar gelegen. Die Gassen dorthin wurden immer enger und enger und wir waren kurz davor stecken zu bleiben. Aber Heike meisterte es wieder großartig. Wir fuhren auf den Palast zu und fanden es unglaublich, wie er gebaut wurde … wunderschön, mit Erkern und Balkonen, mitten im Fels gelegen. Und davor die Altstadt mit ihren winzigen Gassen und kleinen Geschäften.
Unser Hotel war wohl mal ein Luxus-Hotel. Die Zimmer waren toll bemalt, sauber und mit einem riesigen Bett, aber die beste Zeit hatte es hinter sich. Es war wunderbar gelegen, mit einem großen Garten und Sicht auf den Palast. Morgens frühstückten wir in unserem wunderbaren Garten. Wie fast immer während unserer Reise, gab es Aloo Paratha (ähnlich wie Chapati mit Kartoffeln) mit Chai Masala und / oder Milch-Kaffee.
Der Palast ist sehr eindrücklich und bemerkenswert, insbesondere wenn man von außen die vielen kleinen Balkone und von innen diese wunderbaren Torbögen und Eingangstüren sieht. Aber es ist leider alles sehr verfallen und auch wohl nicht mehr zu retten. Sehr traurig zu sehen, wie dieses wunderbare Gebäude nach und nach verfällt und die wunderschönen in ganz Indien einmaligen Wandmalereien verkommen.
Udaipur wird durch den Fluss Swaroop Sagar unterteilt in die Altstadt auf der einen Seite und in die Brahm Puri Halbinsel mit ihren besseren Hotels, Restaurants und Häusern auf der anderen Seite. Auf der Halbinsel übernachteten wir in einem schönen Hotel mit Parkplatz (ist hier eine Seltenheit). Von unserer Dachterrasse hatten wir einen schönen Blick auf die Altstadt, den Palast und den Pichola See. Aufgrund der Ruhe fühlten wir uns auf den Dachterrassen immer wie in einer Oase.
Die größte Sehenswürdigkeit ist der Stadtpalast, der größte Palast Rajasthans. Ein Teil des Palastes dient auch heute noch als Residenz des Maharadschas. Der riesige Vorhof war beeindruckend, aber das Innere des Palastes haben Massen von meist indischen Touristen besichtigt, so dass man Platzangst bekommen konnte. Es war dadurch nicht schön.
Die Altstadt von Udaipur ist sehr touristisch und alle kleinen Geschäfte sind mit Souvenirläden vollgestopft und die Straßen sind überfüllt mit Scootern und Mopeds, die einen Höllenlärm machen. Der Nachteil der Beliebtheit ist, dass das typische indische Alltagsleben in der Altstadt fast vollständig verdrängt wurde. Verlässt man diesen kleinen von Touristen überfluteten Bereich, ist man allerdings sofort wieder mitten drin im normalen indischen “Wahnsinn“.
In Ranakpur steht der Adinath Tempel, einer der schönsten und bedeutendsten Jain-Tempel Indiens. Mit seinen 1.444 ornamentierten Marmorsäulen im Haupttempel fasziniert er durch die detailgenau gemeißelten Skulpturen. Jeder Zentimeter ist mit Göttern, Tieren, Blumen und Tänzerinnen verziert und jede Säule wurde unterschiedlich gestaltet. Die Kuppeldecke der Haupthalle zeigt die sechzehn Göttinnen der Weisheit. Bekannt ist der Jainismus für die Nichtverletzung von Lebewesen. Jainas ernähren sich so, dass keine Tiere dafür leiden oder sterben müssen und Pflanzen nur im unvermeidlichen Maß geschädigt werden. Es gibt ca. 4,4 Millionen Gläubige. Selbstverständlich mussten wir die Schuhe ausziehen und als nicht Gläubige durften wir auch nicht ins Allerheilige. Aber der Tempel war großartig.
In Pushkar hatten wir nach ca. 14 Tagen das erste Mal Sonnenschein mit blauem Himmel. Pushkar ist ein heiliger Pilger-Ort, in dem es verboten ist, Drogen, Alkohol oder nicht vegetarisches Essen zu konsumieren. Der Reiz dieses Ortes ist leider teilweise verloren gegangen, weil in allen Häusern Souvenir-Geschäfte sind, die aber alle das Gleiche anbieten, Kleidung, Silberschmuck und Utensilien für die Gläubigen. Regelmäßig wurden wir von Bettlerinnen und Bettlern angesprochen und trotz des Getümmels fahren die Scooter und Mopeds sehr schnell und mit lautem Gehupe durch die kleinen Gassen.
Pushkar war überfüllt mit Pilgern, die an den Ghats des heiligen Pushkar-Sees rituelle Waschungen vornehmen, um sich von ihren Sünden zu befreien. Die Frauen tauchen in ihren Saris im See unter und die Männer tauchen in Badehose oder Unterwäsche ab. Bei Zeremonien am See werden sie von Brahmanen unterstützt, die sie entsprechend einweisen. Lange liefen wir an den Ghats entlang, natürlich ohne Schuhe (bei der Kälte nicht gerade angenehm) und mussten ganz schön aufpassen, dass wir nicht in die Kuh-, Affen-, Hunde- oder Taubenscheiße traten. Manchmal war es ganz schön ekelig. Trotzdem ist das bunte Treiben absolut faszinierend für uns.
Abends fanden wir nach langem Suchen ein Dachterrassen-Lokal, auf der die Bedienung kiffte und wir Bier tranken. Vielleicht ist es nicht richtig, die Alkoholregeln zu missachten, aber den ganzen Tag Wasser, Tee oder Kaffee mit viel Milch zu trinken geht am Abend dann gar nicht mehr. Cola, Fanta etc. trinken wir nicht und die Mixgetränke, die in allen Geschmacksrichtungen angeboten werden sind uns doch zu gewagt, da vielleicht Wasser und Eis zugemischt werden. In Indien weiß man nie … .
Durch eine große Baustelle war der Weg zu unserem Hotel in der Altstadt gesperrt. Man musste es nun offensichtlich von einer anderen Seite aus anfahren, so dass wir uns nicht mehr zurechtfanden. Heike ging zu Fuß und holte aus dem angedachten Hotel einen Mitarbeiter, der mit uns mitfuhr und uns durch die kleinsten Gassen im Bogen um die Baustelle lotste und zu einem Parkplatz in Hotelnähe führte. Das Schönste war die wunderbare Dachterrasse.
Silvesterabend gingen wir in das nobelste Restaurant was es hier gab, in einem sehr edlen Hotel, mit Dachterrasse, ganz feinen Leuten, ganz feiner Bedienung und schlechtem aber sehr teurem Essen. Um Mitternacht wurde extrem laut geknallt, es hörte sich fast wie Explosionen an … ganz furchtbar.
Jaisalmer, war eine uralte Karawanenstadt, die inmitten der Wüste Thar, weitab jeglicher Zivilisation liegt. Sie ist aus gelblich braunem Sandstein gebaut und wird auch die goldene Stadt genannt. Nach zahlreichen Eroberungskriegen und dem wirtschaftlichen Untergang verfiel die Stadt in die absolute Bedeutungslosigkeit. Durch die indisch-pakistanischen Bruderkriege erkannte man die besondere strategische Bedeutung der Stadt als Vorposten zum Erzfeind Pakistan, so dass Jaisalmer ans Schienennetz angebunden wurde. Durch diese verkehrstechnische Anbindung blühte die Stadt wieder auf und die ersten Touristen kamen. Heute ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle der Stadt.
Unser Hotel liegt am Rande der Festung und sah wunderschön aus. Von außen mit Erkern und Giebeln, den alten Kaufmannshäusern in dieser Gegend nachempfunden. Von unserer Dachterrasse aus sahen wir die Festung, wie sie wunderschön mit Erkern und Zinnen auf einem Berg thronte.
Das Herzstück der Stadt, die Festungsanlage beherbergte wie bei anderen Forts nicht nur den Herrscherpalast sondern auch Wohn- und Geschäftshäuser. Heute kann man den Stadtpalast, die Jain-Tempel und Havelis, das sind von sehr reichen Geschäftsleuten erbaute Wohn- und Geschäftshäuser, besichtigen und durch die Gassen schlendern. Dies tun täglich hunderte von indischen Touristen. Trotzdem hat die Stadt inmitten der Wüste Thar ihren Charme nicht verloren. Für uns ist allerdings nicht nachvollziehbar, dass diese so touristische und schöne Stadt so verschmutzt ist.
Die verlassenen Häuser in Kuldhara sind eine Archäologische Städte, die aufwändig restauriert wurde. Heute wird sie von vielen Indern besichtigt. Diese Stätte ist das Highlight von Hochzeitspaaren, die hier aus den wunderschönen Erkern und Fenstern ihr Fotoshooting zelebrieren. Auch Bollywood-Filme wurden hier gedreht.
Die meisten Menschen, die an eine Wüste denken, stellen sich eine goldene Sandwüste mit einer Dünenlandschaft vor. So schön ist die Wüste Thar allerdings nicht. Sie besteht aus Geröll, Sand, Bäumen, Sträuchern und aus der von Touristenmassen besuchten Sanddüne Sam. Auch leben dort Menschen und bewirtschaften bewässerte Felder. Die Gegend um die Sam-Düne ist zugepflastert mit Zeltstädten (desert camps) … unvorstellbar!! Hier werden die ganzen Touristen hin gekarrt, um sich mit anderen hunderten Touristen den Sonnenaufgang oder -untergang auf der wichtigen Düne Sam anzusehen. Anschließend werden sie dann mit Kamelen auf eine ein- oder mehrtägige Tour geschickt. Mit Romantik oder Abenteuer hat dies nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Es ist eine Massenabfertigung, ein Big Business, absolut gruselig. Für einen ungeübten Menschen kann der Ritt auf einem Kamel auch zur Qual werden.
Weil es dunkelte, übernachteten wir in Pokhran. Erschrocken waren wir immer noch über den für uns unvorstellbaren Dreck und über die Massen von Kühen, die hier die Plastikabfälle und die Pappe fraßen. Dafür war das Hotel im Fort Pokaran, das derzeit von der königlichen Familie von Pokhran als historisches Hotel geführt wird, ein Luxushotel nach indischer Art. Die Zimmer waren sehr chic und neu restauriert, aber es war ein düsterer Ort mit dunklen Gängen und Nischen, etwas bedrückend. Abends hatten wir Glück und konnten draußen im Garten in einem Pavillon essen.
Einer der bizarrsten Tempel Nordindiens ist der Karni-Mata-Tempel (bekannt als Rattentempel) in Deshnok. Erst einmal mussten wir auf dem Tempelgelände unsere Schuh ausziehen. Je näher wir dem Tempeleingang kamen, umso stärker rochen wir die Ratten. Angeblich sollen im Tempel 20.000 heilige Raten leben. Der Tempel ist der Göttin Durga geweiht. Als wir reinkamen flitzen überall kleine schwarze Ratten herum. Überall lag Futter. Die Gläubigen füttern sie ununterbrochen mit Essen und Süßigkeiten. Eigentlich müssten die Ratten bald platzen.
Im ganzen Tempel tollten sie herum und in jeder Ecke lagen sie und überall war Rattenkot und Rattenurin. Bei Heike haben sie immer mal wieder an den Füßen geschnuppert und Yvonne sind sie über die Füße gelaufen, soll ja Glück bringen. Die Ratten waren ja ganz süß, wenn man sie dabei beobachtete wie sie miteinander spielten, rannten, überall herumhuschten, wie sie sich balgen, verfolgten, fraßen und Milch schlürften. Es ist dort so heilig, dass wir tatsächlich 2 Männer sahen, die den schmutzigen Boden küssten.
Die Straße nach Bikaner war schrecklich und gefährlich. Insbesondere die weißen SUV`s überholten so knapp, ohne Rücksicht und Platz. Nüchtern waren die Fahrer bestimmt nicht mehr. Yvonne hatte meist die Augen geschlossen und Heike ist mal wieder ganz souverän mit hupen, Lichthupen, ausweichen, draufhalten ohne Beulen oder Schrammen gefahren. Abends haben wir in Bikaner in einem Haveli übernachtet. Die Totengedenkstätten für die Königsfamilie von Bikaner, am Devi Kund Sagar, sehen mit ihrem Marmor und den Kuppeldächern eher wie Sommerpavillons aus. Das Chhatri eines Mannes hat eine vertikale Gedenkplatte, während die Gedenkplatte einer Frau waagerecht mit Fußabdrücken ist.
Im Dunkeln kamen wir in dem Wüstenstädtchen Mandawa in der Region Shekhawati an und landeten in der Altstadt in einem wunderschönen Haveli. In unserem tollen, großen und restauriertem Zimmer fühlten wir uns wohl, es war aber sehr kalt. Unsere Zimmerwände und die Decke waren sehr schön bunt bemalt und die Halle war außergewöhnlich repräsentativ.
Mandawa ist wie ein Freilichtmuseum, man wandert durch verschmutzte Gassen, vorbei an einer der größten Ansammlungen von Havelis in dieser Region. Havelis sind palastartig ausgestaltete Wohnhäuser wohlhabender Händler in Nordindien. Die Havelis von Rajasthan sind kulturhistorisch am bedeutendsten und sind ein wichtiger touristischer Magnet für diese Region. Leider verfallen viele Havelis, weil niemand mehr die Kosten für die Restaurierung dieser wunderbaren Bauten aufbringen kann. Diese riesigen Gemäuer von innen und von außen zu bemalen und zu restaurieren dauert Jahre. Investoren haben einige der Havelis zu chicen Hotels umgebaut.
Mandawa, lag am Knotenpunkt der bekannten Handelsrouten, die bis nach China, Afghanistan und Persien führten und wurde durch den intensiven Handel u.a. mit Gold, Juwelen und Seide reich. Die Kaufmannsfamilien versuchten durch den Bau von prunkvollen Wohn- und Geschäftshäusern den sogenannten Havelis, sich gegenseitig zu übertrumpfen und ihre Macht und ihren Reichtum zu demonstrieren. Erst als die Engländer in Rajasthan eine Eisenbahnlinie bauten, jedoch Mandawa nicht ans Schienennetz anschlossen, wurden Karawanen überflüssig und der Handel ging drastisch zurück. Die Kaufleute konnten die Havelis nicht mehr unterhalten.
Haridwar, im Bundesstaat Uttarakhand, ist im Hinduismus eine Pilgerstätte und zählt zu den sieben heiligen Städten Indiens. Hier fließen nach Vorstellung der Gläubigen die himmlischen Wasser in den Ganges und hier wird auch der Eintritt des Ganges in die Ebene gesehen und der heiligste Fluss der Hindus beginnt hier seine weitere Reise durch den Norden Indiens. Das Bad im Ganges soll die Menschen von allen Sünden reinigen. In Haridwar findet alle 12 Jahre die Kumbh Mela, das größte religiöse Fest der Welt, statt.
Es gibt nur vegetarisches Essen, nirgends gibt es Alkohol und es kommen tausende von Pilgern, arme und reiche. Einige Pilger können sich kein Zimmer leisten und sie liegen dann auf dem Bahnhof, in Ecken, auf Plätzen, überall wo sie Unterschlupf finden. Wer es bezahlen kann, übernachtet in ganz kleinen, einfachen Zimmern. Natürlich gehen reiche Inder, von denen es viele gibt, in gute teure Hotels. Die Pilger reisen oft mit der ganzen Familie, mit Kind und Kegel, mit Taschen, Decken, Koffern und Kochutensilien an.
Das Gelände am Ganges war riesig, mit vielen Brücken und Plätzen. Überall Ghats (Treppen zum Ganges) mit Geländern und an den Ghats befestigten Ketten zum fest halten, damit die Gläubigen nicht mit der Strömung des Ganges mitgerissen werden.
Es gibt mehrere Brücken, von denen man auch eine gute Aussicht auf das Geschehen hat. Dort sitzen Verkäufer von irgendwelchen Kleinigkeiten, aber es sitzen dort auch viele Bettler und viele Sadhus, die in orange gekleideten, heiligen Männer.
Es sind oft arme, alte und kranke Menschen die dort betteln. Natürlich aber auch junge Mitläufer, die von den Touristen profitieren wollen. Sobald man einem Bettler Rupien gibt, sehen das mindestens 10 andere, die alle auf einen zukommen und etwas haben möchten. Leider hatten wir erst Ruhe, nachdem wir alle Bettler ignorierten.
Wir hielten uns den ganzen Tag am Ganges auf und sahen zu, wie die Menschen agierten. Hier kann man alles zu essen und zu trinken kaufen und die wichtigen orangenen Kanister, in denen das heilige Wasser nach Hause transportiert wird. Natürlich auch Blumenketten und Blüten, die dem heiligen Ganges übergeben werden. Auch Frauen überlassen ihre Schleier dem Wasser.
Abends wird auf einem Platz eine Zeremonie abgehalten. Wir sahen den Brahmanen (Angehöriger der höchsten Kaste, sowohl spirituell als auch sozial) von der anderen Seite dabei zu. Sie halten Reden, singen, rufen, entzünden das Feuer und wedeln mit ihm, es ist ein richtiges Spektakel. Es wird gesungen und getrommelt und die Anwesenden singen natürlich mit und alles wird von den Gläubigen mit dem Smartphone im Video festgehalten. Wir verstehen natürlich nichts, aber das Spektakel war sehr interessant und mitreißend.
Rishikesh liegt 25 km nördlich von Haridwar und ist auch ein heiliger Ort, aber viel kleiner. Auch hier werden diese Zeremonien abgehalten, zu der wir am Abend mit einem Scooter hingefahren sind. Die Zeremonie war ähnlich, aber viele Menschen wurden vorher von den Brahmanen gesegnet, mit Gangeswasser, Kokosnuss, Blüten, Kerzen und Bändchen. Die Menschen sind dann sehr glücklich, sie sind ja auch sehr gläubig. Sie bekommen ein Krishna-Zeichen oder einen Punkt auf die Stirn gemalt. Es war sehr angenehm, hell erleuchtet, die Menschen nicht aufdringlich und keine Bettler. Hier war alles sehr geordnet, alles ist überdacht, viel organisierter und kleiner als in Haridwar. Es war pikobello sauber, richtig blitze blank. Man musste sich aber auf diesem kalten Asphalt die Schuhe ausziehen, so dass wir am Rand blieben, der durch Zäune abgesperrt war und wir hatten eine wunderbare Sicht.
Die Gegend in der wir wohnten heißt Tapovan. Die Lage des Hotels war wunderbar, erstmalig haben wir wieder die Berge gesehen, dann sieht man den Ganges und auf der anderen Seite die Häuser. Die Lage war also top, die Zimmer aber sehr einfach und teuer. Hier gab es dann auch wieder Bier zu trinken. Die Eindrücke sind gewaltig, einfach umwerfend und man kann gar nicht alles aufnehmen und verarbeiten.
Tapovan ist unglaublich, die Schotter- und Sandstraßen wurden so eng, dass wir nicht weiterkamen. Hier sind wir dann herumgelaufen, um uns die Sehenswürdigkeiten anzusehen. In Rishikesh gibt es unendlich viele Tempel, Ashrams und Yoga-Zentren, weshalb man es auch als weltweite Yoga-Hauptstadt bezeichnet. Erstmalig sehen wir hier auch viele westliche Touristen und / oder “Erleuchtete“, die hier offensichtlich spirituell unterwegs sind.
Aufgrund der noch weiten Strecke nach Delhi machten wir eine Zwischenstation in Bijnor. Ein Ort ohne Touristen, heruntergekommen und chaotisch, das schlechteste Hotel während unserer Reise. Hier wurde unser Verdacht bestätigt, dass die Bettwäsche nicht immer gewechselt wird, solange sie noch einigermaßen aussieht. In den Hotels verlangen wir immer noch Bettlaken, die wir unter unsere Bettdecken ziehen. Es war nachts so kalt, dass wir in langer Unterhose, Fliespullover und dicken Socken geschlafen haben.
In Dehli hatten wir in einem guten Hotel noch Mitbewohner in unserem Zimmer … Mäuse!! Das stellten wir aber erst nachts um 24.00 Uhr fest. Hätten wir die Mäuse beanstandet, keiner hätte uns verstanden. Heike wurde nachts am Kopf etwas „gestreichelt“ und bei Yvonne sprang beim Anziehen ihrer Hose ein Mäuschen aus dem Hosenbein.
Unser Fazit
Indien hat uns trotz des schlechten Wetters super gefallen, es ist extrem faszinierend, exotisch, widersprüchlich und uns sehr fremd. Es ist ein Land der großen Gegensätze. Auf der einen Seite ist es absolut chaotisch, schmutzig, laut und wuselig und auf der anderen Seite funktioniert doch irgendwie alles, wenn auch etwas langsamer. Jeden Tag hatten wir hunderte von Eindrücken und Erlebnissen. Wir haben wunderbare Kulturschätze besichtigt und bestaunt und waren jeden Tag immer wieder fasziniert vom bunten indischen Treiben. Entsetzt waren wir aber über die Verschmutzung, die uns auf Schritt und Tritt begegnete. Auch die überall sichtbare Armut hat uns sehr erschreckt, obwohl Indien zu den größten Volkswirtschaften der Welt gehört. Im Übrigen ist Indien mittlerweile mit 1,45 Mrd. Menschen das bevölkerungsreichste Land der Welt.
Uns gegenüber waren die InderInnen sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Sie versuchten, es uns immer Recht zu machen. Außerhalb des Autoverkehrs fühlten wir uns sehr sicher, entspannt und entschleunigt.
In Indien hatten wir fast 3 Wochen Smog. Tagsüber war es zwischen 22 und 25 Grad und sobald es dunkel wurde kühlte es auf 5 bis 15 Grad ab. Auf Dachterrassen hatten wir immer unsere Daunenmäntel an.
Die Kartenlesegeräte sprechen, wenn man etwas mit Karte bezahlt, so dass jeder Anwesende weiß wieviel bezahlt wurde. Wir konnten nur ganz selten mit Visa-Debit-Karte bzw. Visa-Kredit-Karte bezahlen. Die Inder haben ein eigenes Zahlsystem, für das man ein einheimisches Konto benötigt. Überall sahen wir QR-Codes um zu bezahlen. Rupien aus dem ATM bekommt aber nur für ca. 100 Euro. Unsere Karten wurden lange nicht an allen Geldautomaten akzeptiert. Da Indien für IT berühmt ist, hatten wir es uns mit dem Geld etwas einfacher vorgestellt.
Die Straßen die von Stadt zu Stadt führten sind sehr unterschiedlich, wir hatten 6 spurige oder 4 spurige Straßen oder Landstraßen, mit guter genauso wie mit ganz schlechter Fahrbahndecke. Für 200 km waren wir schon einige Stunden unterwegs. An fast allen Straßen gab es Mautstellen, unabhängig vom Zustand der Straßen. Mücken gibt es zurzeit nicht. Toilettenpapier ist hier ein Thema. Hotels haben ganz kleine Mini-Rollen und im Geschäft gibt es fast nie Toilettenpapier zu kaufen. Hier wird keins benutzt, sondern es wird sich mit Wasser und der linken Hand gereinigt, so dass nur mit der rechten Hand gegessen werden darf.
Essen wird überall frisch gekocht und wir aßen nur vegetarisch, was es hier überwiegend gibt. Zum Essen wurde uns immer automatisch Wasser auf den Tisch gestellt. Das Bier war immer eiskalt, aber nicht einfach zu bekommen. Da hier meist mit den Händen gegessen wird (in Restaurants auch mit Besteck), ist es für uns schon ein Problem, ein Chapati nur mit der rechten Hand auseinander zu reißen und die Linke nicht zu benutzen. Bei Touristen schaut man nicht so genau hin, da man gegenüber Fremden sehr nachsichtig und tolerant ist.
Überwiegend sahen wir nur indische Touristen. Es waren nur wenige Westler unterwegs.
Mobilen Internetempfang mit 4G oder 5G hatten wir überall.
Hier ein paar Zahlen:
28 Tage in Indien gewesen 18 x die Unterkunft gewechselt 3.520 km mit dem Mietwagen in Indien gefahren
Mietwagen / Tag 27 €
Hotel / Tag 32 €
Wechselkurs 1 € = 88 INR (Indische Rupie)
100 INR = 1,14 €
Benzin, 1 l 1,15 €
1 SIM-Karte von Airtel, 28 Tage (1,5 GB / Tag) 5,50 €
Wasser, 1 l 0,23 €
Bier (0,65 l Flasche oder 0,5 l Dose) 2 € - 4 €
Chai Masala 0,40 €
Milchkaffee 0,60 €
1 Banane 0,05 €
1 kg Orangen 0,70 €
1 Roti 0,10 €
1 Aloo Paratha 1 €
1 Essen im Restaurant 3 €
1 Essen im Imbiss 1 €